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26.10.18 / Die Crux mit dem Leasing / Diesel-Rückläufer belasten den Autohandel existenziell

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-18 vom 26. Oktober 2018

Die Crux mit dem Leasing
Diesel-Rückläufer belasten den Autohandel existenziell
Peter Entinger

Die Dieselkrise schlägt zunehmend auch auf die Händler durch. Vor allem unrentable Leasingverträge machen ihnen zu schaffen. In der Branche mehren sich die Hiobsbotschaften. 

So hat das Hamburger Autohaus Willy Tiedtke Insolvenzantrag gestellt. Trotz intensiver Bemühungen habe die weitere Finanzierung nicht mehr gesichert werden können, teilte das Unternehmen mit. Tiedtke beschäftigt rund 300 Mitarbeiter an sechs Standorten in Hamburg. Das Autohaus ist die Nummer 3 unter den VW-Händlern vor Ort. Neben hausgemachten Problemen hat das Unternehmen vor allem mit Verlusten beim Verkauf von Leasingautos zu kämpfen. 

Wegen drohender Fahrverbote und dem schlechten Image der Diesel-Pkw nach dem VW-Abgas-skandal müssen Händler derzeit hohe Abschläge beim Verkauf hinnehmen. Das schlägt bei den ohnehin eng kalkulierten sogenannten Leasingrückläufern besonders zu Buche. Die Leasingrückläufer, die in der Regel nach drei Jahren zurück an den Handel gehen, könnten nur zu einem deutlich geringeren Marktwert verkauft werden, sagte ein Sprecher des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) dem Nachrichtensender NTV. Die Verluste lägen im Schnitt bei 25 Prozent. Dazu kämen neue Umtauschprämien der Hersteller, um ältere Diesel von den Straßen zu holen – die dann die Höfe der Autohändler zusätzlich überschwemmten, warnte der Verbandssprecher.

Nach Angaben ihrer Verbandsvertreter sitzen die Autohändler auf 350000 solcher Dieselautos, die in den allermeisten Fällen nur die Euro-5-Norm erfüllen. Und die Zahl steige beinahe täglich. Jeder Leasingrückläufer auf dem Hof koste die Händler 28 Euro pro Tag. „Das Thema Leasingrückläufer wird in den kommenden zwei Jahren gehörige Sprengkraft entwickeln“, erklärte Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen gegenüber dem „Spiegel“. 

Beim ZDK geht man davon aus, dass sich die Lage weiter verschlimmert, wenn die von den Spitzen von Union und SPD vereinbarten Umtauschprämien greifen, die Dieselfahrverbote in Städten mit hoher Schadstoffbelastung verhindern sollen. „Wegen der laufenden Zertifizierung für den neuen Abgas-Standard WLTP ist eine Reihe von VW-Modellen derzeit nicht lieferbar“, erklärte der ZDK-Sprecher: „Das ist eine Riesenbelastung. Dazu kommen Rabatte, die die ohnehin niedrigen Margen der meist mittelständischen Betriebe unter Druck setzen.“

So könnte die Pleite des Hamburger Traditionshauses nur der Vorbote einer größeren Krise sein. Karl-Heinz Bley, Präsident des Kfz-Landesverbands Niedersachsen-Bremen, erklärte gegenüber dem „Weser-Kurier“: „Das ist ein Warnzeichen. Im übertragenen Sinne wähle ich das Beispiel: Wenn sie eine unfallreiche Kreuzung haben, ist es ja das Traurige, dass es erst Verkehrstote geben muss, bis sich dort etwas ändert. Und so ist das hier zu sehen. Es ist höchste Zeit, dass Politik und Hersteller einlenken. Ich sehe seitens der Hersteller schon allein eine moralische Verpflichtung.“ Die Bundesregierung hatte von den Autobauern gefordert, alle Kosten für die Motorenumrüstung zu übernehmen. Die Zusagen fehlen allerdings bisher.