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02.11.18 / Staaten fliehen ins Gold / Ein Grund ist das Streben nach Unabhängigkeit vom US-Dollar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-18 vom 02. November 2018

Staaten fliehen ins Gold
Ein Grund ist das Streben nach Unabhängigkeit vom US-Dollar
Norman Hanert

Mehrere Zentralbanken sind als Käufer auf den Goldmarkt zurückgekehrt, um ihre Goldreserven wieder aufzustocken. Laut einem Bericht der „Financial Times“ („FT“) hat Polen im Juli und im August insgesamt neun Tonnen Gold gekauft. Berichtet wurde weiter, dass die Käufe in zwei Tranchen zu sieben Tonnen und zwei Tonnen erfolgt sind. Für Polen sind es dem Bericht zufolge die ersten Goldkäufe seit dem Jahr 1998. Die Angaben stammen laut der „FT“ vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Der World Gold Council (WGC), die globale Interessenvertretung der Goldbergbauindustrie mit Sitz in London, hat die Goldreserven Polens zuletzt auf 103 Tonnen beziffert. Die polnische Zentralbank hat den Kauf von Gold offiziell nicht bestätigt.

Dagegen ist die ungarische Nationalbank am 16. Oktober selber an die Öffentlichkeit gegangen und hat mitgeteilt, dass sie zum ersten Mal seit 1986 Gold zugekauft habe. Mit 28,4 Tonnen, die im Oktober neu verbucht wurden, haben sich die Goldreserven der Magyar Nemzeti Bank mittlerweile verzehnfacht und sind auf insgesamt 31,5 Tonnen gestiegen.

Bereits im Frühjahr hatte Ungarns Zentralbank mitgeteilt, sie wolle drei Tonnen Gold, die bislang in London gelagert wurden, nach Ungarn holen. Die ungarische Notenbank ist mit ihrem Goldtransfer kein Einzelfall. Auch die Bundesbank sowie die Zentralbanken der Niederlande und Österreichs haben in den vergangenen Jahren Rückholaktionen von Goldreserven durchgeführt. Bereits vergangenes Jahr hat die Deutsche Bundesbank gemeldet, dass sie 674 Tonnen Gold, die bislang in London, Paris und bei der Federal Reserve Bank in den USA lagerten, nach Frankfurt transferiert.

Nach Angaben des WGC haben im ersten Halbjahr 2018 weltweit Zentralbanken 193,3 Tonnen Gold zugekauft. Dies entspricht einem Anstieg von acht Prozent gegen­über dem Vergleichszeitraum 2017. Als größte Käufer werden die Zentralbanken von Russland, Kasachs-tan und der Türkei genannt. Auch Indien, Indonesien, Thailand und die Philippinen haben ihre Goldbestände aufgestockt. Erstmals seit 1978 soll auch die Notenbank Ägyptens wieder als Käufer auf dem Goldmarkt aufgetreten sein. Insbesondere Russland erhöht seit zehn Jahren seine Goldreserven durch Zukäufe und nähert sich langsam wieder dem Rekordstand von 2800 Tonnen Gold an, den die Sowjetunion im Jahr 1941 hatte. Einige Finanzanalysten sehen hinter den russischen Goldkäufen das Bemühen, sich vom US-Dollar unabhängiger zu machen. In der Tat hat Russland im Gegenzug zur Aufstockung der russischen Goldreserven seinen Bestand an US-Staatsanleihen von über 96 Milliarden auf unter 15 Milliarden Dollar reduziert. Russland taucht damit mittlerweile nicht mehr in der Liste der wichtigsten ausländischen Gläubiger der Vereinigten Staaten auf.

In der Rangliste des WGC hat Russland bereits im Mai mit damals 1890 Tonnen China bei den Goldreserven überholt und liegt nun im internationalen Vergleich auf Rang 6. Mit über 8100 Tonnen weisen die Vereinigten Staaten ungeachtet ihrer Schulden noch immer die größten Goldreserven aus. Die Bundesbank lag im Mai mit über 3372 Tonnen Gold weltweit auf Platz zwei. Es folgen der Internationale Währungsfonds mit 2814, Italien mit 2451 und Frankreich mit 2436 Tonnen.