25.04.2024

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09.11.18 / Schwarzer Humor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-18 vom 09. November 2018

Schwarzer Humor
Florian Stumfall

Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, bei der EU gebe es so etwas wie einen Sinn für Schwarzen Humor. Da findet im fernen Brasilien eine Präsidentenwahl statt, ein Vorgang von demokratischer Erhabenheit. Kaum aber sind die Wahlurnen weggeräumt, das Feuerwerk verglüht die Wähler in der Taberna, und noch hat der neue Präsident auf seinem Sessel kaum Platz genommen, stellt man in Brüssel fest, dass einem das Ergebnis nicht passt, und in einem solchen Fall muss man natürlich einschreiten, zumindest diplomatisch.

Eingeleitet durch eine aufgeschürfte Berichterstattung, die einen wahren Gottseibeiuns vorstellt, und vorangetrieben durch entschlossene Bekundungen aus Politikermund hat der neue Amtsträger schon keine Chance mehr, vor europäischen Demokratie-Richtern zu bestehen. Das wirft zwei Fragen auf.

Zum einen: Wann wird der Westen aufhören mit dem ebenso anmaßenden wie lächerlichen Versuch, seine ureigenen Ordnungsvorstellungen und die dazugehörige Moral dem ganzen Globus aufzuzwingen? Wenn es sein muss, mit Gewalt? Die vielbemühte Toleranz in der Politik scheint für alle diejenigen zu gelten, welche dieselbe Meinung vertreten wie Berlin, Brüssel oder Washington. Für andere nicht.

Die zweite Frage: Was hat ihrerseits die EU mit Demokratie zu tun? Eine Organisation, deren Spitze über eine Machtfülle verfügt wie eine asiatische Militärjunta? Klagen über diesen Zustand wurden vielfach geführt, niemals erhört, geschweige denn, dass es je einen Versuch gegeben hätte, grundsätzliche Änderungen herbeizuführen.  Davon darf man die Einsicht ableiten: Wer Demokratie predigt und nicht betreibt, ist ein größeres Ärgernis als einer, der sich von vorneherein nicht darauf beruft.

Man sollte ihn einfach einmal anfangen lassen zu regieren, den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Für empörte Heuchelei ist später noch Zeit genug.