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30.11.18 / Politik will »Rio-Reiser-Platz« / Umbenennung: Preußische Prinzessin soll linkem Barden weichen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-18 vom 30. November 2018

Politik will »Rio-Reiser-Platz«
Umbenennung: Preußische Prinzessin soll linkem Barden weichen
Frank Bücker

Nach dem Willen der Mehrheit in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg soll ein Teil des Mariannenplatzes in Rio-Reiser-Platz umbenannt werden. Dagegen hat der Kreuzberger CDU-Parlamentarier Kurt Wansner grundlegende Kritik geäußert. Der Bezirk dürfe „nicht zur Beute linksradikaler Kreise“ werden. Der Mariannenplatz ist nach Maria Anna, Prinzessin von Preußen (1785–1846), benannt.

Dabei ist das Bezirksamt mit seinem Bemühen unglaubwürdig. Der Bezirk hat sich 2005 für eine Frauenquote von 50 Prozent bei Straßenbenennungen entschieden. Bis die erreicht ist, sollen Straßen und Plätze nur noch nach Frauen benannt werden. Diese selbst gestellte Hürde wollen Richter und die rot-rot-grüne Mehrheit mit dem Hinweis umgehen, Rio Reiser sei homosexuell gewesen. Ob das den Lesben und Schwulen in Berlin gefällt, wenn ihre Neigung bei Bedarf politisch instrumentalisiert wird, um politisch korrekte Quoten umgehen zu können, sei dahingestellt. 

Eine andere Frage ist, ob Gewalt verherrlichende oder doch relativierende Liedertexte Vorbild für staatliches Handeln sein können. 1971 wurde das Bethanien-Krankenhaus am Mariannenplatz „besetzt“, in „Georg-von-Rauch-Haus“ umbenannt und zum Symbol der Anarchistenszene. Reiser komponierte den „Rauch-Haus-Song“. Dort heißt es: „Der Senator war stinksauer, die CDU war schwer empört, dass die Typen sich jetzt nehmen, was ihnen sowieso gehört.“ (der Senator war 1971 noch ein SPD-Mann). 

Wansner findet das alles andere als lustig: „Das ist Gentrifizierung der Tradition meines Bezirks. Der Mariannenplatz ist für meinen Bezirk sehr wichtig.“ Ganz scheint sich das Bezirksamt an die Sache noch nicht heranzuwagen. Die BVV will die Umbenennung vorerst nur „in Betracht ziehen“. Zurzeit findet eine Anwohnerbefragung statt. Die soll aber „nicht bindend“ sein. 

Ersatzweise hat Linkspartei-Politiker Martin Richter schon den Heinrichplatz als neues Ziel seiner Umbenennungspläne ausgemacht. Das wäre dann der Austausch eines Männernamens unter Anrechnung des schwulen Rio Reiser auf die Frauenquote. Dass die Anwohner des Platzes sich  die Umbenennung untätig gefallen lassen, ist unwahrscheinlich. Doch in der BVV verfügen Linkspartei, Grüne und SPD zusammen über 42 von 55 Sitzen, die CDU hat vier, die AfD drei und die FDP zwei Mandate.