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21.12.18 / Ein Buch über Autos, die »floppten«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-18 vom 21. Dezember 2018

Ein Buch über Autos, die »floppten«
Manuel Ruoff

Der GeraMond-Verlag hat für Freunde alter Autos eine Reihe im Angebot, in der jeweils 99 Fahrzeuge einer Kategorie vorgestellt werden. So sind bereits „99 Cabrio-Klassiker“, „99 British-Cars“, „99 Sportwagen-Klassiker“, „99 Kultmobile“, „99 italienische Klassiker“, „99 Oldtimer“, „99 US-Klassiker“, „99 Youngtimer“, „99 US-Muscle-Cars“ und „99 Motorrad-Klassiker“ erschienen. Der neuste Band trägt nun den Titel „Die 99 legendärsten Gurken“ und fällt damit gleich in zweifacher Hinsicht aus dem Rahmen. Da ist zum einen die flapsige Kategorisierung „legendäre Gurken“, und zum anderen der vermessene, um nicht zu sagen unseriöse Absolutheitsanspruch, nicht analog zu den vorausgegangenen Bänden „99 legendäre Gurken“, sondern „die 99 legendärsten Gurken“ zusammengetragen zu haben. Diese Kombination aus Superlativ und Flapsigkeit lässt ein spaßiges Buch vermuten, doch die Vermutung täuscht. Das Werk ist humorbefreit. Das provoziert die ebenso humorlose Frage, wie der Autor Hans J. Schippers „legendäre Gurken“ definiert. 

Tatsächlich bietet Schippers im Vorwort eine Definition. Er spricht von „automobilen Versagern“, die wegen schlechten Stylings beziehungsweise Designs, Fehlern bei der Entwicklung, qualitativ schlechter Fertigung, Fehlkonstruktionen bei Fahrwerken und Motoren, hoher Rostanfälligkeit oder aber, weil sie an der anvisierten Zielgruppe vorbeigeplant oder einfach für das Gebotene zu teuer waren, „Anlass für kleine, mittlere, aber auch größere Katastrophen gaben – bis hin zum Verschwinden namhafter Marken oder dem Exitus bekannter Hersteller“. 

Schippers unterteilt die „automobilen Versarger“ in drei Kate-gorien: „1. Die Unattraktiven. Fahrzeuge, die aufgrund ihrer Erscheinung wegen schlechten Designs bzw. Stylings in der Kritik standen und sich daher nur schleppend oder schlecht absetzen ließen. 

2. Die Problematischen. Fahrzeuge, die aufgrund mangelnder Produktqualität, technischer Fehlkonstruktionen oder nicht marktgerechter Preisgestaltung zu Problemfällen wurden. 3. Die Ladenhüter. Fahrzeuge, die zwar innovativ waren, aber einfach ,zur falschen Zeit‘ auf den Markt kamen und abgelehnt wurden; ferner solche, die am Bedarf vorbeigeplant wurden oder sich – begründet oder nicht – ein schlechtes Image erwarben.“ Schippers misst seiner Kategorisierung immerhin derart viel Bedeutung bei, dass er die 

99 von ihm vorgestellten Modelle erst einmal in die drei Kategorien aufteilt, bevor er sie dann erst – wie bei der Reihe üblich – alphabetisch nach der Marke ordnet. 

Die Zusammenstellung der 

99 ist – gelinde gesagt – sehr subjektiv. Die im Buch aufgeführte „Ente“ von Citroën, den immerhin rund viereinhalb Millionen Mal produzierten Fiat 127, der bei den Italienern eine ähnliche Rolle gespielt hat wie der VW „Golf“ bei den Deutschen, oder den Lincoln Continental Serie IV, das Auto, in dem US-Präsident John F. Kennedy starb und von dem Schippers selbst schreibt: „Mit zirka 20000 Einheiten galt diese 1967 gebaute Serie IV als erfolgreich“, als „automobile Versarger“, als „früher kritisierte oder verschmähte Automobile“ zu bezeichnen, ist kaum weniger skurril als die Bezeichnung „legendäre Gurke“.

Die Vorstellung der 99 Automobile lehnt sich an das bei dieser Reihe übliche Schema an. Jedem Auto sind ein oder zwei Seiten gewidmet. Die einseitigen Vorstellungen enthalten die Modellbezeichnung, einen Fließtext, ein Bild und einen Kasten mit Angaben zu dem Produktionszeitraum, der Stückzahl, der Zylinderzahl, der Hubraumgröße, der PS-Zahl, der Höchstgeschwindigkeit, der Verfügbarkeit, den Unterhaltskosten, dem Preis im Jahre 2017 und der Wertentwicklung seit 2012. 

Die doppelseitigen Vorstellungen enthalten zusätzlich eine weitere, zweite Fotografie, eine Bildunterschrift zu beiden Fotos sowie schließlich eine meist aus zwei Sätzen bestehende Unterzeile unter der Typenbezeichnung, die in der Regel einen Hinweis darauf gibt, welche vermeintliche Schwäche aus Schippers’ Sicht das jeweils vorgestellte Auto zur „legendären Gurke“ macht.

Hans J. Schippers: „Die 99 legendärsten Gurken der Autogeschichte“, GeraMond Verlag, München 2018, broschiert, 192 Seiten, 14,99 Euro