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14.12.18 / Aufstieg der Riesen Asiens – Indien und China

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-18 vom 14. Dezember 2018

Aufstieg der Riesen Asiens – Indien und China
Bodo Bost

Ein neues Buch „China und Indien im regionalen und globalen Umfeld“ von Michael Staack und David Groten von der Universität der Bundeswehr in Hamburg analysiert die zunehmend wichtige Rolle beider Länder in der Weltpolitik

In diesem Jahr hatte, wohl auch wegen der US-Zölle auf chinesische Produkte, Indien erstmals ein stärkeres Wachstum als China. Die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens hat im ersten Quartal 7,7 Prozent zugelegt, China nur 6,8 Prozent. Die Volksrepublik China ist zwar noch, mit einer Bevölkerung von zirka 1,382 Milliarden knapp vor Indien mit etwa 1,31 Milliarden Einwohnern, das bevölkerungsreichste Land der Erde, aber in den nächsten fünf bis zehn Jahren  wird Indien China auch in diesem Wettkampf überholen. Beide Staatschefs, Narendra Modi und Xi Jinping, wollen den früheren Glanz und die Macht ihrer Staaten in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden wie-derherstellen. Der Inder setzt dabei bewusst auch auf das chinesische Modell und nicht auf das westliche, obwohl Indien eine parlamentarische Demokratie und China eine kommunistische Marktwirtschaft ist. 

Seit dem Wahlsieg von Indiens Premier Modi und seiner hinduistischen nationalistischen Partei hat sich die Wirtschafts- und Außenpolitik Indiens, kaum bemerkt von der Weltöffentlichkeit, radikal geändert. Beide Riesen Asiens befinden sich in einem Aufstieg und in einem Wettkampf. Während Modi allerdings noch um die Modernisierung kämpft, hat die chinesische Führung unter Xi Jinping bereits die globale Führungsrolle im Blick.

Die Erde erlebt nicht erst seit dem Wahlsieg von Donald Trump weitgehende politische und wirtschaftliche Machtverschiebungen. China wird in politischer und wirtschaftlicher Sicht immer stärker, seine militärische Macht wird zunehmend kritisch betrachtet. Aber auch Indien darf nicht aus dem Blickwinkel geraten, das aufrüstet, weil sein Verhältnis zu seinen muslimischen Nachbarn Pakistan und Bangladesch zunehmend konfliktträchtiger wird. Zahlreiche Territorialkonflikte in der asiatischen Region sind ungelöst. 

Sicherheitspolitische Kooperationen, die hier ausgleichend wirken könnten, wie das Nordatlantische Bündnis sind nicht in Sicht. Mit seinen Ausführungen wolle das Buch „China und Indien im regionalen globalen Umfeld“ zu einer sachbezogenen Debatte über die geopolitische Problemregion beitragen, schreiben die Herausgeber in der Einleitung.

Bis zum 100. Geburtstag der Volksrepublik China 2049 lautet das Ziel, die „Wiederbelebung der chinesischen Nation“ als Land der Mitte, nicht Asiens, sondern der Welt. Das Neue China versucht seit Jahrzehnten als Wirtschafts- und Handelsmacht in Asien, Afrika, Lateinamerika, Australien und Europa seinen Einfluss zu erweitern. China hat als größte Exportmacht der Welt inzwischen die USA überholt. Mit dem transkontinentalen Infrastrukturprojekt der Neuen Seidenstraße hat sich China ein Jahrhundertprojekt in ökonomischer und politischer Hinsicht vorgenommen. Auf neuen Land- und Seewegen sollen bisher unbekannte Absatzmärkte erschlossen werden. 

Im letzten Buchbeitrag versucht Heinz Nissel die Frage zu beantworten, ob Indien zum neuen asiatischen Wachstumsmotor wird. Modis Reformprogramm, „Modinomics“ genannt, ist das größte seit der  Erlangung der Unabhängigkeit. Es hat das Potenzial, Indien auf dem Weg der Modernisierung ganz nach vorne zu katapultieren. Nissel nennt Modi, nach den Staatsgründern Gandhi und Nehru, als eine der bedeutendsten Führungspersönlichkeiten Indiens seit Jahrzehnten. Einen Nachteil hat das demokratische Indien gegenüber China, wo Projekte vom Staat nötigenfalls mit Gewalt durchgesetzt werden können. China und Indien werden die globale Zukunft der Erde mitgestalten. China ist dabei viel weiter als Indien, das aber stark aufholt. 

Leider fehlt in dem Buch eine Analyse des komplizierten Verhältnisses der beiden Länder. Die Herausgeber Michael Staack und David Groten lehren an der Helmut-Schmidt-Universität /Universität der Bundeswehr, in Hamburg. Beide Herausgeber sind auch Autoren.

Michael Staack /David Groten. (Hrsg.): „China und Indien im regionalen globalen Umfeld“, Verlag Barbara Budrich, Opladen 2018, gebunden, 196 Seiten, 36 Euro