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14.12.18 / Lebensgefährlicher Job / In Russland versterben die Geheimdienstchefs in der Amtszeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-18 vom 14. Dezember 2018

Lebensgefährlicher Job
In Russland versterben die Geheimdienstchefs in der Amtszeit
Bodo Bost

Die Chefs des russischen Militärgeheimdienstes (GRU) haben oft nur ein kurzes Leben. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums starb Igor Korobow am 20. November mit 62 Jahren „nach schwerer und langer Krankheit“ an einem „Herzinfarkt“. Korobow war im Januar 2016 an die Spitze des GRU gerückt, nachdem sein Vorgänger, Igor Sergun mit 58 Jahren ebenfalls plötzlich an Herzversagen verstorben sein soll. 

In Korobows Amtszeit nahm der Ruf des GRU im Westen schweren Schaden: Ende 2016 waren Korobow und weitere Mitglieder der GRU-Führung von den Vereinigten Staaten mit Sanktionen belegt worden, weil sie nach Auffassung Washingtons die Hacker-Angriffe auf politische US-Organisationen während des Präsidentschaftswahlkampfs in Auftrag gegeben haben sollen.

Großbritannien beschuldigt außerdem zwei GRU-Agenten, Anfang März den Giftanschlag auf den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal im britischen Salisbury verübt zu haben. Die Männer waren im September von Journalisten durch leicht zugängliche Datenbanken als Mitarbeiter des GRU enttarnt worden. Im Oktober beschuldigten die Niederlande GRU-Agenten, eine Cyberattacke auf die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) vorbereitet zu haben.

Anfang Oktober berichtete der Investigativreporter Sergej Kanew unter Berufung auf Quellen im russischen Verteidigungsministerium, dass Korobow Mitte September zu einem Treffen mit Präsident Putin zitiert worden sei. Vor allem der verunglückte Nowitschok-Anschlag auf Skripal und seine Tochter soll Korobow mächtig Ärger von höchster Stelle eingebracht haben. Nach Angaben der „Daily Mail“ habe Präsident Putin seinen Gift-General höchstpersönlich zur Schnecke gemacht und ihm „tiefe Inkompetenz“ vorgeworfen. 

Putin ist ein Mann vom Fach was Geheimdienste anbelangt, Misserfolge in diesem Bereich gehen ihm persönlich nahe. Nach der Putin-Ansage habe Korobow nach Aussagen von Augenzeugen das Gespräch zitternd verlassen. Auf dem Nachhauseweg habe er begonnen, sich schlecht zu fühlen. Auch das Verteidigungsmi-

nisterium soll kein gutes Haar an den „Trotteln“ hinter den Gift-Attentätern gelassen haben, die im russischen Fernsehen zugaben, just am Tag des Skripal-Anschlages als Touristen nach Salisbury gereist zu sein, um dort die „weltbekannte“ Kathedrale zu besichtigen. Nach dem Gespräch mit Putin soll Korobow zu Hause zusammengebrochen sein. Einige Beobachter fragen sich sogar, ob nicht auch da Gift im Spiel gewesen ist. 

Der ehemalige Luftwaffen-Pilot Korobow war seit 1980 in Diensten des russischen Geheimdienstes. Innerhalb kürzester Zeit soll er sich in der Hierarchie nach oben gearbeitet haben und bis zur GRU-Spitze aufgestiegen sein. Der GRU ist neben dem Inlandsgeheimdienst FSB und dem Auslandsgeheimdienst SWR einer der drei Moskauer Geheimdienste.

Korobows Vorgänger Igor Sergun war im Januar 2016 im Alter von erst 58 Jahren gestorben – angeblich an den Folgen eines Myokardinfarkts. Zu Ort und Zeit seines Todes gibt es unterschiedliche Angaben. Offiziell starb er an einer Herzattacke in einem Erholungsheim des Geheimdienstes FSB. Unbestätigten Berichten zufolge soll er aber im Libanon umgekommen sein.