24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.12.18 / Kein Ton von Haydn / Museumsreifes Lied – Eine Reise zu Österreichs »Stille Nacht«-Orten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-18 vom 21. Dezember 2018

Kein Ton von Haydn
Museumsreifes Lied – Eine Reise zu Österreichs »Stille Nacht«-Orten
Veit-Mario Thiede

Frage: Was wäre „Stille Nacht“ ohne die Anfrage der Königlich Preußischen Hofkapelle? Antwort: Ein Weih­nachtslied, dessen Autoren niemand kennt und dessen Jahr wie Ort der Erstaufführung im Dunkeln lägen. 

Zu Anfang seiner Karriere galt es als „Ächtes Tyroler Lied“, das die Zillertaler Sängerfamilien Strasser und Rainer auf ihren Konzerttourneen international bekannt machten. Die Preußische Hofkapelle aber vermutete, dass es Michael Haydn komponiert habe und richtete 1854 eine entsprechende Anfrage an dessen Wirkungsstätte: die Salzburger Abtei St. Peter. Von der erfuhr Felix Gruber, der Sängerknabe in St. Peter war. Er wusste, dass sein Vater Franz Xaver Gruber „Stille Nacht“ komponiert hatte. Und der stellte nun in seiner „Authentischen Veranlassung“ den Sachverhalt klar: Am 24. Dezember 1818 übergab ihm Joseph Mohr ein Gedicht mit der Bitte, es zu vertonen. Gruber machte sich an die Arbeit und noch am nämlichen Abend führten sie das Werk auf.

Inzwischen wird das Lied überall in der Welt angestimmt. Eine besondere Nähe zu ihm reklamieren 13 „Stille-Nacht-Gemeinden“ für sich, weil in ihnen der Hilfspfarrer und spätere Vikar Mohr (1792–1848) oder der Lehrer, Mesner, Chorleiter und Organist Gruber (1787–1863) gewirkt ha­ben. Diese im Salzburger Land, in Oberösterreich und Tirol liegenden Gemeinden haben Ge­denkstätten und Museen eingerichtet. Neun von ihnen präsentieren anlässlich des 200. Jubiläums von „Stille Nacht“ eine „dezentrale“ Landesausstellung.

Im Salzburg Museum geht es um das Lied, seine Schöpfer und seine Verbreitung. Es hat übrigens sechs Strophen, von denen üblicherweise nur die erste, zweite und sechste gesungen werden. Das Stille-Nacht-Museum von Hallein präsentiert die Gitarre, auf der Mohr „Stille Nacht“ spielte, und Grubers in drei Fassungen erhaltene „Authentische Veranlassung“. Im Schloss Fügen stellt die Schau „Klang der Alpen“ das Wirken der Sängerfamilien Strasser und Rainer vor. In der Oberndorfer St.-Nicola-Kirche hatte „Stille Nacht“ im Anschluss an die Christmette von 1818 Premiere. Mohr und Gruber sangen das Lied vor der Krippe. Die rund 100 Krippenfiguren sind erhalten. Frisch restauriert stehen sie im Museum Innviertler Volkskunst der Stadt Ried. 

An der Stelle der abgetragenen St.-Nicola-Kirche von Oberndorf steht die 1937 eingeweihte Stille-Nacht-Kapelle. Vor ihr finden sich alljährlich an Heiligabend tausende von Menschen ein, um ge­meinsam „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ zu singen.