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23.11.18 / Zum Wohle der Menschheit / Forschung im All – Erstmals ein Deutscher als Kommandant auf der Weltraumstation

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-18 vom 23. November 2018

Zum Wohle der Menschheit
Forschung im All – Erstmals ein Deutscher als Kommandant auf der Weltraumstation
Friedrich List

Die Internationale Raumstation ist mehr als nur ein Außenposten der Menschheit im All. Sie ist ein Experimentallabor, in dem durch die Schwerelosigkeit wissenschaftliche Versuche möglich sind, die auf der Erde nicht durchgeführt werden könnten. Die Arbeit auf der ISS zielt nicht so sehr auf den Weltraum, sondern primär auf die Erde. 

Mit Alexander Gerst, der am 8. Juni 2018 zusammen mit der US-Amerikanerin Serena Auñón-Chancellor und dem russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew auf der Internationalen Raumstation (International Space Station, ISS)  eintraf, hat die Station erstmals einen deutschen Chef. Am Tag der Deutschen Einheit übernahm er das Kommando vom NASA-Astronauten Andrew Feustel. Gersts Aufenthalt im Erdorbit wird voraussichtlich eine Woche länger dauern, weil beim „Sojus“-Start am 11. Ok­tober die zweite Stufe der Trägerrakete versagte. Die „Sojus“-Kapsel mit zwei Kosmonauten an Bord konnte notlanden, steht aber somit für den Rückflug von Gerst und seinen beiden Crewkameraden vorerst nicht mehr zur Verfügung. 

Für Gerst ist es der zweite Aufenthalt auf der ISS. Und auch dieser Aufenthalt ist vollgepackt mit wissenschaftlichen Experimenten und technischen Arbeiten. Allein 41 der 300 Experimente kommen aus Deutschland. Vorbereitet wurden sie vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), in der Industrie sowie von deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Auch Experimente von Schülern sind darunter. Die Versuche decken eine breite Palette von Forschungsthemen ab. Viele sollen helfen, das Leben auf der Erde zu verbessern und den menschlichen Körper besser zu verstehen. Andere beschäftigen sich mit zukünftigen Langzeitmissionen im All. 

Das Immuno-2-Experiment untersucht, welchen Einfluss Stress auf das menschliche Immunsystem hat und wie er dieses möglicherweise schwächt. Das Experiment verbindet biochemische und psychologische Faktoren – etwa den Stress durch Arbeit in der Isolation, hohe Arbeitsbelastung und unregelmäßigen Schlaf. Mit den Erkenntnissen aus dem Immuno-2-Experiment lassen sich möglicherweise neue Therapien entwickeln.

„Myotones“ nimmt den menschlichen Körper genauer unter die Lupe. Das Weltraum-Experiment auf der ISS überwacht die grundlegenden mechanischen Eigenschaften der Skelettmuskulatur, um Veränderungen aufgrund der fehlenden Schwerkraft zu untersuchen. 

Denn die Schwerelosigkeit hat Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Ohne ständiges Fitness-training würde die Muskulatur der Raumfahrer nicht nur erschlaffen, sondern sich zurückbilden. Das Skelett leidet, weil der Körper Knochenmasse abbaut. Weltraummediziner wollen diese Prozesse besser verstehen. Bislang lassen sie sich nur verzögern, aber nicht aufhalten. Jeder Flug zu entfernteren Himmelskörpern birgt also das Risiko massiver körperlicher Schäden für die Raumschiffs-Besatzung in sich. 

Aber auch für die irdische Medizin sind diese Erkenntnisse wichtig. „Dank dieser Forschung lernen wir zum Beispiel, Krankheiten wie Krebs, Immunschwäche oder Muskel- und Knochenschwund besser zu verstehen“, erläutert Markus Braun, beim DLR Programmverantwortlicher für humanphysiologische und biologische Forschung unter Weltraumbedingungen. 

Für ihre tägliche Arbeit auf der ISS bekamen die Astronauten einen Robot-Assistenten. Das Hilfssystem CIMON entstand aus der Zusammenarbeit zwischen dem DLR-Raumfahrtmanagement, Airbus und IBM. CIMON ist ein kugelförmiger, mit künstlicher Intelligenz ausgestatteter Robot-Assis-tent, der den Astronauten zur Hand gehen soll. Er wiegt rund fünf Kilogramm. Die Abkürzung CIMON steht für „Crew Interaktive Mobile Companion“. CIMON hat etwa die Größe eines Medizinballs und bewegt sich mit 14 kleinen, verkleideten Propellern durch die Station. Er verfügt über Kameras, Mikrofone und externe Displays. Außerdem kann CIMON sprechen. 

Außeneinsätze wird CIMON jedoch nicht durchführen. Der Robot-Assistent ist ein Prototyp für zukünftige künstliche Helfer im All.