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16.11.18 / Auch in Stahnsdorf / Das Commonwealth gedachte am 11. November seiner Kriegstoten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-18 vom 16. November 2018

Auch in Stahnsdorf
Das Commonwealth gedachte am 11. November seiner Kriegstoten
Silvia Friedrich

Auch in Stahnsdorf, einer kleinen Gemeinde am südwestlichen Rande Berlins, gedachte am zweiten Sonntag im November das Commonwealth am Remembrance Sunday, dem britischen Nationalgedenktag, der Toten des Ersten Weltkrieges und des Endes der Kampfhandlungen vor genau 100 Jahren. Der 1909 angelegte Friedhof vor den Toren Berlins ist mit 206 Hektar eine der größten Begräbnisstätten Europas. Die großzügige Gestaltung ist als Waldfriedhof konzipiert worden. Viele Besucher werden nicht nur wegen der hier bestatteten Persönlichkeiten wie Werner von Siemens oder Heinrich Zille angelockt, sondern auch wegen der erholsamen Spaziergänge auf dem weiten Gelände. 

Auf dem Südwestkirchhof, wie er offiziell heißt, gibt es einen italienischen, deutschen und britischen Soldatenfriedhof. Hier ruhen die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges. Es war damals schwer möglich, Gefallene in ihre Heimatländer zu überführen. So entschloss man sich Anfang der 1920er Jahre, die Soldaten nach Nationalität zentral in Stahnsdorf zu bestatten. Auf dem Gelände sind 1176 britische Soldaten beigesetzt. Diese kamen zwischen 1914 und 1919 in brandenburgischen Lagern und Lazaretten ums Leben. 1924 entschloss sich die Evangelische Kirche, das Gräberfeld der britischen Kriegsgräberverwaltung zu übereignen. Seitdem ist es königliches Hoheitsgebiet. Das galt auch zu Zeiten der deutschen Teilung. Das Gelände lag damals auf DDR-Gebiet, was in gewisser Weise spannungsgeladen war. West-Berlinern, die vor der Teilung ihre Verwandten hier beerdigt hatten, war der Zugang dorthin nur noch schwer möglich.

Wenn man im Oktober und November Großbritannien besucht, werden einem hin und wieder Menschen begegnen, die als Zeichen des Gedenkens an die Kriegsgefallenen eine Remembrance Poppy, eine künstliche Mohnblume, am Revers tragen. Den britischen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg an der Westfront kämpften, war aufgefallen, dass auf den Schlachtfeldern Flanderns roter Mohn blühte wie ein blutrotes Zeichen des Lebens zwischen all den Toten und Verletzten. Kanadische Truppen waren damals Teil der britischen Armee. So schrieb im Mai 1915 ein kanadischer Arzt ein Gedicht, das heute noch von jedem Kind in Großbritannien gelernt wird: „Auf Flanderns Feldern blüht der Mohn zwischen Reihen und Kreuzen.“ Da es nach dem Ersten Weltkrieg in Großbritannien keine Unterstützung für die Kriegsversehrten und Veteranen gab, gründete Feldmarschall Douglas Haig, von 1915 bis 1918 Oberbefehlshaber an der Westfront, eine Stiftung, um Geldmittel für die ehemaligen Soldaten zu sammeln.

Wer an diesem verregneten Sonntag, dem 11. November, den Feierlichkeiten auf dem Gelände des Englischen Soldatenfriedhofes beiwohnte, konnte am Eingang ebenfalls eine künstliche Mohnblume gegen eine kleine Spende erwerben. Ein Dudelsackspieler und ein Trompeter der britischen Streitkräfte gaben der Gedenkfeier den getragenen, musikalischen Rahmen.

Zahlreiche Stahnsdorfer waren gekommen, um andächtig den Worten des Militärgeistlichen zu lauschen, der seine Worte des Gedenkens auf Deutsch und Englisch vortrug.