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04.01.19 / Mehr als nur der Namensgeber des Teddybären / Der US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Theodore Roosevelt ist einer der Väter des US-Imperialismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-19 vom 04. Januar 2019

Mehr als nur der Namensgeber des Teddybären
Der US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Theodore Roosevelt ist einer der Väter des US-Imperialismus
Dirk Pelster

Die wesentlichste Reminiszenz, die Theodore Roosevelt im Gedächtnis der Deutschen hinterlassen hat, ist der Teddybär. Die Bedeutung des vor 100 Jahren gestorbenen 26. Präsidenten der Vereinigten Staaten beschränkt sich jedoch nicht darauf, Namensgeber der auch heute noch in jeder Kinderstube zu findenden Plüschfigur zu sein.

Aus Gründen der Waidgerechtigkeit hatte sich Theodore Roosevelt auf einer Jagd einst geweigert, einen eigens für ihn an einen Baum gefesselten Jungbären mit seiner Flinte zu erlegen. Die Geschichte wurde von Karikaturisten verarbeitet, die das Tier in ihren Zeichnungen besonders possierlich und liebenswert darstellten. Schnell erhielten dann die in den USA vertriebenen Plüschbären die Koseform von Roosevelts Vornamen Theodore. Zwar lässt sich die Jagdanekdote um den verschonten Bären insgesamt eher dem Bereich Trivia zuordnen, aber dennoch verrät sie viel über den am 27. Ok­tober 1858 in New York in eine wohlhabende niederländischstämmige Familie hineingeborenen Knaben. „T. R.“, wie er von seinen Freunden und politischen Weggefährten genannt wurde, hat sich zeitlebens durch seine Naturverbundenheit ausgezeichnet. Der passionierte Großwildjäger kann zu den ersten Vertretern der Naturschutzbewegung gezählt werden. 

Den größten Teil seiner Kindheit besuchte er keine Schule, sondern erhielt Unterricht durch einen Hauslehrer. Mit seinem Vater unternahm er zahlreiche Reisen, die ihn auch nach Europa führten. Ab 1876 studierte er an der Universität Harvard Jura. Das Fach interessierte Roosevelt aber nur wenig, sodass er sich zusätzlich noch mit Naturwissenschaften und Geschichte befasste. 1882 veröffentlichte er ein Buch über den Seekrieg. Sein frühes Interesse für maritime Fragen sollte sich auch in seiner späteren Präsidentschaft niederschlagen. Noch im selben Jahr ließ er sich für die Republikaner in das Parlament des Staates New York wählen. Damit begann seine politische Karriere. 

Nach dem frühen Tod seines Vaters ererbte Roosevelt ein stattliches Vermögen, das ihn finanziell unabhängig von seiner Partei machte. In der Folgezeit übernahm er verschiedene politische Ämter, zog sich dann aber immer wieder auch für längere Zeit in das Privatleben zurück. Im Jahr 1898 legte er sein Amt als stellvertretender Marineminister nieder, um als Oberst eines Kavallerieregimentes im Krieg gegen die Spanier zu kämpfen. Zuvor war er einer der maßgeblichen Kräfte im Kabinett des damaligen Präsidenten William McKinley gewesen, die auf diesen Spanisch-Amerikanischen Krieg hingedrängt hatten, um das alte europäische Kolonialreich in Südamerika und im Pazifik zu entmachten. In der Schlacht auf der Anhöhe von San Juan auf Kuba trieb er persönlich seine Soldaten gegen den Feind und erwarb sich so erste Meriten und öffentliche Aufmerksamkeit. Nach der Rückkehr in die Vereinigten Staaten ließ er sich im November 1898 zum Gouverneur des Staates New York wählen. Unermüdlich arbeitete er an seinem Aufstieg. Roosevelt, der täglich kannenweise Kaffee trank, gönnte sich nur wenig Ruhe. Im März 1901 wurde er Vizepräsident in der zweiten Amtszeit McKinleys. Allerdings bot dieses überwiegend repräsentative Amt nur wenig Herausforderungen für den energiegeladenen New Yorker. 

Bereits aus dieser Zeit stammt ein gern zitiertes Bonmot von Roosevelt, das er anlässlich einer Messeeröffnung in Minnesota zum Besten gab: „Sprich leise und höflich, aber trage immer einen großen Knüppel bei dir!“ Diese Metapher sollte zum Charakteristikum seiner 1901 beginnenden eigenen Präsidentschaft werden, die er ähnlich wie der 36. US-Präsident Lyndon B. Johnson antrat, ohne vorher selbst gewählt worden zu sein, weil sein Vorgänger einem Attentat zum Opfer fiel. 

In der Innenpolitik zeichnete sich Roosevelt vor allem durch sein rigoroses Vorgehen gegen die immer mächtiger werdenden Monopolkonzerne aus. Zugleich suchte er die Rechte von Arbeitern und Gewerkschaften zu stärken. 

Außenpolitisch gilt Roosevelt als Begründer des modernen US-amerikanischen Imperialismus. In einem von ihm formulierten Zusatz zur Monroe-Doktrin erhob er für die USA den Anspruch, als Weltpolizist zumindest im amerikanischen Ausland militärisch zu intervenieren: „Wenn eine Nation zeigt, dass sie vernünftig und mit Kraft und Anstand in sozialen und politischen Fragen zu handeln versteht, dass sie Ordnung hält und ihre Schulden bezahlt, dann braucht sie keine Einmischung vonseiten der Vereinigten Staaten zu befürchten. Ständiges Unrechttun oder ein Unvermögen, welches hinausläuft auf eine Lockerung der Bande der zivilisierten Gesellschaft, mag in Amerika wie anderswo schließlich die Intervention durch irgendeine zivilisierte Nation fordern, und in der westlichen Hemisphäre mag das Festhalten der Vereinigten Staaten an der Monroe-Doktrin sie in flagranten Fällen solchen Unrechttuns oder Unvermögens, wenn auch wider ihren Willen, zur Ausübung einer internationalen Polizeigewalt zwingen.“

Gleich mehrfach setzte Roosevelt während seiner Amtszeit das US-Militär ein, um in Mittelamerika US-Interessen durchzusetzen, etwa, um den sich im Bau befindlichen Panamakanal unter die Kontrolle der USA zu stellen. Aber auch dort, wo die USA keine unmittelbaren eigenen Ambitionen verfolgten, mischte der Präsident mit. Diplomatisch intervenierte er in der ersten Marokkokrise (1904–1906) und fungierte als Vermittler im Russisch-Japanischen Krieg (1904/05), wofür er 1906 als erster Amerikaner den Friedensnobelpreis erhielt.

Nachdem Roosevelt 1904 im Präsidentenamt durch Wahlen bestätigt worden war, verzichtete er 1908 auf die Kandidatur für eine dritte Amtszeit. Ähnlich dem gleichfalls in vielerlei Hinsicht unkonventionellen aktuellen Amtsinhaber Donald Trump schieden sich auch an ihm sogar in der eigenen Partei die Geister. Er verzichtete auf die Kandidatur in der Zuversicht, in dem von ihm protegierten Parteifreund William Howard Taft einen würdigen Nachfolger im Präsidentenamt zu bekommen. 

Taft kandidierte tatsächlich für die Republikaner und gewann auch die Wahl, doch erfüllte er nicht Roosevelts Erwartungen. Rasch emanzipierte sich der 27. US-Präsident von seinem ehemaligen Mentor. Da Taft eigene Ziele verfolgte und Roosevelt schließlich auch nicht mehr konsultierte, versuchte der Ex-Präsident erfolglos seinen Nachfolger auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner für die Präsidentschaftswahlen 1912 herauszufordern. Da seine Parteifreunde Taft den Vorzug gaben, gründete Roosevelt mit der Progressive Party eine eigene, linke Abspaltung von den Republikanern, als deren Kandidat er 1912 in die Präsidentschaftswahl zog. Aus der Selbstzerfleischung im rechten Lager ging das linke Lager als lachender Dritter hervor. Roosevelt erhielt zwar mit 27,4 Prozent mehr Stimmen als Taft mit 23,2, und mit zusammen 50,6 Prozent wählte eine absolute Mehrheit rechts, aber der Kandidat der Demokraten, Woodrow Wilson, konnte mit 41,8 Prozent eine relative Mehrheit auf sich vereinen, und so en­de­te 1913 eine 70-jährige Ära republikanischer US-Präsidenten. 

Da die Republikaner mit Charles Evans Hughes zur Präsidentschaftswahl 1916 einen als eher progressiv geltenden Kandidaten aufstellten, der Roosevelts Wohlwollen genoss, kehrte der Ex-Republikaner zu seiner alten Partei zurück, was das Ende der Progressive Party bedeutete. Nach seiner Rückkehr war Roosevelt noch einmal als republikanischer Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 1920 im Gespräch. Der Tod war jedoch schneller. Schwere gesundheitliche Schäden, die er sich bei einer 1913/14 unternommenen Südamerikaexpedition zugezogen hatte, beendeten am 6. Januar 1919 sein Leben.