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02.11.18 / Erdogans verzweifelter Größenwahn / Mit wilden Behauptungen will der Machthaber sein Volk über die Krise hinwegtrösten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-18 vom 02. November 2018

Erdogans verzweifelter Größenwahn
Mit wilden Behauptungen will der Machthaber sein Volk über die Krise hinwegtrösten
Wolfgang Kaufmann

Während die Türkei nach und nach wieder in ihre traditionelle Rolle des „kranken Mannes am Bosporus“ zurückfällt, versuchen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und dessen politische Lakaien dem Nationalstolz der Türken mit immer neuen historischen Lügenmärchen aufzuhelfen.

So wird verbreitet, die Osmanen seien die geistigen Erben sämtlicher früherer Hochkulturen Kleinasiens gewesen – beginnend mit den Hethitern im 2. Jahrtausend v. Chr. Gleichzeitig jubeln türkische Politiker die Burg Troja zur bronzezeitlichen Super-Metropole hoch und behaupten daran anknüpfend, die Wurzeln der heutigen europäischen Kultur hätten in Anatolien gelegen. Dabei handelte es sich bei Troja nur um einen drittklassigen Außenposten des ägäischen Kulturkreises. Des Weiteren sind da noch die diversen „epochalen Entdeckungen“ von Türken beziehungsweise Osmanen. 

Vor einigen Jahren überraschte Erdogan die Weltöffentlichkeit mit der Aussage, nicht Christoph Kolumbus und dessen Leute seien die Entdecker Amerikas gewesen, sondern muslimische Seefahrer. Davon zeuge eine um 1178 errichtete Moschee auf Kuba. Gleichzeitig bot der türkische Präsident an, „erneut“ ein islamisches Gotteshaus auf der Karibikinsel zu bauen, womit er suggerierte, dass es unter den muslimischen Amerika-Pionieren bestimmt auch turkstämmige Seeleute gegeben habe. Dabei herrscht unter Historikern absolute Einigkeit: Als Kolumbus 1492 Kuba erreichte, sichtete er nur markante Bergkuppen von moscheeähnlicher Form.

Außerdem reklamierte Erdogans Minister für Wissenschaft, Technologie und Industrie, Faruk Özlü, Anfang 2017 die Entdeckung der Antarktis für die Türken. Dazu verwies er auf eine Seekarte des Zentralatlantiks, die dem osmanischen Admiral Piri Reis zugeschrieben wird und aus dem Jahre 1513 stammen soll: Diese zeige auch die Küstenlinien der Antarktis im Bereich des Königin-Maud-Landes. 

Nach herrschender Meinung von Experten sind das aber wohl eher Gestade in Südamerika. Auf jeden Fall ist die Karte im fraglichen Bereich extrem ungenau und basiert im Übrigen wohl auf Angaben von portugiesischen Entdeckungsreisenden, denn osmanische Schiffe operierten niemals in der Region.  

Solche plumpen Geschichtsklitterungen veranlassten Spötter zu der Prophezeiung, nun werde man in Ankara sicher auch bald behaupten, dass Türken die ersten Menschen auf dem Mond gewesen seien. Doch genauso kam es dann tatsächlich im Dezember 2017: Auf einer Zusammenkunft des Wohlfahrtsverbandes Grüner Halbmond äußerte Erdogan, im Jahre 1635 sei der osmanische Erfinder Lâgari Hasan Çelebi mit seiner selbstgebauten Rakete zum Mond geflogen. 

Das löste beim Publikum Gelächter aus, denn mehr als 200 Meter weit dürfte es das primitive schwarzpulvergetriebene Gefährt von Çelebi kaum geschafft haben – sofern dasselbe überhaupt jemals abhob. Daraufhin bestand der türkische Staatspräsident wütend auf seiner abenteuerlichen Legende: „Die NASA mag die meisten Beweise für den Erfolg des Osmanen während der Apollo-11-Mission zerstört haben, aber wir werden versuchen, irgendwelche Beweise zu finden, die der Vertuschung entgangen sein könnten.“

Nun bleibt abzuwarten, was Erdogan als Nächstes einfällt, wenn sich die wirtschaftliche Talfahrt der Türkei fortsetzt: Vielleicht stellt er ja noch fest, dass die Erfindung von Buchdruck, Automobil, Flugzeug und Computer gleichfalls auf das Konto der Osmanen gehe, und verlangt Lizenzgebühren? Oder dem Sultan vom Bosporus gelingt gar der Nachweis der türkischen Volkszugehörigkeit von Adam und Eva? Dann wären wir plötzlich alle seine Untertanen …