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07.12.18 / Perle in chinesischer Hand / Beim Roboterhersteller Kuka herrscht schlechte Stimmung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-18 vom 07. Dezember 2018

Perle in chinesischer Hand
Beim Roboterhersteller Kuka herrscht schlechte Stimmung

Till Reuter, der Chef des von chinesischen Investoren übernommenen Augsburger Roboterherstellers Kuka, hat überraschend seinen Vertrag frühzeitig aufgelöst und verlässt das Unternehmen. Kuka war vor zwei Jahren von dem chinesischen Hausgerätehersteller Midea übernommen worden. Er stand bei Kuka knapp zehn Jahre lang an der Spitze und führte den Roboterbauer auch aus einer wirtschaftlichen Krise. Sein Vertrag war erst vor einem Jahr bis Ende März 2022 verlängert worden. Der ehemalige Investmentbanker Reuter hatte die Übernahme des deutschen Technologieführers im Robotikbereich durch Midea befürwortet und mitgetragen. Der Einstieg des Konzerns aus dem südchinesischen Foshan war von einer heftig geführten Diskussion begleitet. In der deutschen Öffentlichkeit wurden Befürchtungen laut, es könnte zu einem Ausverkauf deutscher Technologieperlen an China kommen.

Tatsächlich zählt Kuka weltweit zu den technologisch führenden Herstellern von Industrierobotern. Vor der Übernahme hatten Kuka und der chinesische Investor im Jahr 2016 eine Vereinbarung unterzeichnet, in der Midea sehr weitgehende Zusagen machte, die bis 2023 gelten sollen. Die Vereinbarung umfasste eine Standort- und Beschäftigungsgarantie sowie eine zur Unabhängigkeit des Kuka-Vorstands. Trotz dieser Vereinbarung gilt der Verkauf des führenden deutschen Roboterbauers an einen chinesischen Investor als Auslöser für die Verschärfung der Außenwirtschaftsverordnung. Die Bundesregierung verschärfte im Juli 2017 die Kontrollen beim Erwerb von deutschen Unternehmen durch ausländische Investoren. Unter anderem erhielt das Bundeswirtschaftsministerium erweiterte Befugnisse.

Vor dieser Neuregelung hatten EU-Kommissar Günther Oettinger und der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) erfolglos versucht, europäische Unternehmen zu einem Gegenangebot zu bewegen, um den Verkauf nach China zu verhindern. Inzwischen hat sich Gabriel auch zum Führungswechsel bei Kuka geäußert. Gegenüber dem „Handelsblatt“ sagte er: „Mit Till Reuter geht nicht irgendjemand, sondern die Person, die für viele als Garant für Standortsicherheit und eine angemessene unternehmerische Unabhängigkeit stand.“ Gabriel sagte auch, er habe als Bundeswirtschaftsminister die Übernahme von Kuka durch chinesische Investoren kritisch gesehen, „aber verhindern konnten wir sie gegen den Willen der alten Eigentümer letztlich nicht“.

Zum Hintergrund der Ablösung von Till Reuter berichtete die „Augsburger Allgemeine Zeitung“, dass es zwischen dem bisherigen Kuka-Chef und dem chinesischen Mehrheitseigner zu Unstimmigkeiten gekommen sei, weil dieser mehr Einfluss auf das Tagesgeschäft hatte nehmen wollen. Laut „Handelsblatt“ ist Midea enttäuscht von den Umsatzzahlen, die Kuka auf dem chinesischen Markt erzielt. Wie weiter berichtet wird, erwartet Midea von dem Augsburger Roboterhersteller eine neue ökonomische Ausrichtung und auch ein stärkeres Engagement in China. Midea soll sich zudem wünschen, dass Kuka mehr Forschung und Entwicklung nach China verlagert. Der Mehrheitsaktionär Midea erklärte nach der Trennung von Reuter, dass die Investorenvereinbarung mit Kuka unverändert weiter gelte.N.H.