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04.01.19 / Nichts dazugelernt / Die Entfremdung zwischen »Elite« und Volk dürfte auch 2019 weiter wachsen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-19 vom 04. Januar 2019

Nichts dazugelernt
Die Entfremdung zwischen »Elite« und Volk dürfte auch 2019 weiter wachsen
Hans Heckel

Der Graben zwischen Volk und „Elite“ wächst. Vier willkürlich ausgewählte Beispiele zeigen, warum das so ist.

Allenthalben wird die wachsende Entfremdung zwischen dem Volk und der Machtelite in Politik und Medien beklagt. Jedesmal, wenn diese Entfremdung in der Debatte hochkocht, beteuern die Vertreter jener „Elite“, „dazugelernt“, „verstanden“ zu haben und künftig alles daran setzen zu wollen, den Graben zu verkleinern.

Etliche Beispiele der jüngsten Zeit deuten jedoch darauf hin, dass diese Beteuerung auch 2019 uneingelöst bleiben wird. Beispiel CDU: Die Partei hat Millionen Wähler verloren, ihre Linkswendung ließ mit der AfD eine machtvolle konservative Konkurrenz erwachsen. Dazulernen hieße, auf die enttäuschten Konservativen zuzugehen. Eine Aufwertung des knapp unterlegenen Vorsitzkandidaten Friedrich Merz wäre ein Signal in diese Richtung gewesen. Doch zwischen den Jahren ließ CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer durchblicken, dass sie nicht daran denkt, Merz in die Spitze zu holen. Dazugelernt? Fehlanzeige.

Für die SPD hatte Martin Schulz 2017 das schlechteste Wahlergebnis seit  1949 eingefahren. Sein Rückzug aus allen Führungspositionen wäre die passende Antwort auf dieses kaum zu überbietende Misstrauensvotum durch das Wahlvolk. Doch was macht Schulz? Er tut, als sei nichts passiert, und dient sich als „Lokomotive“ für die SPD-Kampagne zu den EU-Wahlen im kommenden Mai an. In welcher Welt lebt der krachend gescheiterte Kanzlerkandidat bloß?

Der Unmut über die höchsten Rundfunk-Zwangsabgaben der Welt hält den Adrenalinspiegel der Deutschen seit Jahren im oberen Bereich. Mehr Bescheidenheit der Staatssender wäre die angemessene Reaktion. Doch das Gegenteil geschieht: Nachdem ZDF-Intendant Thomas Bellut eine Erhöhung der Zwangsabgabe gefordert hat, schoss der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm sogar die Drohung mit einer Klage in Karlsruhe nach, falls der Forderung nicht nachgekommen werde. So gießt man Öl ins Feuer der Unzufriedenheit.

Zum Jahresende war der Skandal um den „Spiegel“-Reporter Claas Relotius Anlass für zahlreiche „Qualitätsmedien“, heilige Eide abzulegen, sich nicht aus ideologischer Verblendung von der Wahrheit abbringen zu lassen. Wirklich? Die Relotius-Affäre schwamm noch auf ihrem Höhepunkt, da behauptete die „Zeit“, am ersten und zweiten Weihnachtstag seien 43 „Flüchtlinge“ aus dem Ärmelkanal gerettet worden. Die Bezeichnung „Flüchtlinge“ für Menschen, die augenscheinlich illegal von Frankreich nach England gelangen wollten, ist eine glatte Falschmeldung. 

Die Reihe der Beispiele ließe sich beliebig verlängern, der Befund ist immer der gleiche: Eine selbstverliebte „Elite“ findet nicht aus ihren ausgetretenen Pfaden und ignoriert alle Signale aus dem Volk. Worin eine solche Entfremdung letztlich münden kann, lehrt uns Frankreich.