20.04.2024

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26.10.18 / Staatsende als Kammerspiel / ZDF zeigt »Kaisersturz« über das Ende der deutschen Monarchie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-18 vom 26. Oktober 2018

Staatsende als Kammerspiel
ZDF zeigt »Kaisersturz« über das Ende der deutschen Monarchie
Manuel Ruoff

Wohl viele kennen die Qual der Wahl. Soll man am Fernsehabend der Dokumentation oder dem fiktiven Unterhaltungsfilm den Vorzug geben, soll man sich etwas mehr oder weniger Lehrreiches erzählen oder sich lieber in eine fiktive Spielhandlung entführen lassen? Die Lösung kann im Idealfall aus einem sogenannten Dokudrama bestehen. Historisch mehr oder weniger Wissenswertes wird einem vorgespielt, mit dem Mittel des Unterhaltungsfilms vermittelt. Es gibt Paradebeispiele in diesem Genre, aber auch Probleme. 

Historische Szenen nachzustellen ist nicht billig. Historische Entwick­lungen über Spielszenen dem Zuschauer zu vermitteln ist nicht einfach. Und häufig sind die uns vorliegenden historischen Erkenntnisse auch zu lückenhaft, als dass sie für eine ganze durchgehende Spielhandlung von, sagen wir einmal, Spielfilmlänge reichen würden. Heutzutage sind deshalb Mischformen aus Dokumentationen und Dokudramen modern, wie wir sie im Grunde seit Guido Knopp kennen. 

Eine solche Mischform ist der knapp eineinhalb Stunden lange Film, den uns das ZDF am Reformationstag ab 20.15 Uhr zeigt. Wie schon seit einiger Zeit modern, ist der Titel mit dem einen Wort „Kaisersturz“ denkbar knapp. Es geht um das Ende der deutschen Monarchie, das fast wie ein Kammerspiel verdichtet wird. 

Nach dem Film bleiben einem vier Männer in Erinnerung. Da sind zum einen die beiden Lichtgestalten Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann, zivil, bürgerlich (nichtadlig) und sozialdemokratisch. Sie sind wahrlich nicht immer einer Meinung, beschreiten unterschiedliche Wege – und wollen doch beide das Beste für das deutsche Volk. 

Und dann sind da Kaiser Wilhelm II. und dessen letzter Reichskanzler Prinz Max von Baden, beide adelig, meist Uniform tragend und in schon fast parodistischer Weise maßlose Selbstüberschätzung mit jämmerlicher Larmoyanz und Ängstlichkeit verbindend. 

Und dann ist da noch eine Frau, auch von Adel, die im Gedächtnis haften bleibt. Das ist Wilhelms Ehefrau Auguste Viktoria. Wie die frühe Lady Macbeth in William Shakespeares Klassiker ihren Mann zum Mord an König Duncan, treibt auch die von Sunnyi Melles gespielte letzte Kaiserin ihren ebenfalls wie Macbeth zögerlichen Ehemann voran.

Dass die Sozialdemokraten gut wegkommen und der letzte Kaiser schlecht, vermag nicht zu verwundern. Ungewöhnlich ist hingegen das letztlich vernichtende Urteil über Max von Baden, der zwischen Monarchie und Sozialdemokratie zu vermitteln suchte. Diese negative Darstellung des Prinzen ist umso bemerkenswerter, als es sich um eine, wenn nicht die Hauptfigur des Films handelt. Letzteres ist wiederum weniger erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Max-von-Baden-Biograf Lothar Machtan Fachberater und Co-Autor war.