26.04.2024

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16.11.18 / Gedenken in Oksboel / Ein Stück deutsche Geschichte in Dänemark

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-18 vom 16. November 2018

Gedenken in Oksboel
Ein Stück deutsche Geschichte in Dänemark
Regina Gronau

Gedenken an Agnes Miegel, Erna und Walter Scheffler und alle, die in den Internierungslagern noch nach Kriegsende umkamen.

Wie ein Besucher lakonisch beschreibt, wird das Städtchen Oksboel unweit von Esbjerg in Westjütland von deutschen Touristen überwiegend nur durchfahren. Freunde sind mit mir vor Kurzem hingefahren. Sehenswürdigkeiten gibt es hier nicht, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. 

Doch nordwestlich des Ortes an der Straße nach Boersmose liegt auf der linken Seite im Wald ein Friedhof. Angelegt wurde er in den Nachkriegsjahren 1945 bis 1949. Auf ihm ruhen etwa 120 deutsche Soldaten und fast 1700 deutsche Flüchtlinge, die in dem ehemaligen Militärlager Oksboel nach ihrer Flucht aus dem Osten hier interniert worden waren. Zeitweilig wurden hier bis zu 37000 Menschen untergebracht, das Lager wurde damit die sechstgrößte Stadt Dänemarks. Schaut man auf die Grabkreuze, sieht man auf vielen, daß vor allem ganz kleine Kinder Opfer der Flucht und der Entbehrungen im Lager waren. 

Der Friedhof macht einen gepflegten Eindruck, auch wenn er etwas schmucklos wirkt. Im Wald hinter dem Friedhof finden sich noch Reste des ehemaligen Lagers, Gebäude, ehemalige Pferdeställe, Fundamente und Wege, die nach der Aufgabe des Lagers nicht rückgebaut wurden. 

Kurz vor Kriegsende entkamen auch Walter Scheffler mit Agnes Miegel und seiner Freundin Erna Klein – eine Freundin meiner Eltern – mit dem Unternehmen „Hannibal“ Anfang 1945 über die Ostsee. Diese Aktion galt als Beginn der Verwundeten- und Flüchtlingstransporte durch die Kriegsmarine im ersten Halbjahr 1945. Drei Jahre verbrachte Walter Scheffler im dänischen Flüchtlingslager Oksboel und heiratete in dieser Zeit seine Freundin. Dort schrieb er  die „Gesänge hinterm Stacheldraht“. Bei seiner Trauung war Agnes Miegel Trauzeugin. Erna Scheffler starb noch im Lager. Walter Scheffler starb am 17. April 1964 in Hamburg.

Die letzten Lagerinsassen verließen schließlich am 15. Februar 1949 über das Ausreiselager Kolding Dänemark. In der Folgezeit verhandelten der dänische und der deutsche Staat im Vorfeld der „Bonn-Kopenhagener Erklärungen“ von 1955 über eine Kostenerstattung für die Unterbringungsmaßnahmen der Landsleute. Schließlich wurde 1953 ein Betrag von zirka 42 Millionen Deutscher Mark an den nördlichen Nachbarn überwiesen.


Anmerkung der Redaktion: 

Regina Gronau war ebenfalls in Oksboel interniert.