19.04.2024

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09.11.18 / Jan Heitmann: / Ein Vorbild

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-18 vom 09. November 2018

Jan Heitmann:
Ein Vorbild

Martin von Tours ist ein Vorbild für alle humanistisch gesinnten Menschen. Die vielen ihm nachgesagten barmherzigen Taten machten ihn zu einem der bekanntesten Heiligen des Christentums. Ihm zu Ehren wird am Tag seiner Grablegung, dem 11. November, allerorten in Mitteleuropa der Martinstag begangen. Dazu gehören Umzüge, Lichterprozessionen, ein Gansessen und anderes Brauchtum, das von Region zu Region variiert.

Allerorten? Das war einmal. An vielen Orten in Deutschland wird statt des über Jahrtausende überlieferten Brauchs mittlerweile ein „Lichterfest“ oder ein „Sonne-, Mond- und Sternefest“ gefeiert. Damit sich die vielen Muslime im christlichen Abendland nicht vor den Kopf gestoßen oder ausgegrenzt fühlen. Das sei vorauseilender Gehorsam, wird gelegent- lich kritisch angemerkt. Wenn, dann allerdings Gehorsam vor einer Minderheit, denn die Mehrheit der Zuwanderer hat nichts dergleichen gefordert. Es ist paradox, dass die Protagonisten der christlichen Selbstverleugnung für sich in Anspruch nehmen, besonders eifrig für kulturelle und religiöse Vielfalt einzustehen. Denn gerade das tun sie nicht. Wenn man aus diffuser Angst, jemandes Gefühle zu verletzen, Aspekte einer bestimmten Kultur oder Religion – nämlich der eigenen – nicht mehr vermittelt, fördert man das Gegenteil von Vielfalt und Zusammenhalt der Gesellschaft. Man schürt sogar die Abneigung gegen solche Personen- gruppen, derentwegen man auf die Pflege seiner christlichen Traditionen verzichten soll.

Kein anderes christliches Fest eignet sich so gut wie das Martinsfest, Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Weltan- schauungen zusammenzubringen. Für sie alle ist Martin ein Vorbild – auch für Muslime.