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14.12.18 / Frust über Billigtourismus / Klagen von Berlinern über „Ballermänner“ häufen sich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-18 vom 14. Dezember 2018

Frust über Billigtourismus
Klagen von Berlinern über „Ballermänner“ häufen sich

Berlin hat 2017 fast 13 Millionen Gäste angezogen. Die Zahl der Touristen in Berliner Hotels hat damit im Vergleich zu 2016 um fast eine Viertelmillion zugelegt. Unter Anwohnern wächst in einigen Stadtvierteln Verdruss über die negativen Seiten der Besucherflut. In Innenstadtbezirken machen Begriffe wie „Overtourism“ oder „fortschreitende Touristifizierung“ die Runde. Anstoß erregen zunehmend jugendliche Fremde, die aus ganz Europa für einige Tage mit Billigfliegern nach Berlin kommen und in einem der zahlreichen preisgünstigen Hostels übernachten. 

Eine Rolle spielt auch eine Berliner Besonderheit. Gerade in den Gegenden, die bei den jugendlichen Party-Touristen beliebt sind, machen immer mehr „Spä-tis“ auf. Gemeint sind damit kleine 24-Stunden-Läden, die auch Alkohol anbieten. Im Umfeld einiger dieser Läden beklagen sich Anwohner über eine Verwahrlosung des Straßenraums und Lärmbelästigungen in der Nacht. 

Ein Magnet für jugendliche Touristen ist der Bezirk Fried-richshain-Kreuzberg mit vielen Hotels, Bars, Kneipen und Clubs. Die Bürgermeisterin des Bezirks, Monika Hermann (Grüne), hat sich inzwischen für einen stadtweiten Hotelentwicklungsplan ausgesprochen und führt Beschwerden wegen Lärm und Müll an. Aus Hermanns Sicht könnte ein solcher Plan für eine „flächendeckende Verteilung“ von Hotelneubauten sorgen.

Ephraim Gothe (SPD), Stadtrat für Stadtentwicklung in Mitte, stellt sich skeptisch zu so einem Plan: „Ich kann aber jeden Anwohner verstehen, der genervt ist, wenn nachts eine Schulklasse mit 20 Rollkoffern durch die Straßen zieht.“ so der Stadtrat. Er fürchtet allerdings, dass es schwierig sei, Hotelneubauten über die ganze Stadt zu verteilen, wo doch nur einige Gegenden bei Touristen besonders gefragt seien.

Burkhard Kieker, Geschäftsführer von „Visit Berlin“, sieht keinen generellen „Overtourism“, wohl aber eine Übernutzung bestimmter Innenstadtviertel. Anteil daran haben aus seiner Sicht aber nicht nur die Touristen, sondern zudem das Bevölkerungswachstum der Hauptstadt und zum Teil auch Nachholbedarf bei der Infrastruktur der wachsenden Metropole. Der oberste Tourismus-Werber der Stadt kann zudem darauf verweisen, dass die Berliner Tourismusbranche elf Milliarden Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftet und vielen Berlinern einen Arbeitsplatz bietet.   N.H.