Das nennt man dienstbeflissen. Kaum ruft einer zu einer Solidaritätsbekundung für das Klima, gegen Diskriminierung, für Gendergerechtigkeit oder gegen sexuelle Belästigung an Frauen auf – und schon stehen die Unterzeichner Schlange. Man hat dabei nicht viel zu verlieren. Das war nicht anders zu erwarten bei der „Erklärung der Vielen“, mit der Theater, Museen und andere Kulturinstitutionen ein Zeichen für die Kunstfreiheit und gegen Angriffe von rechts setzen wollen.
Am symbolträchtigen 9. November vorgestellt, haben mittlerweile 300 Kulturchefs ihre Unterschrift geleistet, um – wie es in der Erklärung des 2017 gegründeten Vereins „Die Vielen“ heißt – „völkisch-nationalistischer Propaganda“ kein Podium zu bieten oder die „illegitimen Versuche der Rechtsnationalen“ abzuwehren, „Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren“.
Joachim Lux, Leiter des Hamburger Thalia Theaters, ging sogar so weit zu sagen: „Wir verteidigen das freiheitliche Europa und die Werte der französischen Revolution.“ Wenn die regierungskonform eingestellten Kulturbastionen etwas zu verteidigen haben, dann nur ihre öffentlichen Steuerpfründe. Sonst ist alles nur Show. Was ist das gegen jene 100 Unterzeichner, die 1976 in der DDR den Mut hatten, gegen die Biermann-Ausbürgerung zu protestieren?tws