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07.12.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Quatsch mit Wonne / Was wir besser können als die Gallier, warum wir der Welt so sympathisch sind, und woher wir Sachen wissen, die es nicht gibt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-18 vom 07. Dezember 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Quatsch mit Wonne / Was wir besser können als die Gallier, warum wir der Welt so sympathisch sind, und woher wir Sachen wissen, die es nicht gibt

Sie sind ja ganz nett, unsere französischen Nachbarn, aber auch ein bisschen schlampig. Wie es scheint, hat die französische Regierung gedungene Schläger ausgesandt, die auf der Gelbwesten-Demo in Paris gezielt randalieren sollten, um so die Proteste zu vergiften. An sich keine schlechte Idee, doch laut Zeugen haben sie das Manöver derart dilettantisch ausgeführt, dass umstehende „echte“ Demonstranten den Kniff beobachtet haben und davon anschließend der Öffentlichkeit berichten konnten (siehe Seite 1).

Was für Stümper! Sowas passiert unseren deutschen Verantwortungsträgern selbstverständlich nicht. Die machen das geschickter: Im Rahmen von Programmen „gegen Rechts“ haben sie sich ein weitverzweigtes Netz staatlich bezuschusster „Antifa“-Kommandos herbeisubventioniert, die Tag und Nacht Knüppel bei Fuß stehen, um jede Zusammenrottung unbotmäßiger Untertanen im Keim zu ersticken. Das klappt ganz wunderbar, denn keiner merkt, wer dahinter steht. Wieso nicht? Erstens, weil die Qualitätsmedien nicht danach fragen, und zweitens, weil der deutsche Michel niemals glauben könnte, dass so etwas möglich wäre. Und sogar wenn er es könnte: Er würde sich solch schmutzige Gedanken selbst verbieten, ohne dass ein Zuchtmeister mahnend „Du, Du, Du!“ zu ihm sagen müsste. 

Wir Deutsche sind einfach besser erzogen. Außerdem bereitet es uns seit jeher große Wonne, jeden noch so abseitigen Quatsch unserer Führung bis zum bitteren Ende eisern durchzuziehen, selbst wenn es uns am Schluss Kopf und Kragen kostet.

Wir schlucken allen erdenklichen Blödsinn, sofern man ihn uns nur oft genug erzählt. Die „Wahrheit“ entsteht dann aus der Wiederholung. So glauben wir unbesehen, dass wir alle „reich“ sind, weil wir jeden Tag unbestechliche Berichterstatter davon reden hören, dass „Deutschland ein reiches Land“ sei. Daher lassen wir uns im Unterschied zu den biestigen Galliern voller Hingabe ausplündern und sind ganz stolz darauf, dass unsere Regierung beim Gipfel in Kattowitz weitere anderthalb Milliarden Euro von unseren Steuergeldern für den UN-„Klimatopf“ bereitgestellt hat. Dafür hat uns das Ausland ausgiebig gefeiert. Na ja, jedenfalls haben sie herzlich gelacht, unsere „Partner in der globalisierten Welt“. Was machen die anderen derweil? Die USA sind ganz ausgestiegen aus dem Klimapakt, Australien, die Türkei und Polen planen eifrig neue Braunkohleprojekte, die Chinesen wollen bis 2030 an ihrem CO2-Ausstoß gar nichts machen und die kanadische Provinz Ontario hat gerade einen Baustopp für Windräder verhängt. Sie sehen: Die Welt zieht an einem Strang, und wir, ja, WIR sind die Vorreiter ... Vorreiter beim Wettrennen in den energiepolitischen Totalschaden.

Da wundert es nicht, dass unsere Wettbewerber auf dem Weltmarkt so glücklich sind über Berlins zukunftsweisende Entscheidung und uns heftig zujubeln für unseren beispielhaften Kurs ins Chaos: Die deutsche Industriekonkurrenz sind wir bald los, werden sie sich sagen. 

Aber was soll’s. Immerhin haben wir Deutsche dann die Welt gerettet und außerdem sind wir ja reich, so reich, dass wir gar kein Geld mehr verdienen müssen, weil wir schon viel zu viel davon haben. Alles andere ist Fake News, so wie die Nachricht, dass die Deutschen in Westeuropa tatsächlich die armen Kirchenmäuse sind, nur portugiesische Haushalte haben noch weniger Vermögen als die deutschen. Und unsere Steuer- und Abgabenlast ist noch höher als die der protestierenden Franzosen. 

Es kommt eben immer auf den Blickwinkel an, ob man sich für reich oder arm hält. Um unseren Blick zu festigen, zeigt man uns Serien wie „Hartz aber herzlich“. Das ist eine RTL-Produktion, die nicht nur unsere Gaffsucht befriedigt, sondern den deutschen Zuschauern zudem zweierlei erzieherisch wertvolle Lektionen erteilt.

Erstens sehen wir dort, wie schlecht es den Menschen in den Mannheimer Benz-Baracken geht.  Vor allem: wie viel schlechter als uns! Da fühlt man sich doch gleich ganz fabelhaft, wie ein Krösus, und giert geradezu nach der nächsten Steuererhöhung für den UN-„Klimatopf“ oder andere edle Projekte.

Zweitens lernen wir bei „Hartz aber herzlich“ etwas, wie man in der Schule sagte, „fürs Leben“, also für später. Dort können wir nämlich hautnah miterleben, wie reizend die armen Schlucker da alle miteinander umgehen und wie glücklich sie sind, trotz ständig beißender Geldnot.

Das ist doch ungemein tröstlich, denn es sagt uns: Auch wenn wir unsere Autoindustrie zerstört oder außer Landes getrieben, unsere Energieversorgung plattgemacht und das Vermögen der Deutschen im Euro-Orkus versenkt haben, wartet ein heiteres Leben auf uns, voller Zufriedenheit und Glück.

Für die Zerstörung der Autoindustrie sind wir zu allem fähig, selbst zu Sachen, die wir uns eben selbst noch nicht zugetraut hätten. Zwar gelten die Stickoxid-Grenzwerte EU-weit, aber natürlich setzt sie niemand so fanatisch durch wie wir. Da macht es gar nichts, dass führende Lungenfachärzte beteuern, dass diese vermeintlich giftigen Gase in Wahrheit vollkommen ungefährlich sind. Ein Arzt nimmt im „Stern“ die Behauptung auseinander, dass pro Jahr Tausende Deutsche vorzeitig stürben wegen der Stickoxide. Es werde in diesen Statistiken nicht gesagt, was mit „vorzeitig“ gemeint sei: 20 Jahre oder zehn Sekunden?

40 Mikrogramm pro Kubikmeter in der Außenluft im Jahresmittel lautet der Grenzwert. Jede Wachskerze stoße mehr aus, sagt Dieter Köhler, von 2002 bis 2007 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, der die Gesundheitsbelastung durch  Stickoxide ebenfalls nahe Null sieht. Außerdem sind bei der Raumluft in Büros und Fabriken 950 Mikrogramm erlaubt. Wo weilt der deutsche Durchschnittsverdiener eigentlich länger: An seinem Arbeitsplatz oder auf dem Bürgersteig? Vergangenen Sommer konnten wir das Wunder von Oldenburg bestaunen: Da wurden an einer Hauptstraße fast 60 Mikrogramm gemessen. Müsste man die Trasse nicht sperren? Ein Fahrverbot verhängen?

Ja, und peinlicherweise hatte man das auch: Als der Wert gemessen wurde, war die Gegend wegen eines Stadtmarathons für den Autoverkehr gesperrt. Sie sehen: Wir können gesundheitsgefährdende Autoabgase auch dort messen, wo es gar keine Autos gibt.

Das ist das sensationell Neue: Bei früheren Umweltgefahren wurde höchstens ein wenig übertrieben. 1983 hieß es, dass wir bis 1990 keinen deutschen Wald mehr haben würden wegen des grassierenden Waldsterbens. Ich war 1990 im Wald spazieren, er war noch da. 2011 hat man uns erklärt, dass unsere Kernkraftwerke nicht mehr sicher seien, weil es im Pazifik, also gleich hinter Borkum um die Ecke, einen Tsunami gegeben habe. 

Ob übertrieben oder nicht: In beiden Fällen standen tatsächliche Gefahren wie Bodenübersäuerung (Waldsterben) oder „Restrisiko“ (bei Kernkraftnutzung) zumindest im Hintergrund. Mit den Stickoxiden haben wir dagegen angefangen, Umweltgefahren zu erfinden, die es in der messbaren Wirklichkeit gar nicht gibt. Da sind wir wirklich über uns selbst hinausgewachsen.

Köhler vergleicht die neue Art der Wissenschaftlichkeit mit den Anleitungen des legendären „Hexenhammers“ aus dem 15. Jahrhundert. Da habe man sehr „wissenschaftlich“ ausgeführt, wie man Hexen erkenne. Der Fehler sei nur gewesen, dass man unterstellt habe, dass es die vom Teufel Besessenen wirklich gibt. Wir heute „wissen“ mit gleicher Sicherheit, dass die Stickoxide gefährlich sind, keine Diskussion! Nun gilt es nur noch, zu messen und zu verbieten.

Es ist bezaubernd mit anzusehen, wie der „Fortschritt“ im Kreise herumläuft. Nun sind wir also wieder im Mittelalter, geißeln die Autofahrer und verbrennen die Fundamente unseres Wohlstands.