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14.12.18 / Sie kam, sah und kaufte / Nach fünf Jahren der Sanierung ist Breslaus Oppenheim-Haus ein »open Heim«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-18 vom 14. Dezember 2018

Sie kam, sah und kaufte
Nach fünf Jahren der Sanierung ist Breslaus Oppenheim-Haus ein »open Heim«
Chris W. Wagner

Nun erstrahlt das Oppenheim-Haus am einstigen Blücherplatz [Plac Solny] in Breslau wieder im alten Glanze. Von der Bombardierung im Krieg verschont, wäre es dennoch untergegangen, gäbe es die Unternehmerin Viola Wojanowski nicht. Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt las die in Berlin lebende Niederschlesierin eine Ausschreibung der Stadt für den Verkauf des bereits verfallenen Oppenheim-Hauses am Breslauer Salzmarkt. Die Geschäftsfrau erkannte sofort die perfekte Lage des Objektes und ahnte, dass dieses Haus etwas Besonderes und wie geschaffen für einen lebendigen Begegnungsort ist. „Sie war fasziniert von der Fassade, kaufte ohne das Haus gründlich besichtigt zu haben. Natürlich ahnte sie nicht, wie es um das Gebäude im Inneren aussah“, so Kama Wrobel, die nun im sanierten und seit Ende Oktober eröffneten „Op enheim“ für sein Programm zuständig ist.

Viola Wojanowski war bei der Investition keineswegs naiv, ihr Instinkt diktierte der Gründerin der Womak Holding, das Richtige zu tun. Ihre Holding baut große Einkaufszentren, allein in Breslau sind es vier, weitere befinden sich in Posen, Danzig, Allenstein und Rzeszow. 

Wojanowski ist nicht ausschließlich Unternehmerin, sie ist Kunstsammlerin und unterstützt als Mäzenin Kunstprojekte. Das moderne Mäzenatentum erlernte sie in Berlin, wohin sie als Teenager in einer Nacht- und Nebelaktion floh. Im Glogau [Glogow] der 80er Jahre wollte sie nicht bleiben, zu eng wurde ihr die „ewig Piastische Bastion“, die zudem nicht einmal ihre Heimat war. Geboren und aufgewachsen ist Wojanowski in Ober Leschen [Leszno Gorne], Kreis Sprottau [Sprotawa]. In der polnischen Vogue erzählt sie von Deutschen, die nach Ober Leschen kamen, vor ihren Häusern standen und nicht hereingelassen worden seien, von einigen, die sich nicht trauten, aus ihren Autos zu steigen, und davon, wie schockiert sie war, als sie beim Schulausflug in Krakau alte Aufschriften auf Mauern und Schildern fand, die nicht in Deutsch sondern Polnisch waren. Alte Inschriften waren für sie bis dahin grundsätzlich in deutscher Sprache.

Diese Erinnerungen spielten für Wojanowski gewiss eine Rolle, wenn vielleicht auch unterbewusst beim Kauf bei der Gründung des „Op enheims“. „Sie wollte dem Haus seine Seele wiedergeben, an die einstigen Bewohner erinnern: Den Bankier Heymann Oppenheim, der das Haus kaufte und später der jüdischen Gemeinde schenkte, die Baroness Julie Cohn-Oppenheim, die den Enkel des Bankiers heiratete und eine Stiftung für Bedürftige in der jüdischen Gemeinde gründete oder an die Familie Herz, die 40 Jahre lang in Erdgeschoss ein renommiertes Schuhgeschäft führte“, so Kama Wrobel. Sie erklärt den Namen der im Oppenheim-Haus eingerichteten Kulturstiftung „Op enheim“ so: „Aus dem Namen Oppenheim haben wir das „p“ entnommen und durch eine Leerstelle aufgefüllt. So sind daraus zwei Wörter entstanden. Der leere Platz soll symbolisch Platz für die neue Geschichte des Ortes schaffen, denn wir möchten nun ein neues Kapitel in diesem mittelalterlichen Gebäude schaffen, um seine deutsch-jüdische Geschichte mit der heutigen zu ergänzen. Gleichzeitig liest man in unserem Namen die Worte ‚open‘ und ‚Heim‘, denn wir möchten ein offenes Haus sein.“

Die neue Geschichte, die das „Op enheim“ schreibt, spricht seit der Eröffnung in allen seinen Angeboten die drei Kulturen an. Eine Ausstellung des Bildhauers und Installationskünstlers Miroslaw Balka, Dozent an der Warschauer Akademie der Künste und Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, lädt bis Ende des Jahres zum Nachdenken über das Wort „Heimat“ ein. Anfang Dezember fand im Haus die „deutsch-polnische Woche“ statt, die von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz Görlitz in Zusammenarbeit mit der Bente-Kahan-Stiftung Breslau und dem Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Breslau zum Thema: „Verschwundene Welten – Wiedergefundene Orte: Jüdische Lebenswelten in Breslau gestern und heute im Spiegel ihrer Denkmale“ durchgeführt wurde.