25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
04.01.19 / Unbequeme Zahlen / Antisemitismus nimmt zu – von Muslimen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-19 vom 04. Januar 2019

Unbequeme Zahlen
Antisemitismus nimmt zu – von Muslimen
Peter Entinger

Auch in Deutschland ist Judenfeindlichkeit ein großes Thema. Dies belegt eine Studie, die von einer EU-Institution veröffentlicht wurde. Bei der Analyse der Täter reagiert die Öffentlichkeit allerdings schmallippig. 

Einer Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) in zwölf Ländern zufolge geben nirgendwo so viele Menschen an, antisemitisch belästigt worden zu sein, wie in Deutschland. 41 Prozent der 1233 Befragten teilten mit, im vergangenen Jahr eine antisemitische Erfahrung gemacht zu haben – der europäische Durchschnitt liegt bei 28 Prozent.

In den vergangenen fünf Jahren seien in Deutschland 52 Prozent beleidigt, angestarrt oder beschimpft worden – europaweit waren es 28 Prozent. Die Ergebnisse beruhen auf einer Online-Umfrage im Mai und Juni 2018, an der rund 16400 Menschen teilgenommen hatten, die sich selbst als jüdisch identifizierten, 1233 davon aus Deutschland.

Wie aus der Studie weiter hervorgeht, verzichteten 75 Prozent in der Bundesrepublik auf das Tragen jüdischer Symbole in der Öffentlichkeit, wie etwa der Kippa. 46 Prozent vermeiden es, „gewisse Gegenden aufzusuchen“. Die meisten Anfeindungen hätten aus Beleidigungen und persönlichen Bedrohungen bestanden. 

Auf die Frage nach den Tätern gaben 41 Prozent der von einem antisemitischen Vorfall Betroffenen an, es handele sich aus ihrer Sicht um extremistische Muslime, 20 Prozent sahen Rechtsextreme als Täter, weitere 16 Prozent Linksextreme. Der Zentralrat der Juden in Deutschland nahm die Ergebnisse alarmiert zur Kenntnis, verwies aber auf die Kriminalitätsstatistik, aus der hervorgehe, dass 90 Prozent der Straftaten gegen Juden „rechts“ motiviert seien. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, will nun klären, wie es zu den unterschiedlichen Ergebnissen kommt: „Wir müssen vor allem dem Widerspruch nachgehen, warum die Zahlen in dieser Studie, die die subjektive Wahrnehmung von Juden darstellt, so stark von der polizeilichen Kriminalstatistik abweicht“, sagte Klein dem „Tagesspiegel“.

Führende Politiker der Bundestagsparteien beeilten sich zudem zu sagen, man dürfe „Muslime nicht unter Generalverdacht stellen“, wie es die frühere Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) erklärte. Rechtsextreme Einstellungen seien deshalb nicht zu bagatellisieren.