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16.11.18 / Streit wie Versöhnung / Die Einheit war den orthodoxen Kirchen quasi sakrosankt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-18 vom 16. November 2018

Streit wie Versöhnung
Die Einheit war den orthodoxen Kirchen quasi sakrosankt

Wenn es eine „irdische“ Erscheinung gibt, die den orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus quasi sakrosankt erschien, so war dies ihre Einheit. Sie akzeptierten einander formal als gleichrangig und standen untereinander in Sakramentengemeinschaft. Schließlich sei die Kirche in ihrer Gesamtheit ja von Gott als die „All-Einheit alles Seienden“ bestimmt, was umzusetzen als Grundpflicht aller Gläubigen erscheint. Wenn sich, wie es häufiger vorkam, eine Kirche von einer anderen abspaltete, ohne dafür deren Einverständnis zu erlangen, galt dies als unkanonisch und führte zu ihrer Ausstoßung aus der kirchlichen Gemeinschaft. 

Dies galt im Prinzip allen Beteiligten als größtes denkbares Unglück, und so gaben sie sich letztlich alle Mühen, diesen Zustand zu überwinden. Da die orthodoxe Theologie faktisch dem Grundsatz folgt, dass ihr nichts Menschliches fremd ist, kam es meist nach kurzer Zeit zu Verhandlungen, in deren Verlauf die angestrebte Einheit wiederhergestellt wurde. 

Ursache von Streit wie Versöhnung waren dabei freilich fast nie theologische, sondern in aller Regel weltliche Gründe, denn die orthodoxen Kirchen sind traditionell mehr als alle anderen einerseits ausgesprochen ethnopatriotisch und andererseits oft aus einem durchaus persönlichen Egoismus ihrer Führer heraus mit der jeweils bei ihnen herrschenden „gottgewollten“ weltlichen Macht verbandelt – und die darf dann faktisch durchaus von mongolischen Khanen und kommunistischen Diktatoren oder osmanischen Sultanen und US-amerikanischen Globalisten gestellt werden, was sämtlich als „Symphonia“ theologisiert wird. 

Primus inter pares unter den Oberhäuptern dieser Ostkirchen war dabei stets der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, galt er doch als der Haupterbe der byzantinischen Reichskirche, die ihre gemeinsame Wurzel bildet. Zu diesem ethnischen Griechen standen die slawischen Kolonialkirchen des Balkans und der Rus in einem Gegensatz, wobei sich mit der Unterwerfung Kleinasiens durch die Türken und parallel zum Aufstieg Moskaus die dortige Russische Orthodoxe Kirche als zweiter konkurrierender Machtkern etablierte.T.W.W.