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23.11.18 / Friedhöfe gegen das Vergessen / Die Stadt Insterburg fördert Gedenkstätten: Besuche des Poesie-Parks und des Soldatenfriedhofs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-18 vom 23. November 2018

Friedhöfe gegen das Vergessen
Die Stadt Insterburg fördert Gedenkstätten: Besuche des Poesie-Parks und des Soldatenfriedhofs
Manuela Rosenthal-Kappi

Dichter finden allgemeinhin in Russland größere Verehrung als anderswo. Es sei daran erinnert, dass das Schillerdenkmal vor dem Schauspielhaus beim Sturm auf Königsberg nur deshalb nicht zerstört wurde, weil ein unbekannter Rotarmist der Skulptur ein Schild mit der Aufschrift „Nicht schießen, es ist ein Dichter“ umgehängt hatte.

Die Verehrung, auch für deutsche Dichter, hält bei vielen Russen ungebrochen an. Deshalb verwundert es nicht, dass eine Gruppe russischer Enthusiasten in Insterburg auf dem ehemaligen Neuen Friedhof an der Kamswyker Allee, auf dem die ostpreußische Dichterin Frieda Jung beerdigt wurde, einen Poesie-Park, genannt  „Frieda-Jung-und-Paul-Gretschischnikow-Poesie-Park“, angelegt hat, den sie in Eigenregie weiter ausbaut und pflegt (siehe PAZ Nr. 45). 

Anstelle der nicht mehr existierenden Gräber haben sie selbst gehobelte Bänke aufgestellt, auf deren Lehnen Gedichte des jeweiligen Schriftstellers eingebrannt sind, leider bislang nur auf Russisch. Neben Frieda Jung wurde auf diese Weise der ostpreußischen Dichter Simon Dach bedacht, aber auch russische wie Anatolij Lunin und Pjotr Schukow.  

Vom ehemaligen evangelischen Friedhof sind nur noch Reste des Haupteingangtors geblieben, die Hauptallee ist noch erahnbar. Ein findiger „Investor“ hat das erhalten gebliebene Friedhofsgebäude erworben, angebaut und das erhaltene Stück der Eingangsmauer in das neue Tor, das sein Grundstück schützt, integriert. Laut Dimitri Suchin, Mitbegründer des Vereins Kamswyker Kreis e.V., muss der Hauseigentümer seinen Anbau bald wieder abreißen, da er ohne Genehmigung gebaut habe und das Friedhofsgebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde. Es sei für eine andere Nutzung vorgesehen.

Im Rahmenprogramm des Deutsch-Russischen Forums (DRF) in Insterburg hatte die deutsche Teilnehmergruppe nicht nur Gelegenheit, den Dichterpark zu Ehren Frieda Jungs zu sehen: Ein weiterer Programmpunkt führte sie zum Soldatenfriedhof von Insterburg, den der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge 1996 der Öffentlichkeit übergeben konnte. Auf diesem Friedhof ruhen die Gebeine gefallener Soldaten aus dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg. Ursprünglich hatte der Friedhof eine Größe von 17000 Quadratmetern, die jedoch auf 27000 Quadratmeter erweitert werden musste aufgrund der großen Zahl der Umbettungen. 

Die Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen, Sprecher Stephan Grigat, Brigitte Stramm (Organisatorin des DRF und Kreisvertreterin von Labiau) und Rainer Buslaps (Kreisvertreter von Insterburg Stadt und Land) nutzten die Gelegenheit, ein Blumengebinde zum Andenken an die Gefallenen niederzulegen. 

In seiner Ansprache erinnerte Buslaps an die hohen Opferzahlen, die beide Weltkriege gefordert hatten, die junge Männer, die kaum die Gelgenheit hatten, erwachsen zu werden, ihrer Zukunft beraubten.