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02.11.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Schwarzer Humor / Warum keiner SPD-Chef werden will, wie sich Friedrich Merz fit gehalten hat und warum Sozialismus jetzt »konservativ« ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-18 vom 02. November 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Schwarzer Humor / Warum keiner SPD-Chef werden will, wie sich Friedrich Merz fit gehalten hat und warum Sozialismus jetzt »konservativ« ist

Nun starren alle auf den Horst Seehofer. Muss der nicht auch seinen Hut als Parteichef nehmen, nachdem Merkel das getan hat? Die ersten CDU-Landesfürsten sticheln schon heftig Richtung München. Warten wir’s ab, wir haben Zeit.

Schließlich haben wir in der Zwischenzeit etwas viel Spannenderes entdeckt, das unsere Tage bis zum Seehofer-Abgang rasend verkürzt. Was nämlich macht eigentlich Andrea Nahles? Treten wir einen Schritt zurück, um das Ganze zu betrachten: Die CDU taumelt seit der Bundestagswahl von Katastrophe zu Katastrophe, die SPD genauso. Die CDU-Chefin zieht daraus die Konsequenz, dass ihr nichts anderes übrig bleibe, als die Brücke zu räumen. Und ihre Kollegin bei den Sozis?       Müsste die da nicht auch ...?

Wer weiß, vielleicht hat sie das ja längst getan, also ihr Amt zur Verfügung gestellt, meine ich. Wir können uns jedoch gut vorstellen, was daraufhin losging im SPD-Präsidium: Einer musste plötzlich auf Klo, der andere hat einen dringenden Anruf seiner Frau fingiert, weitere Genossen ließen ihre Füller fallen, um unterm Tisch Deckung zu suchen – was man so macht, wenn einen die panische Aussicht gepackt hat, Nahles könnte einen erspähen und fiese anzischen: „Sag’ mal, willst du nicht SPD-Chef werden?“ 

Erbarmen! Eine Frage wie der Blick in die Mündung einer Schrotflinte. Was dieser Narrenjob aus einem Menschen macht, mussten wir voller Schauder Sonntagabend im Fernsehen betrachten, wo Andrea Nahles ihre Stellungnahme zu Hessen verlas. Alt, blass und elend sah sie aus, als habe sie zu Mittag in einem englischen Restaurant gespeist.

Nein, soweit will niemand hinabsinken, nicht mal Angela Merkel. Deshalb springt sie vom schwarzen Zug, ehe der ebenso tief in den Morast fährt wie der rote. Kanzlerin will sie indes vorerst bleiben. Schließlich geht es Deutschland noch lange nicht so schlecht wie der CDU oder erst recht der SPD. Da bleibt also noch etwas Restlaufzeit, bis auch die Republik auf das Ruinenniveau der beiden bleichen Volksparteien heruntergewirtschaftet ist. Wann es ihrer Meinung nach soweit ist, hat Merkel bereits festgelegt: Es ist das Jahr 2021.

Fraglich bleibt, ob man der Kanzlerin so lange Zeit lässt. Die beste Voraussetzung dafür wäre, dass Annegret Kramp-Karrenbauer CDU-Chefin wird und die SPD ihren langsamen Untergang dem schnellen Tod durch Neuwahlen vorzieht. Für beides stehen die Chancen zwar nur mittelmäßig, aber nicht wirklich schlecht.

Um Kramp-Karrenbauer scharen sich bereits die medialen Jubelperser des Merkel-Regiments. Der Edelkommentator der „FAZ“ feiert die Saarländerin gar als „charismatische“ Persönlichkeit. Ob er rot wurde, als er das schrieb? Kramp-Karrenbauers Markenzeichen sind gelangweilt heruntergebrabbelte Sätze bei betonstarrer Miene –  kurz: das „Charisma“ einer Plattenbauwüste. Aber was heißt das schon, reden kann Merkel ja auch nicht, und das Charisma einer Nebelschwade hat ihr mehr genützt als geschadet, da sie alle für weich hielten und die CDU-Granden vor 20 Jahren nicht erkannt haben, das „Kohls Mädchen“ sie bald schon alle vertilgen wird.

Nur einer von denen, welche die scheidende CDU-Matrone damals in den Orkus stieß, war seinerzeit noch jung genug, um heute nach all der Zeit im Gebüsch erneut hervorzuschießen. Fried­rich Merz hat sich fit gehalten. Hätte er sich an der siegreichen Rivalin jahrelang abgearbeitet, wäre längst der Fluch über ihn gekommen, ein ewiger Stänkerer zu sein. Das ließ er bleiben und wartete ab, bis die Frau von selber kippt und er nur zuzugreifen braucht. Nun ist angerichtet, Merz kann kommen.

Und was bringt er mit? In jedem Falle eine ordentliche Portion Rachedurst. Seit Februar 2000 war er Vorsitzender der Bundestagsfraktion von CDU und CSU, zwei Monate später erklomm Merkel den Parteivorsitz.

Als Edmund Stoiber als Unionskandidat gegen Gerhard Schröder antrat, wurde abgemacht, dass es bei dieser Verteilung zwischen Merz und Merkel bleiben soll, egal, ob Stoiber gewinnt oder nicht.

Nachdem Stoiber gescheitert war, wollte sich Merkel aber an nichts mehr erinnern, schoss Merz aus dem Sattel und riss auch den Fraktionsvorsitz an sich. Dermaßen reingelegt zu werden, schmerzt fürs Leben. Für Merkel steigt Merz auf wie der dunkle Geist vergangener Sünden. Aber eben nicht wie üblich nur im bösen Traum, sondern in echt. Ganz schön gruselig. Wenn Merz CDU-Chef wird, dürfte die Schlussphase ihrer Kanzlerzeit rumpeliger verlaufen, als Merkel es sich erhofft hatte. 

Aber das ist ja nicht unsere Sorge. Wir wollen vielmehr wissen, welche Politik der Mann aus dem Sauerland im Gepäck hat. Man feiert Merz ja als den letzten großen Konservativen in der CDU. 

Das ist nicht nur ungerecht gegenüber den anderen „Konservativen“ in der CDU, die auch gern groß wären, so wie Jens Spahn. Es stimmt auch nicht ganz. Wenn man sich Merz nähert, bleibt er zwar immer noch „groß“, nur das „Konservative“ verflüchtigt sich bei genauerer Betrachtung recht zügig. 

Vielleicht trägt er nur deshalb das Etikett des „Konservativen“, weil es in der Reihe möglicher CDU-Chefs in Wahrheit gar keinen solchen mehr gibt. Es ist wie in einer Theatertruppe: Wenn sich im Ensemble kein richtiger  Schwarzer findet, nimmt man eben einen Weißen, malt ihn schwarz an und schickt den dann als Othello raus.

So muss denn also Friedrich Merz den „Konservativen“ geben, was soll’s. Ärgerlicherweise hat er aber keine zehn Tage vor Merkels Erklärung etwas zu Protokoll gegeben, das er vor dem Hintergrund seiner neuen Rolle besser verschwiegen hätte.

Am 21. Oktober veröffentlichte das „Handelsblatt“ einen „Aufruf für ein solidarisches Europa“, unter welchem neben Leuten wie dem Ex-SPD-Finanzminister Haus Eichel, dem stramm linken Philsosphen Jürgen Habermas und anderen auch der Name von Friedrich Merz steht.

Die Aufrufer fordern nicht bloß „Solidarität im Kampf gegen Nationalismus“, sondern sie wissen auch, was für diesen Kampf eingesetzt werden soll, nämlich unter anderem „deutsche finanzielle Beiträge“. Um den Euro, der unseren Frieden sichere, zu retten, solle eine gemeinsame Haushaltspolitik für die Euro-Zone eingeführt werden mit einer gemeinsamen Arbeitslosenversicherung.

Wozu der Aufwand? Die Unterzeichner bedauern, dass der Euro nicht das gebracht hätte, was erwünscht war, nämlich eine Einebnung der unerträglichen „Wohlstandunterschiede“ zwischen den Mitgliedstaaten. Mit anderen Worten: Die Deutschen hätten ärmer werden sollen durch EU und Euro, damit Griechen und Co. reicher werden. Das hat aber trotz aller Umverteilerei nicht richtig geklappt.

Nein, nein, so ist das natürlich niemals gemeint, würde Friedrich Merz hier energisch dazwischengehen. Keinesfalls sollten die Deutschen ärmer werden. Vielmehr gehe es darum, dass durch Umverteilung die armen Euro-Teilnehmer reicher werden, ohne dass jemand anderem etwas weggenommen wird. Bis auf den „Preis“, den Merzens „solidarisches Europa“ eben „allen“ abverlangt, versteht sich.

Bitte, bitte, bleiben Sie sitzen. Ich weiß doch, was Sie gerade auf die Palme bringt. Das ist in der Tat die urälteste sozialistische Leier, seit der politische Betrug neuzeitlicher Bauart erfunden wurde. 

In zahllosen Ländern dieser Welt haben dunkelrote Ideologen und ihre Planer diesen Unfug schon durchexerziert. Am Ende der Übung waren bislang immer alle gleich arm statt gleich reich, die Wirtschaft lag am Boden und der in Generationen aufgebaute Wohlstand fiel in Trümmer.

So etwas serviert man uns mit Friedrich Merz heute als Ausweis „konservativer“ CDU-Politik? Fürwahr, das muss er sein, der „schwarze“ Humor.