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26.10.18 / Deutsche Bank im Sturm / Vor allem US-Amerikaner zerren am arg gerupften Geldhaus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-18 vom 26. Oktober 2018

Deutsche Bank im Sturm
Vor allem US-Amerikaner zerren am arg gerupften Geldhaus
Thomas W. Wyrwoll

Das bisher vom chinesischen Konglomerat HNA gehaltene Hauptaktienpaket der Deutschen Bank wechselt seinen Besitzer und wird voraussichtlich von einem Pekinger Staatsfonds übernommen. Wie von der PAZ bereits vermutet, kann das überschuldete Flug- und Tourismus-Konglomerat HNA aus dem südchinesischen Hainan seinen Anteil an der Deutschen Bank nicht mehr halten und muss ihn wie einen Großteil seines weiteren Besitzes zur Bedienung der durch globale Großeinkäufe aufgelaufenen Schulden veräußern. 

Noch vor Kurzem lag der Anteil bei mehr als zehn Prozent und übertraf damit den der katarischen Herrscherfamilie Al-Thani sowie jenen des US-Vermögensverwalters Blackrock. Nach ersten Notverkäufen im Frühjahr versicherte HNA noch, dass die Eigner ihre übrigen Anteile halten würden – inzwischen belaufen sich diese aber laut Mitteilung der Deutschen Bank auf nur noch 7,6 Prozent. 

Jetzt haben die chinesischen Finanzaufsichtsbehörden ein Machtwort gesprochen und verfügt, dass sich HNA in seinem alten Kernmetier konsolidieren und seinen Bankbesitz ganz verkaufen soll. Als Käufer ist dabei der chinesische Staatsfonds China Investment Corporation (CIC) im Gespräch, der bereits positiv reagiert hat. 

Freilich tun sich die USA schwer mit der Vorstellung eines noch direkteren Einstiegs Chinas in die weiterhin wichtigste Bank der Bundesrepublik. Zugleich schlug die US-Wirtschaftsagentur Bloomberg vor, das Unternehmen in drei Gesellschaften aufzuteilen – oder deutlicher formuliert, auch noch den Rumpf des bisherigen Konkurrenten der angelsächsischen Geldhäuser zu zerschlagen. Die von Bloomberg gezielt gestreuten Informationen setzten wunschgemäß dem Kurs der Deutsche-Bank-Aktie weiter zu, der seit Jahresbeginn um fast 

40 Prozent und seit der Preisblüte vor gut elf Jahren um über 90 Prozent gefallen ist. Mit den jetzigen Zahlen fällt das Unternehmen auch aus dem EuroStoxx 50, was zu weiteren Kursverlusten führen wird, da viele Fonds ihre Aktienpakete der Zusammensetzung solcher Indizes nachbilden. 

Die gezielte Vernichtung des früheren Primus' der deutschen Finanzwelt durch ihre Gegner von jenseits des Atlantiks dürfte sich noch ein Weilchen fortsetzen, auch wenn es dem im Frühjahr ins Amt gelangten neuen Vorstandsvorsitzenden Christian Sewing mit westfälischer Beharrlichkeit gelungen ist, einen erheblichen Teil der Fehlaufstellungen zu begrenzen. 

Dabei hat er sinnvollerweise ungeachtet von Protesten falscher Freunde des Hauses das unter angelsächsischer Ägide stehende und daher für deutsche Marktteilnehmer von der Bedeutung der Deutschen Bank letztlich ruinöse Investmentgeschäft in Übersee zunehmend auslaufen lassen, was fraglos eine Grundvoraussetzung für jegliche Konsolidierung des Unternehmens darstellt. Bestenfalls wenig hilfreich erscheint hingegen das Drängen des einstigen Milliarden-Versenkers und jetzigen Bundesfinanzministers Olaf Scholz (SPD) auf eine Fusion mit der Commerzbank. Solche Ideen gefallen zwar den Aktionären, ändern aber an den Kernproblemen der Frankfurter wenig – außer dass sie ihren letzten noch verbliebenen innerdeutschen Privatkonkurrenten aus dem Spiel nähmen.