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23.11.18 / »Gigafabrik« für die Lausitz? / Altmaier will die Batteriezellen-Produktion massiv subventionieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-18 vom 23. November 2018

»Gigafabrik« für die Lausitz?
Altmaier will die Batteriezellen-Produktion massiv subventionieren
Norman Hanert

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will mit einer Milliarde Euro die Errichtung von Batteriezellen-Fabriken für Elektroautos fördern. Nach einem Treffen mit EU-Energiekommissar Maroš Šefcovic sagte Altmaier, die Förderung solle nach den EU-Beihilferegelungen erfolgen. Diese erlauben staatliche Beihilfen für einzelne Firmen, wenn dies mit europäischen Zielen bei der Wirtschaftsentwicklung begründet werden kann. 

Die EU hat vor einem Jahr ein Projekt mit dem Ziel gestartet, in Europa Fabriken für Lithium-Ionen-Zellen aufzubauen, sodass im nächsten Jahrzehnt ein gutes Drittel der weltweiten Batteriezellenproduktion aus Europa stammt. Hintergrund der Brüsseler Pläne sind Befürchtungen, den Anschluss an eine Schlüsseltechnologie zu verlieren und für immer von asiatischen Lieferanten abhängig zu sein. 

Nach den nun bekanntgewordenen Plänen des Bundeswirtschaftsministers könnten bis 2021 als Anschubfinanzierung eine Milliarde Euro an Subventionen für den Aufbau von Fertigungsanalgen fließen. Pro Batteriezellenfabrik soll es um 1000 bis 2000 Arbeitsplätze gehen.

Mehrere Bundesländer haben bereits ein Interesse signalisiert, Standort einer Batteriezellenfabrik zu werden, und zwar Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, das Saarland, Sachsen-Anhalt, aber auch Sachsen und Brandenburg. Immer öfter wird inzwischen die Lausitz als möglicher Standort genannt. Im Zuge des geplanten Kohleausstiegs werden in den sächsischen und brandenburgischen Braunkohlerevieren Tausende Arbeitsplätze und eine jährliche Wertschöpfung von 1,5 Milliarden Euro wegfallen. 

Laut Bundeswirtschaftsminister Altmaier geht es mittel- und langfristig um mehrere Standorte.  Nachgedacht wird dabei offenbar auch über eine Kooperation mit Frankreich, Polen oder Österreich. Bereits im September hatte Altmaier nach einem Besuch in Warschau eine Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen bei der Zellenproduktion angekündigt. 

Altmaier gibt sich zuversichtlich, dass sich bereits um die Jahreswende 2018/2019 ein erstes Batteriezellenkonsortium in Deutschland etablieren wird. Schon im Jahr 2021 könne mit der Produktion von Batteriezellen in europäischen „Gigafabriken“ begonnen werden. Der Minister sagte anlässlich einer „Vernetzungskonferenz Elektromobilität“, die vor Kurzem in Berlin stattgefunden hat: „Das Interesse ist riesig, Teil eines der drei möglichen Konsortien zu werden.“ Als ein mögliches Konsortium gilt ein Bündnis zwischen dem Batteriehersteller Varta, dem Chemiekonzern BASF und dem Autobauer Ford. 

Die großen deutschen Autobauer und auch Zulieferer waren bislang eher zurückhaltend, wenn es um den Aufbau einer eigenen Batteriezellenherstellung ging. Nötig sind zum einen hohe Investitionen, zudem dürfte es schwierig werden, kostengünstiger zu produzieren als die bereits auf dem Markt etablierten Hersteller aus China und Südkorea. Bislang stammt ein Großteil der in Europa verbauten Zellen aus asiatischer Fertigung. Auch die deutschen Autobauer setzen die Batteriemodule für E-Autos bisher aus Zellen zusammen, die sie bei Herstellern in Ostasien kaufen.