Zum 20. Jubiläum der TV-Serie „In aller Freundschaft“ darf Dr. Roland Heilmann nach Thailand reisen – ein Ärztekongress tagt, seine mitfahrende Verwaltungschefin genießt Klima, Drinks und Komplimente am Pool: „Kostet die Klinik doch keinen Pfennig!“
Aber in der Langfolge „Zwei Herzen“ (26. Oktober, 20.15 Uhr) wäre Heilmann nicht Heilmann, könnte er so selbstsüchtig denken. Irgendwo liegt immer ein drogenbenebelter Tourist herum, dem er dringend helfen muss, auch eine fiebernde Schwangere, die sich dem deutschen Arzt zunächst störrisch verweigert, gilt es zu retten. Faszinierend ist, wie die simplen Geschichten mit der Überdosis Menschlichkeit von Folge zu Folge verfangen.
Im Oktober 1998 ging die Sachsenklinik erstmals auf Sendung, mit dem einmaligen Ausflug in exotische Gefilde wird ein ungewöhnlich stabiles Zuschauerinteresse gefeiert: Rund fünf Millionen schalten jeden Dienstag ein. Es mag an den Zeiten liegen, dass die Zuschauer vertraute Strickmuster mit sympathischen Darstellern so lieben. Allen voran Thomas Rühmann (nicht verwandt mit Heinz Rühmann) als Chefarzt Dr. Roland Heilmann
– der 62-jährige Schauspieler, der sein Alter Ego schon mal respektlos als „extrem stur“ bezeichnet hat, ist mittlerweile von Berlin zum Drehort Leipzig gezogen.
Neben einer Prise Drama gehört auch Humor zur Mischung, denn Lachen ist bekanntlich die beste Medizin. Auf der Dienstreise in Thailand übernimmt diesen Part Michael Gwisdek als Konsul, der zu tief ins Glas guckt und einen gekränkten Polizeichef tatsächlich mit ein paar Schnäpsen besänftigt. Auch Pathos darf sein, gerne auch etwas dicker aufgetragen. „Zwei Augen, die sehen, sind weniger Wert als eine Hand, die fühlt“, beteuert die schwedische Ärztin, die Dr. Heilmann fast hätte gefährlich werden können – dazu schenkt sie ihm einen goldenen Buddha für immerhin spirituelle Verbundenheit. Eben dieser Talisman bewirkt später Wunder bei dem herzkranken Sohn des Arztes. „So ganzheitlich kenne ich Sie gar nicht“, wundert sich prompt dessen Kollegin Dr. Globisch (Andrea Kathrin Loewig).
Kitschig? Nicht, wenn so herzerwärmend gespielt wird wie von diesem Team, das im 20. Jahr mitten hineintrifft in eine verunsicherte Gesellschaft, die sich nach Halt und Heimat sehnt. „Ich gehöre nach Leipzig!“, entfährt es dem aufrechten Heilmann, als die schöne Ärztin ihm eine Mitarbeit in ihrer Dschungel-Klinik anbietet. Um dann haltlos zu weinen, weil er nicht an der Seite seines schwer erkrankten Sohnes sein kann.
Weil die Geschichten so gefallen, wird der Serien-Kosmos um eine weitere Vorabend-Serie erweitert: Neben „Die jungen Ärzte“, seit 2015 im Klinikum Erfurt aktiv, startet ein sogenannter Spin-Off von acht Folgen („Die Krankenschwestern“, ab 1. November jeweils 18.50 Uhr). Alles reizende junge Damen, deren größtes Problem darin besteht, zu stark geschminkt und mit lackierten Fingernägeln die Fieberkurven abzulesen.
Die Ärzte und Krankenschwestern von den Sachsenkliniken in Leipzig, Erfurt und Halle sind mittlerweile die besten Botschafter, die sich deren gebeutelte Bundesländer wünschen können. Viel Herz, wenig Schmerz und stets die Gewissheit: Alles wird gut.