20.04.2024

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14.12.18 / Der Rückblick ins Nichts / Das Geschichtswissen junger Deutscher ist am Tiefpunkt – Gründe und Folgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-18 vom 14. Dezember 2018

Der Rückblick ins Nichts
Das Geschichtswissen junger Deutscher ist am Tiefpunkt – Gründe und Folgen

Ein belauschter Schülerdialog über den vielfach genutzten Online-Dienst zum Teilen von Fotos und Videos: „Ey, sag mal, hatten die 1920 eigentlich schon Instagram?“ „Klar Alter, wie sollten sie denn sonst ihre Bilder schwarz-weiß bekommen …“ 

Das Geschichtswissen deutscher Jugendlicher weist von Jahr zu Jahr größere Defizite auf: In manchen Bundesländern glauben inzwischen zwei Drittel der          17-Jährigen, dass nicht das SED-Regime, sondern der Westen die Mauer gebaut habe; 30 Prozent halten Willy Brandt und Konrad Adenauer für DDR-Politiker;        50 Prozent sehen im NS-Staat keine Diktatur und in der Gestapo eine normale Polizei; vom Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wollen nur 59 Prozent der über 14-Jährigen etwas gehört haben; und selbst Geschichtsstudenten tippen immer öfter in peinlicher Manier daneben, wenn sie angeben sollen, wann der Erste und Zweite Weltkrieg begannen beziehungsweise endeten. 

Bei der Suche nach den Ursachen für diese eklatante bildungspolitische Misere stößt man auf ganz unterschiedliche Faktoren: Zum Ersten genießt das Fach Geschichte an den Schulen nur noch einen geringen Stellenwert – der Fokus liegt ganz klar auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, also den sogenannten MINT-Fächern. 

Darüber hinaus wird auch schlecht unterrichtet. Manche Lehrer vermitteln bloß noch dürre Fakten und enthalten sich vorsichtshalber jeder Einordnung, andere wiederum – zumeist mit linker weltanschaulicher Gesinnung – setzen auf Indoktrination und „Wertorientierung“ statt auf Wissen. 

Dazu kommen immer mehr umsichgreifende methodische Albernheiten: Hauptsache, der Unterricht ist „multimedial, dialogisch und kompetenzorientiert“. Dann kann man gut und gerne auf den chronologischen Durchgang durch den Stoff als logisches Hauptstrukturierungsprinzip verzichten. Mit fatalen Folgen, wie der zitierte Schülerdialog zeigt. Ebenso werden „Reizthemen“, so beispielsweise die Entstehung von Religionen, der Nahostkonflikt oder die Geschichte bestimmter Länder, gar nicht mehr behandelt, um es der wachsenden Zahl von Schülern mit muslimischem Hintergrund rechtzumachen.

Als Konsequenz hieraus nehmen abstruse Vorstellungen über historische Prozesse und Phänomene immer mehr zu. Dies betrifft – das wurde ebenfalls schon eingangs dargelegt – vor allem die neuere Geschichte. Einerseits wissen viele Jugendliche kaum etwas über den Nationalsozialismus, andererseits plappern sie fleißig die aufgeschnappten Parolen gegen „Nazis“ nach, ohne einigermaßen präzise sagen zu können, was einen solchen eigentlich ausmacht. 

Ansonsten fällt auch die große Affinität gegenüber der DDR und den sonstigen kommunistischen Regimes in aller Welt auf. Hierfür fand der Politikwissenschaftler Klaus Schroeder von der Freien Universität Berlin folgende Erklärung: Unser Nachwuchs wolle es möglichst bequem und sozial – ein Staat, der dies seinen Bürgern scheinbar ermöglicht habe, wirke daher aus der rückblickenden Entfernung ziemlich attraktiv.

Die meisten Verantwortlichen hierzulande sehen in diesem, mit historischer Unwissenheit kombinierten Linksdrall beachtlicher Teile der heutigen Jugend allerdings kein Problem, sondern ereifern sich stattdessen über die ebenfalls vorkommende Empfänglichkeit gegenüber „Fake News, Verschwörungstheorien und populistischen Einfachbotschaften“, welche als „rechts“ gelten. 

Ein Vorreiter hierbei ist Heinz-Peter Meidinger, der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes. Deshalb sind grundsätzliche Veränderungen derzeit wohl nicht zu erwarten. W.K.