19.04.2024

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26.10.18 / »Wasser marsch!« / Fontänen der Neptungrotte in Sanssouci sprudeln wieder

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-18 vom 26. Oktober 2018

»Wasser marsch!«
Fontänen der Neptungrotte in Sanssouci sprudeln wieder
Silvia Friedrich

TV-Moderator Günther Jauch gab bei strahlendem Oktoberwetter mit einem kräftigen „Wasser marsch!“ den Befehl, die Fontänen der Neptungrotte im Park von Sanssouci in Potsdam wieder sprudeln zu lassen. Wie schon oft setzte der in Potsdam lebende Fernsehstar mit seiner Spende von einer Million Euro die Initialzündung zur Restaurierung eines einzigartigen Denkmals aus der Zeit Friedrichs des Großen. Erstmals seit vielen Jahrzehnten sprudelte nun wieder das Wasser aus den Füllhörnern der beiden griechischen Wassernymphen, der Najaden, die bei Kaiserwetter hoch oben auf dem Portal dem Meeresgott Neptun mit funkelndem Dreizack in der Hand zujubeln. 

Als Jauch 2012 mit dem damaligen Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, das Projekt besprach, war ihm die Grotte unbekannt. Fast vergessen rottete das Monument im östlichen Schlosspark verwildert wie im Dornröschenschlaf vor sich hin. Bei einem gemeinsamen Spaziergang entdeckte er jedoch dieses verfallene Gebäude, an dem durch Vandalismus und Verwitterung fast irreparable Schäden entstanden waren. Dass nun die Brünnlein wieder fließen könnten, verdankt die Schlösserstiftung ausschließlich privaten Stiftern. Darunter Gerhard Elsner, einem inzwischen verstorbenen Druckereibesitzer, Gisela Soost, einer Preußenliebhaberin aus Kassel, die Teile ihres Erbes der Stiftung hinterließ, und weiterer Spender. So kamen die zur Restaurierung notwendigen 

3,5 Millionen Euro zusammen. 

Dirk Dorsemagen gab als Projektleiter der Neptungrotte Auskunft über den verheerenden Zustand des einsturzgefährdeten Gebäudes, bei dem der zweifarbige Marmor (aus Carrara in Weiß und aus dem niederschlesischen Kauffung in Rot) nicht mehr erkennbar gewesen war. Das bröselige Gestein musste abgebaut  und in Bamberg mittels eines aufwändigen Verfahrens mit Acrylharz stabilisiert werden. Mehr als ein Drittel des Bauwerks befand sich in den fünf Jahren in verschiedensten Werkstätten Deutschlands zur Restaurierung. Auch mussten 15000 der insgesamt 100000 Muscheln ersetzt werden. Es handelt sich bei der Innendekoration durchweg um echte Muscheln und Mineralien.

Alle geladenen Gäste hatten den Vorteil, dieses Gesamtkunstwerk „in Aktion“ zu sehen, was Friedrich dem Großen und dem Erbauer der Grotte Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699–1753) nicht vergönnt war. Denn die Neptungrotte, die als Beispiel der Verbindung von Architektur und Natur im 18. Jahrhundert gesehen werden kann und zwischen 1751 und 1757 errichtet wurde, sprudelte erstmals in voller Schönheit 1842 unter König Friedrich Wilhelm IV., als die neu erfundene Dampfkraft derartige Wasserspiele ermöglichte. 

Eines der kostbarsten und prunkvollsten Bauwerke des Parks steht nun wieder in voller Pracht am alten Platz.