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30.11.18 / Mays größter Gegner / Brexit-Hardliner Jacob Rees-Mogg gilt als klassischer Konservativer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-18 vom 30. November 2018

Mays größter Gegner
Brexit-Hardliner Jacob Rees-Mogg gilt als klassischer Konservativer
Peter Entinger

Der britische Konservative Jacob Rees-Mogg wünscht sich einen harten Brexit und ist damit der schärfste Gegenspieler von Premierministerin Theresa May. Doch die geplante Vertrauensabstimmung fand in der vergangenen Woche nicht statt. Zu wenige Abgeordnete unterstützten seinen Antrag. Ein solches Votum wird angesetzt, wenn 48 konservative Abgeordnete den Antrag unterstützen. „Ich bin natürlich nicht von meinen Kollegen enttäuscht. Ich habe immer gesagt, dass unsere Gruppe nicht eine einheitliche Sicht der Dinge hat. Jeder bildet sich seine eigene Meinung. Sie tun, was und wann sie es für richtig halten“, erklärte er gegenüber dem „Deutschlandfunk“.

May will das Land trotz EU-Austritts unter anderem an den europäischen Binnenmarkt und an die Zollunion angeschlossen lassen. Kritiker werfen der Regierungschefin vor, bei den Verhandlungen mit Brüssel zu viele Kompromisse gemacht zu haben. Ihr Wortführer innerhalb der eigenen Partei ist mittlerweile Rees-Mogg.

Das Nachrichtenmagazin „Focus“ beschreibt den ehemaligen Oxford-Studenten als Taktiker. Er führe die European Research Group an – eine finanziell starke Gruppe, die mit aller Macht die Vorhaben der sogenannten „Remainer“, also Brexit-Gegner, zu torpedieren versuche. Beobachter vermuten, dass Rees-Mogg selbst den Posten der Premierministerin im Visier hat. „Die Brexit-Vereinbarung der britischen Premierministerin May hält nicht die Versprechen des konservativen Manifests“, kritisierte er nun und dachte laut über einen Führungswechsel nach.

Rees-Mogg wurde im einstigen Grafschaftsviertel North East Somerset in das britische Parlament gewählt und gilt als Vertreter der Oberschicht. Am ehesten könnte man ihn mit Friedrich Merz vergleichen, denn auch der Brite hat Millionen auf dem Konto. Und er kann warten. So hat er die Nie­derlage in der vergangenen Woche nicht als solche wahrgenommen. Rees-Mogg spielt auf Zeit: „Einige glauben, der beste Zeitpunkt ist die Abstimmung über den Vertrag im Unterhaus. Sie ist für den 10. oder 11. Dezember geplant. Also warten wir es ab. Politik ist ein Geduldsspiel.“

Mittlerweile sind auch internationale Medien auf den 46-Jährigen aufmerksam geworden. „Es handelt sich, und deswegen ist dieser Mann so interessant, um einen ganz klassischen Konservativen (auch nach einer Vergewaltigung lehnt er Abtreibung ab). Aber auch um einen Konservativen-Darsteller, der die Insignien einer glanzvolleren Vergangenheit strategisch und effekthascherisch einsetzt wie ein Schauspieler seine Zahnprothese“, schreibt die „Welt“ und prophezeit: „Insofern ist Rees-Mogg, seinem Retro-Look zum Trotz, leider ein Mann der Zukunft.“

Dabei ist die Zukunft der Regierung May mehr als offen. Die Anhänger der Premierministerin werfen ihren Parteikollegen vor, in einer schwierigen Situation durch ihre Initiative zum Sturz Mays zusätzliche Ungewissheit zu schaffen.