25.04.2024

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23.11.18 / Feindliche Bücher / Peking untergräbt Autonomie Hongkongs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-18 vom 23. November 2018

Feindliche Bücher
Peking untergräbt Autonomie Hongkongs
Friedrich-Wilhelm Schlomann

Tiefe Ernüchterung beherrscht inzwischen die Bevölkerung von Hongkong, seit in den vergangenen Jahren insgesamt sechs Buchhändler spurlos verschwanden und später von einem Gericht irgendwo in China bestraft wurden. Das gilt als klarer Verstoß gegen das 1997 ausgehandelte Autonomierecht der Stadt. 

Es geht dabei primär um ein Buch, das frühere Ansichten Xi Jinpings beinhaltet, die ihm heute peinlich seien. Angeblich stammt es von seinen zwei Rivalen Bo Xilsei und Zhou Youngkamp, die Xi inzwischen töten ließ. Bekannt ist, dass aber auch andere Peking-feindliche Bücher seit einiger Zeit in das Riesenreich geschmuggelt werden. Oft dürften sie von verfeindeten Lagern innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas kommen, die interne Informationen über die jeweiligen Gegenspieler veröffentlichen. Andere wollen indes von einer großen Desinformationskampagne der psychologischen Kriegsführung Taiwans oder der USA sprechen – möglich ist bekanntlich nahezu alles. 

Tatsache ist, dass viele Touristen aus der Volksrepublik die Bücher in Hongkong kaufen und auch höhere Parteikader sie über Mit­telsmänner erhalten. Die Zahl dieser Untergrundschriften ist kaum abzuschätzen, sie dürfte nicht gering sein. Ihre Einschleusung dauert trotz aller Behinderungen seitens der Volksrepublik weiter an. 

Die heutige Situation in der 7,3-Millionen-Stadt ist dadurch gekennzeichnet, dass Anführer von Demonstrationen von chinesischen Geheimpolizisten in aller Öffentlichkeit verhaftet werden und verschwinden. Unbequeme Auslandsjournalisten werden neuerdings aus Hongkong ausgewiesen.

Der einstige britische Gouverneur Chris Patten beklagte erst kürzlich in einem Interview, er glaube, der Plan Xi Jinpings bestehe darin, „dass Leute, die sich für mehr Demokratie in Hongkong oder für größeren Respekt gegenüber der Hongkonger Autonomie einsetzen, jederzeit damit rechnen sollen, dafür eingesperrt zu werden“. Eine alarmierende Entwicklung.

Neueste Umfragen zeigen, dass fast 70 Prozent der Bürger mit der politischen Situation unzufrieden sind, unter den bis 30-Jährigen sogar 80 Prozent. Zunehmend tauchen in Hongkong Flugblätter auf mit dem Aufruf „Lets go to Taipeh!“ Doch kaum ein Hongkonger kann sich eine gefährliche und kostspielige Flucht auf den Inselstaat Taiwan leisten.