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07.12.18 / Zweimal 30 Jahre Ostpreußen in Lüneburg / Vor 60 Jahren öffnete des »Ostpreußische Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens« im Alten Kaufhaus seine Tore

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-18 vom 07. Dezember 2018

Zweimal 30 Jahre Ostpreußen in Lüneburg
Vor 60 Jahren öffnete des »Ostpreußische Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens« im Alten Kaufhaus seine Tore
Barbara Loeffke

Im August dieses Jahres wurde das Ostpreußische Landesmuseum (OL) in Lüneburg nach Erweiterungsarbeiten wiedereröffnet. Nun gibt es ein Jubiläum zu feiern: Vor 60 Jahren wurde das „Ostpreußische Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens e.V.“, das Vorgängermuseum des heutigen OL, eröffnet. Es folgen Rückblicke von Barbara Loeffke, der Ehefrau des Gründers Hans-Ludwig Loeffke, und Joachim Mähnert, dem Direktor des OL. 


„Ein Blick zurück muss auch immer ein Blick nach vorne sein“. Unter diesem Motto stand die museale Dokumentation Ostpreußens des Ostpreußischen Jagdmuseums – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens e.V. seit dem ersten Tag. Mit großer Weitsicht wurde damals der Grundstein für die Darstellung Ostpreußens fern der Heimat gelegt. Heute können wir sagen: Die Pläne und Ziele des Gründers und Schöpfers Hans-Ludwig Loeffke sind weitgehend Wirklichkeit geworden. 

„Bei der Gründung des ,Ostpreußischen Jagdmuseums – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens‘ zu Lüneburg stand der landsmannschaftliche Gedanke Pate. Bereits im Jahr 1950 konnte ich anlässlich eines Großtreffens der Landsmannschaft Ostpreußen im Hamburger ,Planten un Blomen‘ 5000 ostpreußische Jäger und Reiter unter dem Zeichen ostpreußischer Trophäen zusammenrufen. Auf dem Bundestreffen der Landsmannschaft 1953 in Dortmund führte ich erstmalig eine ostpreußische Jagdausstellung durch, die nicht nur unter Landsleuten stärkste Beachtung fand. Oberjägermeister a.D. Scherping, Generalsekretär des Deutschen Jagdschutzverbandes, beauftragte mich daraufhin, auf der Internationalen Jagdausstellung 1954 in Düsseldorf die Gedenkschau ,Deutscher Osten‘ verantwortlich aufzubauen. Diese Ostschau wurde bei den über 800000 Besuchern – es wurde die größte Ausstellung Deutschlands überhaupt – zu einer Sensation.“ 

Zwei Erinnerungsstücke, die im OL zu bewundern sind, legen Zeugnis von dem überwältigenden Eindruck ab, den diese Ausstellungen hinterließen. Mit einem wunderschönen Silberteller bedankte sich die Jägerschaft bei Loeffke für seine Arbeit. Eine vom Deutschen Jagdschutzbund herausgegebene Plakette trägt die Inschrift: „Ostpreußische Jagdausstellung – Der Heimat fern doch treu! Bochum 9./10.5.1953 – DJV-Landsmannschaft Ostpreußen“. Ein beeindruckenderes Bekenntnis der nicht vertriebenen Jägerschaft zu Ostpreußen konnte es kaum geben. 

Wer erinnert sich nicht der 

Trecks aus dem deutschen Osten. Wie oft fuhr auf schwankendem Wagen ein Geweih als Symbol der ererbten und erlebten Scholle, wie ein Kreuz des Leidens einem ungewissen Schicksal entgegen. Wie oft hatten der ostpreußische Jäger oder die ostpreußische Jägersfrau in jenen furchtbaren Tagen, da die Heimat in Rauch und Blut unterging, „alltäglich Wertvolles“ stehen- und liegengelassen, um ihre Trophäen zu retten. Da flieht eine ostpreußische Försterfrau nach dem ersten Ansturm der Russen in den Wald, holt später aus der brennenden Försterei die Keilergewehre ihres Mannes, näht sie sich in den Rock ein, und so überstehen diese Gewehre, im Rock verborgen, drei Jahre russischer Zwangsarbeit. Immer wieder wird die Frau von dem fanatischen Willen beseelt, die Trophäen ihres Mannes einstmals ihm selbst überreichen zu können. Wieviel Kraft zum Durchhalten haben diese Trophäen ausgestrahlt. Und endlich geht diese Hoffnung in der Bundesrepublik in Erfüllung. Das Thema dieses „Grünen Ostpreußen-Museums“ ist weitge­spannt. Nur einzelne Stichworte: Der Elch, Rominten, Wolf, Luchs, Rossitten, der Wald, Falknerei, Jägerbataillon Graf York von Wartenburg, Trakehnen. Es wurde zu einem allseits anerkannten Mahnmal und zu einer außerordentlich zahlreich besuchten „Stätte der Begegnung nicht nur ostpreußischer Landsleute“. Das schrieb Forstmeister a.D. Hans-Ludwig Loeffke 1966 in dem Kalenderbuch, dem den Ostpreußen vertrauten „Der redliche Ostpreuße“. 

Zum Motor für das Museum wurde der 1906 in Tilsit geborene Forstmeister Loeffke, dessen Familie seit 1620 nachweislich in Ostpreußen ansässig war. Über umfassende Kenntnisse über Ostpreußen und seine Menschen und vor allem über Jagd und Natur verfügend, wollte er mit dem, was Ostpreußen berühmt gemacht hatte, nämlich Jagd und Pferdezucht, an die Öffentlichkeit gehen. 

Ohne die großzügige Hilfe der Stadt Lüneburg, dem damaligen Oberstadtdirektor Dr. Böttger, hätten die Pläne wohl nicht realisiert werden können, denn die Stadt  stellte die obere Etage im Alten Kaufhaus, ein überaus geeigneter Ort, Jagd und Pferde und die Weite Ostpreußens aufleben zu lassen, zur Verfügung. Nach einer großen Eröffnungsveranstaltung unter Beteiligung nicht nur der Ostpreußen öffneten sich am 7. Dezember 1958 die Tore des Alten Kaufhauses, um die gesammelten Schätze der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Jeder Besucher verließ diese Ausstellung zutiefst beeindruckt. 

Und dann kam der unfassbare Schicksalsschlag in der Nacht vom 22./23. Dezember 1959. Das Alte Kaufhaus und die in ihm geborgenen Schätze wurden durch Brandstiftung von dem in die Lüneburger Stadtgeschichte eingegangenen Feuerteufel, Rademacher, vernichtet. In letzter Sekunde konnten das Geweih vom „U-Boot-Hirsch“ und vier weitere Geweihe, darunter der „Matador“, dem wohl stärksten je in Europa erlegten Hirsch, gerettet werden. 

Am 18. 0ktober 1964 half die Stadt Lüneburg wieder vorbildlich. Dafür gilt es noch heute zu danken. Ein altes Patrizierhaus in der Salzstraße wurde zur Verfügung gestellt. Unvergessen ist die Unterstützung des Bundestagabgeordneten Dr. Huys und von Oberbürgermeister Nickel. Die Wiedereröffnung fand in einer feierlichen Veranstaltung im Fürstensaal des Lüneburger Rathauses statt. Wer das neu erstandene Museum betrat, der spürte: Hier ist etwas geschaffen worden, das alle Deutschen ansprechen sollte. Die Patenschaft für die Eröffnung hatten Bundespräsident Lübke, Bundestagspräsident Dr. Gerstenmaier und Bundesvertriebenenminister Dr. Oberländer übernommen. Damals schrieb der niedersächsische Bund der Vertriebenen: „Wer sonst wohl hätte in dieser Situation die Kraft und den Mut gehabt, das zu sagen, was Loeffke damals mit Tränen in den Augen sagte: Wir machen weiter, jetzt erst recht.“ 

Fünf Jahre nach der Wiedereröffnung konnte am 21./22. Juni 1969 der erste Erweiterungsbau eingeweiht werden, unter anderem mit dem von dem Maler Manfred Laube gestalteten Diorama einer Waldlandschaft mit Elchen, das das schönste Europas gewesen sein soll. 

Das letzte Meisterstück gelang mit dem zweiten Erweiterungsbau am 2./3. November 1974 durch einen Verbindungstrakt zu einem benachbarten, wieder von der Stadt zur Verfügung gestellten, Gebäude, fünf Wochen vor dem Tod Loeffkes. War damit die bedeutendste, die wichtigste Periode der musealen Dokumentation Ostpreußens zu Ende gegangen? Ohne das Ostpreußische Jagdmuseum und ohne das Traditionsbewusstsein der ehemaligen Lüneburger Stadtväter gäbe es in Lüneburg unser Ostpreußisches Landesmuseum, das weltweit einzige Ostpreußenmuseum, wie Direktor Mähnert gerne sagt, jedenfalls nicht. 

Das Ostpreußische Jagdmuseum bestand fort, war zum Wallfahrtsort für viele Ostpreußen geworden und der damalige Lüneburger Landrat Dr. Martens sagte: „Wenn ich im Ostpreußischen Jagdmuseum in der Salzstraße bin, dann bin ich in Ostpreußen.“ Entsprechend der schon von Loeffke eingeleiteten thematischen Erweiterung wurde das Museum in „Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum“ umbenannt, bis die von der Bundesregierung verabschiedete „Grundkonzeption zur Weiterführung der ostdeutschen Kulturarbeit“ verabschiedet und das „Ostpreußische Landesmuseum“ aus der Taufe gehoben wurde. 

Nach drei Jahrzehnten anerkannt erfolgreichem Wirkens en-dete am 26. Juni 1987 mit der Eröffnung des Ostpreußischen Landesmuseums die Ära des Ostpreußischen Jagdmuseums – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens, das seinen Ruhm und seine Anziehungskraft der Bedeutung und Schönheit Ostpreußens und dem aufopferungsvollen ehrenamtlichen Einsatz verantwortungsbewusster Ostpreußen, die ihren Blick in die Zukunft gerichtet hatten, zu danken hat. 

Zu danken ist auch den vielen Landsleuten und Freunden Ostpreußens, die mit ihren Spenden dazu beigetragen haben, dass so manches kostbare Exponat für unser Museum erworben werden konnte.