20.04.2024

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14.12.18 / Jan Heitmann: / Geiselhaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-18 vom 14. Dezember 2018

Jan Heitmann:
Geiselhaft

Die Deutsche Bahn AG stellt im ganzen Land den Fernverkehr ein. Eine Terrordrohung? Schwere Unwetter, welche die Strecken unpassierbar machen? Nein, ein paar Gewerkschaftsbonzen lassen die Muskeln spielen. Das Grundgesetz gewährt jedermann für alle Berufe die Koalitionsfreiheit. Ein Gesetz, das deren nähere Ausgestaltung und damit das Streikrecht regelt, gibt es nicht. Der renommierte Rechtswissenschaftler Franz Gamillscheg vertrat deshalb die Ansicht, dass dem Bürger mit den Tarifparteien eine dem Staat vergleichbare Macht gegenübersteht, vor der er in gleicher Weise geschützt werden müsse wie vor dem Staat.

Davon kann jedoch gar keine Rede sein. Weil niemand den Bürger vor ihr schützt, kann die Eisenbahn- und Verkehrsgewerk- schaft mit gerade einmal 189000 Mitgliedern die Republik lahmlegen. Dabei liegen die Forderungen der Gewerkschaft und das Angebot der Deutschen Bahn gar nicht weit auseinander. Deshalb war der kurzfristig angekündigte, flächendeckende Warnstreik, der unserem Land erheblichen wirtschaftlichen Schaden zugefügt hat, unverhältnismäßig.

Den EVG-Bonzen laufen die Mitglieder in Scharen davon. Deshalb spielen sie von Zeit zu Zeit den wilden Mann, in der Hoffnung, wenigstens noch einige bei der Stange halten zu können. Die Folgen können ihnen egal sein. Ebenso wie den Streikenden. Die arbeiten bei einem Monopolisten und sind praktisch unkündbar. Das gilt auch für die Bahn-Chefs. Sie sitzen auf sicheren, wohldotierten Posten, und die Kosten für die streikbedingten Betriebsausfälle trägt am Ende der Steuerzahler. Der Verlierer bei diesem Spiel ist der ungeschützte Bürger, der zur Durchsetzung der Interessen einiger weniger in Geiselhaft genommen wird.