25.04.2024

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04.01.19 / Batu und Ivan sind die großen Stars / Im geteilten Görlitz vermischt sich Sternengesang und Drei-Königs-Tradition

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-19 vom 04. Januar 2019

Batu und Ivan sind die großen Stars
Im geteilten Görlitz vermischt sich Sternengesang und Drei-Königs-Tradition
Till Scholtz-Knobloch

Während in Deutschland Sternsinger durch die Lande ziehen und Geld für einen guten Zweck sammeln, werden am 6. Januar polenweit Dreikönigsumzüge organisiert. In der Europastadt Görlitz verbinden sich beide Traditionen. So zieht der Dreikönigsumzug über die Altstadtbrücke in den deutschen Teil, wo auf dem Untermarkt die Sternsinger den Segen ins Rathaus bringen. Ein Krippenspiel und das Singen deutscher und polnischer Weihnachtslieder runden das Fest ab.

Die Vorbereitungen auf das gemeinsame Feiern des Dreikönigsfestes beginnen jedoch schon viel früher. Im Görlitzer Tierpark werden die Trampeltiere Batu und Ivan auf den Tag der Heiligen Drei Könige eingestimmt. Die Zweihö-ckerkamele laufen nämlich im Dreikönigsumzug mit. Während Ivan mit dem Prozedere bereits vertraut ist, wird der Umzug 2019 für Batu eine Premiere. Es muss geübt werden, denn die Trampeltiere müssen schnellen Schritts durch die Menschenmassen mit einer Wolldecke mit dem Tierpark-Logo schreiten. Batu darf vor Weihnachten jedoch noch ohne Decke losziehen, denn diese will er partout nicht auf seinem Rü-cken tragen. Mit von der Partie sind auch einige Alpakas. Eines aus dieser viel kleineren Kamelart ist ganz vernarrt in Batu und läuft ihm auch auf dem noch leeren Bürgersteig treu ergeben hinterher.

Bis zum 6. Januar muss dann alles klappen, auch das Tragen der Decke. Kinder aus beiden Teilen der Neißestadt ziehen mit Papierkronen auf den Köpfen und mit Dreikönigsfähnchen ausstaffiert über die Görlitzer Altstadtbrücke bis zur gründerzeitlichen Oberlausitzer Ruhmeshalle (Dom Kultury). Inmitten des Umzuges: die drei Könige sowie Batu, Ivan und die Alpakas. Die Schirmherrschaft über das gemeinsame Unterfangen hat von deutscher Seite der Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt. „Ich glaube wir sind die einzige Stadt in Deutschland mit einem Dreikönigsumzug. Das ist ein Zeichen für unser gemeinsames Europa, das wir bauen. Polen und Deutsche zusammen“, freut sich Ipolt, der den Versammelten und den Sternsängern den Segen austeilt.

Nach dem Segen des Bischofs ziehen die Kinder in das Görlitzer Rathaus, wo sie auf der Tür das Kreidezeichen C+M+B und die Jahreszahl 2019 hinterlassen. Sie bringen den Segen „Christus segne dieses Haus“ in die Stadtverwaltung und sammeln Spenden für notleidende Kinder in aller Welt. 

Die polnische St.-Bonifatius-Gemeinde ist von polnischer Seite Organisator. Die Gemeindeglieder sowie Frauen vom dortigen Landfrauenverband sorgen für das leibliche Wohl. Anna Krakowiak vom Landfrauenverband in Gruna [Gronow] ist Spezialistin für Piroggen. „Die anderen Frauen haben Kuchen gebacken und wir bieten Kindern heißen Tee an. Für die Erwachsenen haben wir unseren besonders gelungenen Holunderlikör im Angebot“, so die Grunaerin. Damit es keine Missverständnisse gibt, steht Deutschlehrerein Justyna Czajkowska als Übersetzerin in den Startlöchern. Sie unterrichtet im Gebrüder-Sniadecki-Lyzeum im polnischen Teil der Europastadt Deutsch und erklärt: „Ich bin hier halb privat. Ich wurde jedoch von meinen Pfarrer aus der St.-Bonifatius-Gemeinde beordert, um sprachliche Hilfe zu leisten, falls Deutsche etwas zu Essen, Getränke oder Souvenirs kaufen möchten wie Fähnchen oder T-Shirts“. Das Geld aus dem Verkauf kommt den polnischen Gemeinden St. Bonifatius und St. Johannes zugute.