27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
04.01.19 / Schulen bleiben kalt / Wegen maroder Heizungen fällt an Lehranstalten der Unterricht aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-19 vom 04. Januar 2019

Schulen bleiben kalt
Wegen maroder Heizungen fällt an Lehranstalten der Unterricht aus
Manuela Rosenthal-Kappi

Dass Eltern in Eigeninitiative zum Pinsel greifen, um die Klassenzimmer ihrer Kinder einer Schönheitsreparatur zu unterziehen, ist keine Seltenheit. Dass Schüler wegen unzumutbarer Sanitäranlagen den Gang zur Toilette vermeiden, wird vereinzelt berichtet. In diesem Winterhalbjahr häufen sich jedoch Unterrichtsausfälle an deutschen Schulen aufgrund defekter Heizungen. 

Hiervon scheint das Land Nie­dersachsen besonders betroffen zu sein. Täglich gibt es im Rundfunk Meldungen, dass die Schüler „Kältefrei“ bekommen. Unterrichtsausfälle gab es in den vergangenen zwei Monaten in Meckelfeld, Melle, Breselenz, Schneverdingen, Esens und Salzhemmendorf. In Wolfsburg richtete ein defektes Heizungsrohr am Schulzentrum in der Kreuzheide massive Schäden an: Ein Wasserschaden machte Inventar und Geräte sowie einen Computerraum unbrauchbar.

Ähnliche Fälle werden auch aus anderen Bundesländern wie Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen gemeldet. In Köln-Neu-ehrenfeld musste der Unterricht zum wiederholten Male abgesagt werden, weil eine erst vier Jahre alte Heizung in einem Neubau immer wieder Störungen aufwies. Neben einer Grund- und einer Gesamtschule waren in Havixbeck gleich mehrere in der Nähe des Schulzentrums liegende öffentliche Gebäude – darunter das Rathaus, die Musikschule und das Hallenbad – von einem Heizungsausfall betroffen, weil das Nahwärmezentrum der Gemeinde, das mit einem Blockheizkraftwerk und zwei Heizkesseln Wärme erzeugt, streikte. Zwar war einer der Kessel schon im Oktober kaputtgegangen, doch die bereits in Auftrag gegebenen Reparaturen noch nicht ausgeführt worden. Der marode Heizkessel war 25 Jahre alt.

Der Zustand deutscher Schulen ist symptomatisch für die gesamte deutsche Infrastruktur. Ob bei Straßen, Brücken oder öffentlichen Gebäuden: Nach der Fertigstellung wurde viel zu wenig für Folgekosten investiert. Die Schulen, in denen heute regelmäßig die Heizungen ausfallen, stammen aus der Zeit der Bildungsexpansion in den 70er Jahren. Die Gebäude müssten dringend technisch und baulich saniert werden. In der Regel entsprechen sie nicht mehr den modernen Anforderungen wie beispielsweise der Wärmedämmungsverordnung. Die Sanierung kostet aber oft mehr als ein Neubau. Schulträger und damit verantwortlich für Bau, Unterhaltung, Sanierung und Ausstattung der Schulen sind in der Regel Kreise und Städte. Das kommunale Selbstverwaltungsrecht führt in diesem Fall zu Problemen, da die Kommunen über klamme Kassen klagen. Förderungen des Bundes laufen über die jeweiligen Länder. So begründen die Verantwortlichen Investitionsstaus mit fehlendem Geld, aber auch mit Handwerkermangel.

In Niedersachsen forderte der Landeselternrat das Land auf, etwas zu tun, damit Kinder nicht in „Bildungsbaracken“ lernen müssen. Die lapidare Antwort von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD): Es sei normal, dass Heizungsprobleme zu Beginn des Winters vermehrt auftreten. 

Die Zahlen sprechen indes für sich: bundesweit sind 40000 Schulen in schlechtem Zustand. Um sie zu sanieren, wären schätzungsweise 160 Milliarden Euro nötig. Die KfW-Bank diagnostizierte 

2016 allerdings nur einen Sanie-rungsstau an deutschen Schulen von 34 Milliarden Euro bundesweit.