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14.12.18 / Von der Groeben / Ein Adelsgeschlecht in Ostpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-18 vom 14. Dezember 2018

Von der Groeben
Ein Adelsgeschlecht in Ostpreußen
M. Fritsche

In Ergänzung zu der aktuellen Kabinettausstellung „Die Herren und Grafen von der Groeben – Ein Adelsgeschlecht in Ostpreußen“ erschien nun im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen ein 36-seitiges Begleitheft, das mit zahlreichen historischen mehrfarbigen Bildern und Grafiken die Geschichte der Familie über Jahrhunderte beleuchtet.

Die Urväter des Geschlechts sollen 927 nach Sachsen gekommen sein, wo der etwa 20 Kilometer südlich von Magdeburg liegenden – heute nicht mehr existierende – Ort Grebene an der Saale mit einem Rittergut der Familiensitz war. Dass die Groebens bereits 1168 eine reiche Familie waren, belegt eine Urkunde des Magdeburger Bischofs Wichmann, der darin die Schenkung von sieben Hufen Land und zusätzlich einer Kirche an das dortige Kloster bezeugt. Im Landbuch der Mark Brandenburg von Kaiser Karl IV. aus den Jahren 1375/76 gibt es in 20 Ortschaften Familiensitze der Groebens, die zu den wichtigsten Vasallen des Kaisers in der Mark gehörten. Noch vor 1350 vollzog sich die Namenswandlung vom lateinischen „de Grebene“ zum deutschen „von der Groeben“.

Es bildeten sich zwei Linien, die Linie Golm-Bornstedt-Löwenberg, deren Mitglieder bis zum Aussterben 1805 in der Region um Berlin führende Ämter wie Hofrichter oder Bürgermeister ausübten, sowie die Linie Kotzeband-Dabergotz-Meseberg, die ebenso führende Ämter in Brandenburg bekleideten und die 

den Vorgängerbau des heute als Gästehaus der deutschen Bundesregierung genutzte Schlosses Meseberg ihr Eigen nannten. Im 17. Jahrhundert besaßen diese beiden Hauptlinien etwa 80 Güter, die ringförmig um die Stadt Berlin lagen, darunter das Gut Bornstedt, auf dem Friedrich der Große 1745 bis 1747 Schloss Sanssouci errichtete.

Nach der ersten Erschließung des Prußenlandes durch den Deutschen Orden kamen auch Vertreter der Familie im 14. Jahrhundert als Ordensritter und Siedler in das Ordensland. Von 1403 gibt es einen Nachweis über Heinrich Groeben aus der ersten Linie, der das Gut Czemen in der Ordenkomturei Balga verliehen bekam. Dessen Nachkommen bildeten die beiden Linien „auf Sehmen, Wicken, Karschau und Bäslack“ sowie „auf Weskeim, Redden, Kobbern und Jeesau“. 

1711 gründete Friedrich von der Groeben vier Majorate, in denen der Besitz nur an männliche Verwandte und jeweils bei gleichem Verwandtschaftsgrad dem Ältesten vererbt werden durfte.

Das Ausstellungsbegleitheft erläutert die weitere Geschichte dieser Majorate Neudörfchen, Ponarien, Groß Schwansfeld und Ludwigsdorf und beschreibt das Leben der Besitzer über den Lauf der Jahre, so unter anderem auch über die Afrikaexpeditionen von Otto Friedrich von der Groeben aus Neudörfchen, der 1682 an der Goldküste im heutigen Ghana eine brandenburgische Kolonie errichtete.

Um 1700 kamen ferner Mitglieder der „Märkischen Linie“ der Familie nach Ostpreußen, die 

unter anderem die Güter Arnstein und Tiefensee in Kreis Heiligenbeil sowie Quossen erwarben und bewirtschafteten. Auch die 900 Hektar großen Kling-beck‘schen Güter wurden schon 1777 erworben. Die „Preußische Linie“ war auf dem 4000 Hektar großen Gut Weßlienen im Kreis Heiligenbeil sesshaft, starb jedoch um 1830 aus.

Die etwa 200 Güter der Familie von der Groeben in West und Ostpreußen bildeten „ein Land im Land“ – 1945 endete die seit 1380 nachgewiesene Geschichte der Familie im Preußenland. Der gesamte Besitz ging durch Krieg und die politischen Nachkriegsbeschlüsse verloren. Nach Flucht und Vertreibung verlor die Familie dort ihre gesamte materielle Grundlage, 21 Angehörige starben im Krieg.

Die im Eigenverlag des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen erschienene Publikation „Die Herren und Grafen von der Groeben – Ein Adelsgeschlecht in Ostpreußen“ wurde unter der Redaktion des Direktors der Kultureinrichtung, Wolfgang Freyberg, erstellt und kann beim Kulturzentrum Ostpreußen, Schloßstraße 9, 91792 Ellingen, Telefon (09141) 86440 oder E-Mail: info@kulturzentrum-ostpreussen.de für 4 Euro zuzüglich Porto und Verpackung erworben werden.