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21.12.18 / Miserabler Führungsstil / Der Fall Singer offenbart, dass Frauen nicht die besseren Chefs sind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-18 vom 21. Dezember 2018

Miserabler Führungsstil
Der Fall Singer offenbart, dass Frauen nicht die besseren Chefs sind
Wolfgang Kaufmann

Befürworter von verbindlichen Frauenquoten in Politik, Wirtschaft und Forschung singen permanent Loblieder auf den angeblich so viel besseren, weil deutlich sozialeren weiblichen Führungsstil. Dabei gibt es durchaus nicht wenige Frauen in Leitungspositionen, welche ihre Unterstellten massivst schikanieren. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die aus München stammende Neuropsychologin und Sozialexpertin Tania Singer, bis Anfang Dezember Direktorin am Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften. Die international angesehene Koryphäe der Empathieforschung und Tochter des ebenfalls höchst renommierten Hirnspezialisten Wolf Singer ließ es ihren Mitarbeitern gegenüber nicht nur an Einfühlungsvermögen beziehungsweise Fairness fehlen, sondern mobbte viele von ihnen auch jahrelang in systematischer Weise. Das kam im August dieses Jahres durch Veröffentlichungen des Wissenschaftsmagazins „Science“ und anderer Medien ans Tageslicht.

Betroffene berichteten davon, dass Singer sie immer wieder aufs Übelste angeschrien, bedroht und abgewertet habe – besonders schlimm soll es dabei schwangeren Nachwuchsforscherinnen ergangen sein, denn Schwangerschaft sei für die Direktorin glatter „Verrat“ an ihren Projekten gewesen. Manche der Institutsmitarbeiter erkrankten daraufhin. Außerdem beklagten die Beschwerdeführer aus dem Leipziger Institut, Singer habe sie genötigt, „hypothesenkonform“ zu arbeiten. Das heißt, Wissenschaftler wurden drangsaliert oder gar entlassen, wenn ihre Forschungsergebnisse nicht zur Bestätigung der Annahmen von Singer taugten. Die Direktorin räumte hingegen lediglich eine „inadäquate emotionale Kommunikation“ ein, die aus den „an den Kräften zehrenden“ Aufgaben resultiere.

Doch das war ganz offensichtlich gelogen, wie die mit der Prüfung der Vorwürfe betraute Untersuchungskommission der Max-Planck-Gesellschaft herausfand. Deshalb musste Singer, welche vom „Manager Magazin“ bereits dreimal zu einer der einflussreichsten Frauen in der deutschen Wissenschaft gekürt worden war, jetzt ihren Posten räumen. Als Grund wurde offiziell mitgeteilt, man habe ein „erhebliches Führungsfehlverhalten“ Singers festgestellt, weswegen die Neurowissenschaftlerin vorerst keine weiteren Leitungsfunktionen übernehmen dürfe.  

Aus der Sicht des bundesweiten Netzwerks von Doktorandinnen und Doktoranden der Max-Planck-Institute „PhDnet“ stellt die Affäre Singer indes „nur die Spitze des Eisbergs“ dar. Und tatsächlich wurde inzwischen bereits ein weiterer Fall von Machtmissbrauch und systematischem Mobbing innerhalb der Max-Planck-Gesellschaft publik. Wie Singer hat sich auch die Direktorin am Institut für Astrophysik in Garching bei München, Guinevere Alice Mei-Ing Kauffmann, erhebliche Führungsfehler zuschulden kommen lassen. Es soll sogar zu wiederholten rassistischen Ausfällen gekommen sein. Das gestand die US-Professorin mit chinesisch-jüdisch-deutschen Wurzeln gegenüber dem Wissenschaftsmagazin „Nature“ mittlerweile auch ganz freimütig ein, wobei sie ebenfalls dem auf ihr lastenden Erfolgsdruck die Schuld gab. Zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen hat das Ganze bislang freilich nicht geführt.