19.04.2024

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30.11.18 / Ein großer Tag für Lyck

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-18 vom 30. November 2018

Ein großer Tag für Lyck
Gerd Bandilla

Der 8. Dezember 1868 war ein großer historischer Tag für die ostpreußische Kreisstadt Lyck. Der erste Personenzug, von Ras-tenburg kommend, fuhr unter Dampf in die masurische Stadt ein. Der Bahnhof war mit schwarz-weißen preußischen Fahnen geschmückt. 

Der Bahnhof lag etwa einen Kilometer östlich der Großen Kirche. Der Eisenbahnanschluss bewirkte für Lyck eine enorme bauliche Entwicklung. Der gesamte Bereich zwischen der Hauptstraße und dem Bahnhof wurde erschlossen und bebaut. 

Die Weiterführung der Eisenbahn zur Reichsgrenze in Prostken – fertiggestellt am 1. November 1871 – und der Anschluss an die polnische Bahn bis Bialystok brachten für Lyck einen wirtschaftlichen Aufschwung. 1864 hatte Lyck 5142 Einwohner, 46 Jahre später 13428.

Am 8. Dezember 1868 war ganz Lyck auf den Beinen. Die Honoratioren waren selbstverständlich auch dabei. Der evangelische Pfarrer war mit seinen Konfirmanden ebenfalls zum Bahnhof geeilt. Unter den Konfirmanden befand sich auch die damals 13-jährige Marie Bienko, die spätere Großmutter des ehemaligen Kreisvertreters Gerd Bandilla, aus Mostolten. Die Kirchengemeinde Baitenberg wurde erst 1890 gegründet. Bis dahin gehörte Mostolten zur elf Kilometer entfernten Kirche in Lyck. 

Im Laufe der Jahre wurde Lyck zu einem Eisenbahn-Knotenpunkt. Die Strecke über Treuburg nach Goldap ging am 1. Juli 1879 in Betrieb. Sie ist heute stillgelegt. Die Strecke nach Johannisburg wurde am 16. November 1885 eröffnet. Sie wird heute als Zubringer zum Flugplatz Schiemanen ausgebaut. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Strecke nach Arys fertiggestellt. Die Kleinbahn nahm 1917 ihren Betrieb auf. 

Die Eisenbahn von Königsberg über Lyck bis Prostken wurde von der Ostpreußischen Südbahn, einer Privatgesellschaft mit Sitz in Königsberg, gebaut und betrieben. 1893/94 wurde die Strecke zweigleisig. Die Ostpreußische Südbahn wurde am 1. Juli 1903 vom Königreich Preußen Staat übernommen.

Die Eisenbahn wurde zur Verbindung zwischen der Ostsee und Odessa am Schwarzen Meer. Sie verlief damals nur auf dem Gebiet von zwei Staaten, nämlich dem deutschen Kaiserreich und dem russischen Zarenreich. Heute verbindet diese Strecke vier Staaten: Russische Föderation, Republik Polen, Republik Belarus (Weißrussland) und die Ukraine. 

 Am 1. April 1920 ist die Preußische Staatsbahn in die Deutsche Reichsbahn übergegangen, die damals noch als „Reichseisenbahnen“ oder „Deutsche Reichseisenbahnen“ bezeichnet wurde. 1945 bauten die Russen das zweite Gleis ab und deportierten es nach Russland. Heute fährt auf den Eisenbahnstrecken im südlichen Ostpreußen die Polnische Staatsbahn (PKP). Geplant ist die internationale Rail Baltica, die von Warschau über Lyck bis nach Tallinn, die Hauptstadt Estlands, geführt werden soll.