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30.11.18 / Szenische Ausstellung / Europäisches Kulturerbejahr im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-18 vom 30. November 2018

Szenische Ausstellung
Europäisches Kulturerbejahr im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte

Noch bis zum 20. Januar 2019 zeigt das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) in Potsdam die szenische Ausstellung „Beiderseits der Oder. Geschichtsraum | Grenzraum | Begegnungsraum“.

Die Ausstellung ist ein Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 Sharing Heritage. Sie beschreibt die Region beiderseits der Oder als einen erinnerungsgeschichtlichen Raum, der heute Deutschen und Polen gemeinsam ist. Im Mittelpunkt stehen Menschen, deren Lebensgeschichten mehrheitlich geprägt sind durch Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung während des Zweiten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren. Zu Wort kommen Nachbarn von beiden Seiten der Oder, die den Blick nicht nur in die Vergangenheit richten, sondern auch berichten, wie für sie Fremdes zu Eigenem wurde, wie neue kulturelle Identitäten entstanden, und welche Möglichkeiten sie heute für eine deutsch-polnische Verständigung sehen.

Ein als Gesamtkunstwerk inszenierter Raum lädt den Besucher zu einer Reise beiderseits der Oder ein. Nicht Exponate oder Schautafeln, sondern Audio-, Bild- und Videosequenzen begleiten den Besucher auf seiner Reise und bieten ihm einen assoziativen Zugang zu den geschichtlichen Ereignissen. Auch wenn sich die Ursachen unterscheiden, die Situation beiderseits der Oder ähnelte sich: Die Besucher sehen Menschen auf der Flucht, zerstörte Städte und Dörfer, und sie erhalten Einblick in den Neubeginn in Landwirtschaft, Industrie und Privatleben. Fotos und Filmausschnitte, aktuelle Interviews und persönliche Erzählungen von Zeitzeugen und Nachgeborenen aus der Region werden verwoben mit privatem Bildmaterial, das in erster Linie Familiengeschichten erzählt, sowie mit offiziellen Aufnahmen, die immer auch Dokumente politischer Propaganda sind. Das Ergebnis ist eine Raumdramaturgie, die alle Sinne anspricht und den kollektiven Schock von Flucht, Vertreibung und erzwungenem Neubeginn nachvollziehbar macht.

Ausgangspunkt für die Ausstellung war die Zusammenarbeit der Kuratoren des HBPG, Thomas Wernicke und Julia Bork, mit dem Masterstudiengang Bühnenbild_Szenischer Raum der Technischen Universität Berlin unter der Leitung von Professor Kerstin Laube. Bei einer gemeinsamen Recherchereise im Frühjahr 2018 in die Oderregion hat das Ausstellungsteam umfangreiches Interview- und Bildmaterial zusammengetragen. Anschließend wurde der Entwurf der Studierenden Svenja Stannat und Suriya Poieam für die szenische Gestaltung der Ausstellung ausgewählt und umgesetzt.

Ein Einführungsbereich informiert mit Karten und einem Zeitstrahl über den historischen Hintergrund. Das Trauma des Zweiten Weltkriegs hat das Verhältnis von Polen und Deutschen stark belastet. Lange verstellte die deutsche Sicht auf Flucht und Vertreibung die Wahrnehmung der polnischen Leidensgeschichte. Diese begann für Millionen von Menschen nicht erst im Frühjahr 1945, sondern schon im September 1939 mit der deutschen Besatzung und der nationalsozialistischen 

Germanisierungspolitik. Bis weit in die Nachkriegszeit erlitten viele Polen das Schicksal mehrfacher Flucht, Vertreibung, Deportation und Zwangsumsiedlung. Erst die völkerrechtliche Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze im Jahr 1990 gab ihnen endlich die lange vermisste territoriale Sicherheit.

Die Ausstellung entstand in Partnerschaft mit dem Muzeum Ziemi Lubuskiej (Museum des Lebuser Landes) in Zielona Góra, dem Muzeum Lubuskie im. Jana Dekerta (Lebuser Museum Jan Deckert) in Gorzów Wielkopolski, dem Gubinski Dom Kultury (Gubiner Kulturhaus), Oderläufe e. V. und dem Bildungs- und Begegnungszentrum Schloß Trebnitz e. V. sowie mit freundlicher Beratung des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften/Centrum Badan Historycznych Polskiej Akademii Nauk w Berlinie.

Ein illustrierter Ausstellungsführer weist den Besuchern den Weg durch die Ausstellung und zu den Orten der Recherchereise, stellt die Gesprächspartner vor und gibt Auskunft zu den Videos und Bildern.HBPG

Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte ist rollstuhlgerecht ausgestattet. Öffnungszeiten: dienstags bis donnerstags 10 bis 17 Uhr, freitags bis sonntags und feiertags 10 bis 18 Uhr. Heiligabend und Neujahr bleibt das HBPG geschlossen, Silvester von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, freitags zahlen alle Besucher den ermäßigten Preis. Jugendliche bis 18 Jahre und Arbeitslosengeld-II-Empfänger haben freien Eintritt.

Weitere Informationen unter Telefon (0331) 6208550, E-Mail: kasse@gesellschaft-kultur-geschichte.de oder im Internet: www.hbpg.de. Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Kutschstall, Am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam