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26.10.18 / Abenteuerspielplatz Geschichte / Polen feiern 1000 Jahre polnische Lausitz, die deutschen Partner 1000 Jahre Frieden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-18 vom 26. Oktober 2018

Abenteuerspielplatz Geschichte
Polen feiern 1000 Jahre polnische Lausitz, die deutschen Partner 1000 Jahre Frieden
Edmund Pander

Der unmittelbar an der Lausitzer Neiße gelegene deutsche Abenteuerfreizeitpark Kulturinsel Einsiedel, der sich neuerdings „Die geheime Welt von Turisede“ nennt, hat am vergangenen Sonnabend zusammen mit dem städtischen Kulturzentrum „Euregiokom“ im nahen Penzig [Piensk] auf polnischer Seite den 1000. Jahrestages des Friedens von Bautzen gefeiert, so die Lesart der „Turiseder“. Oder – nach polnischer Lesart vom Euregiokom – den „1000. Jahrestag des Anschlusses der Lausitz an Polen“.

Die Kulturinsel, die eigentlich gar keine Insel ist, betreibt einen Steg über die Neiße, über den man auf die polnische Fortsetzung der als Abenteuerspielplatz für Kinder konzipierten Holzbausiedlung im Penziger Ortsteil Nieder Bielau [Dolna Bielawa] gelangt. Das polnische Areal am Ostufer der Neiße war nun Schauplatz eines großen Aufmarsches von Rittern, die das 1000-jährige Jubiläum der Schlacht um die Lausitz und den Friedensschluss in Bautzen 1018 nachstellten. Polen lieben nachgestellte Schlachtgetümmel, die zum Beispiel heroisch in Tannenberg [Grunwald], in Zehden an der Oder [Cedynia] oder eben auch in Nieder Bielau durchgeführt werden, an denen sich aber auch Historienfans aus anderen Staaten Europas beteiligen.

Einer der Fans von Nachgestellten Schlachten, Marek aus Schneidemühl [Pila], verrät bei der Veranstaltung, welche Bedeutung für ihn speziell das Geschehen in Nieder Bielau hat. „Das ist etwas sehr Patriotisches. Polen hat damals unter Boleslaus dem Tapferen seine Grenze über Niederschlesien hinaus bis vor die Elbe verschoben. Mich hatte zuletzt geärgert, dass der Kampf Boleslaus des Tapferen um die Ostgrenze Polens zum 1000. Jahrestages der polnischen Besetzung Kiews aus politischen Gründen nicht gebührend gefeiert wurde. Auch deswegen habe ich mich entschlossen, zur Feier des historischen Kampfes um die Westgrenze hierher zu kommen.“

Boleslaus der Tapfere [Boleslaw Chrobry] gewann damals von den Kiewer Rus, den Ahnherren des heutigen Russlands, mit dem Rotburgenland [Tscherwener Burgenland] genau die Gebiete zwischen seinen Kernlanden und dem Bug, aus denen die Volksrepublik Polen 1947 seine dortige ukrainische Bevölkerungsmehrheit vertrieb und innerhalb des neuen Staatsgebietes zwangsumsiedelte – und zwar zum Großteil in die gerade angeschlossenen Oder-Neiße-Gebiete Pommern, Ostbrandenburg, Masuren und eben Niederschlesien.

In der Lausitz stießen Polen und das Heilige Römische Reich Ende des 10. Jahrhunderts in ein Vakuum, in dem mal die eine, mal die andere Seite die faktische Hoheit über die Region der slawischen Sorben errang, die damit nicht selbst ein Staatswesen entwickeln konnten. Zwar war die polnische Periode schon 1031 beendet, doch im Frieden von Bautzen 1018 hatte zunächst einmal Boleslaus die Niederlausitz und das Land der Milzener – die heutige Oberlausitz – zugesprochen bekommen.

Während die „Geheime Welt von Turisede“ die Turiseder als fiktives Volk der Vorzeit „erfunden“ hat und weder auf Milzener oder die einst an der Neiße siedelnden Besunze setzt, bildet der neue Lausitz-Kult auf polnischer Seite sich dergestalt heraus, dass man sich der kleinen polnischen Lausitz zwischen Neiße und Quais [Kwisa] mit dürftigen eigenen Anknüpfungspunkten nähert.

Auf der Euregiokom-Homepage heißt es auch: „Wir Bewohner der heutigen Ost-Lausitz stehen in der Verantwortung, lokale Geschichte zu fördern, um die nächsten Generationen in Patriotismus und Respekt für die polnische Tradition und Vergangenheit sowie gegenüber unseren Nachbarn und der regionalen Heimat Lausitz zu erziehen.“ 

In diesem Geiste haben die neuen Lausitz-Enthusiasten in Polen übrigens ihre größten Verehrer in den Oberlausitz-Aktivis-ten auf deutscher Seite, die gerne im Geiste der DDR ihre Freunde in „Dolny Slask“ (Niederschlesien) besuchen, aber sie negieren, dass die Lausitz entlang der Neiße durch ihre Zugehörigkeit zu Preußen doch selbst eine auch schlesische Lausitz wurde, in der sich viele Bewohner heute weiterhin als Schlesier definieren.