20.04.2024

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23.11.18 / »Erhalten und Gestalten« / Unter diesem Motto stand die Werkwoche zum 64. Mal

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-18 vom 23. November 2018

»Erhalten und Gestalten«
Unter diesem Motto stand die Werkwoche zum 64. Mal
Elke Wasgindt-Langeheine

Das Jahr bietet uns verschiedene Festtage, wir aber, die Teilnehmerinnen der Werkwoche in Helmstedt, erleben jedes Jahr eine ganz besondere interessante Zeit, die wir intensiv und dankbar erleben und nicht missen möchten.

War das eine Woche! Der warme goldene Oktober strahlte in seiner schönsten Pracht, und so war die Stimmung einfach prächtig, die Arbeitsfreude groß... Das morgendliche Singen unter der Leitung von Marianne Knopp war immer ein fröhlicher Anfang. Der Filmabend, mit einem Film aus vergangenen Zeiten - Fischer am Kurischen Haff - erinnerte uns an Menschen und Zeiten, denen wir verpflichtet sind.

In den Arbeitsgruppen wussten unsere Werkleiterinnen mit ihrer schier unendlichen Geduld und Hilfsbereitschaft jederzeit Rat. In der großen Gruppe der Strickerinnen wurden die verschiedensten Muster und Modelle angefertigt – in diesem Jahr wurde häufig das Doppelstricken in allen möglichen Varianten geübt –, und oft saß jemand ratlos da, etwas stimmte nicht, aber was? Unsere liebe umsichtige Frau Gudrun Breuer fand nicht nur den Fehler, sondern half auch rasch und geschickt, ihn zu beseitigen. Bei Fragen von Farbkombinationen und neuen Mustern und Modellen wurden wir gründlich beraten, und wer sich an etwas Neues wagen wollte, wurde fachkundig ermutigt. Eine Anfängerin, die sich ein ganz bestimmtes Motiv in den Kopf gesetzt hatte, bekam nach Feierabend am späten Abend eine Vorlage gezeichnet und konnte überglücklich ihr Werk fertigstellen.

Ein Besuch bei den Weberinnen war die helle Freude. Man muss einmal die Vielfalt an Farben, Modellen, Schals, Tischläufern, Decken, Wandbehängen und bunten Jostenbändern in allen erdenklichen Längen und Breiten gesehen haben und sich vorstellen, was an verschiedenen Geräten dazu nötig ist – und welche Vorbereitungen getroffen werden müssen. Unsere Werkleiterin Barbara Lorenzen hatte schon Tage zuvor die großen Webstühle vorbereitet und eigenhändig nach Helmstedt geschafft, und wer die geschäftige Stille in der Webstube erlebt hat, weiß die viele Mühe belohnt. Frau Liesa Rudel, die ausschließlich die Arbeit am Webrahmen vermittelt, kommt extra aus der Schweiz angereist. Sie folgte auf Dagmar Adomeit, die, von uns allen hochverehrt, über Jahrzehnte die Werkwochen begleitet hat, einfach für jeden da war und sogar im ehemaligen Ostpreußen viele Male Werkwochen veranstaltet hat und jetzt ihren wohlverdienten Ruhestand genießt.

Das Trachtenschneidern unter der Leitung von Helga Ständecke und Marianne Knopp fiel in diesem Jahr leider aus, aber wir erinnerten uns an das letzte Jahr, in dem Stücke gezeigt wurden, passend für jede Größe, und selbst Kleider verändert und so umgearbeitet wurden, dass sie für die nächste Trägerin passten.

Die Weißstickerinnen waren wie immer mit Arbeiten beschäftigt, die ein näheres Kennenlernen lohnen. Da werden die feinsten Stiche in Weiß – Schwarz war nur dem Adel vorbehalten – in die zartesten weißen Stoffe gearbeitet, dabei werden die dünnen Fäden gezählt, und bei jedem neuen Anfang gibt es eine andere Art von Stichen. Man muss schon sehr genau hinschauen, um diese feine und elegante Arbeit würdigen zu können, und voller Respekt vernahmen wir die Erklärungen unserer Werkleiterin Ute Tenzer, die uns sorgfältig und gründlich die einzelnen Muster erklärte.

Kurz, bei welcher Arbeitsgruppe wir auch hereinschauten, die Vielfalt an Ideen, der Einfallsreichtum an Techniken, das Zusammenstellen von Mustern und Farben waren außerordentlich beeindruckend und ließ uns voller Ehrfurcht zurückblicken. Da ist über Jahrhunderte ein reicher Wissensschatz entstanden, überliefert von denen, die vor uns gelebt, gedacht und gearbeitet haben. Es ist ein großartiges Erbe, und wir haben das große Glück, das vermittelt zu bekommen. So gilt unser Dank den umsichtigen hilfsbereiten und unendlich geduldigen Werkleiterinnen, die uns mit ihrem Können begleitet haben und dafür gesorgt haben, dass wir nicht nur mit großer Freude und Konzentration bei der Arbeit waren, sondern auch glücklich die begonnene Arbeit fertigstellen und frohgemut mit nach Hause nehmen konnten.

Nochmals herzlichen Dank für die schöne erlebnisreiche Zeit, wir freuen uns schon alle sehr auf die nächste Werkwoche in Helmstedt.