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04.01.19 / Zickzack-Kurs durch sämtliche Wissenschaften

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-19 vom 04. Januar 2019

Zickzack-Kurs durch sämtliche Wissenschaften
Christiane Rinser-Schrut

Mathieu Vidard ist Journalist, Fernsehproduzent und seit 2006 Moderator beim Radiosender France Inter. Dort unterhält er sich in seiner Radiosendung „La Tête au carré“ mit den unterschiedlichsten Wissenschaftlern über interessante Erkenntnisse ihres Fachgebiets, und zwar montags bis freitags jeweils knapp eine Stunde. Aus dieser Sendung ist ein Notizbuch entstanden, aus dem Vidard das, was ihn am meisten begeistert, inspiriert oder auch amüsiert hat, sein Buch „Science to go. Merkwürdiges aus der Welt der Wissenschaft“ zusammengestellt hat. Aus dem Französischen wurde es von Jörn Pinnow übersetzt.

Dieses Sammelsurium folgt keiner Struktur, es gibt auch kein Register. Es ist kein Nachschlagewerk und trotzdem unbedingt lesenswert. Wissenschaft wird häppchenweise vermittelt. Manchmal umfasst ein Kapitel nur einen kleinen Absatz, manchmal acht Seiten dieses kleinformatigen Buches. 

Gerade diese kurzen Kapitel verführen den Leser dazu, das Buch nicht aus der Hand zu legen, denn „ein Kapitel kann ich ja noch“. Schwierigste Naturwissenschaften, beispielsweise „Das Standardmodell der Teilchenphysik“ bereitet den Leser zwar nicht auf eine Prüfung in diesem Bereich vor, aber vermitteln dem Laien eindrücklich, worum es dabei geht. 

Häufig werden Insekten in diesem „Notizbuch“ thematisiert. Das ist kein Wunder, macht doch diese Klasse der Gliederfüßer mehr als Dreiviertel aller auf der Welt lebenden Arten aus.

Sehr unterhaltsam ist die sechs-teilige Reihe „Neue Stars“. In ihr wird alphabethisch aufgelistet, welche Persönlichkeit im Namen einer Gattung oder Art geehrt wird. So erfährt der Wissenssucher, dass das Teestrauchgewächs Franklinia nach Benjamin Franklin benannt wurde, die Wespe Lutheria nach Martin Luther, oder Freddie Mercury Namensgeber der Libelle Heteragrion freddiemercuryi ist. Immer wieder stößt der Leser auf einen eingerahmten Textteil, hier wird in knappen Worten beschrieben, was in einem bestimmten 

Zeitraum geschieht. „Wenn sechs Sekunden verstrichen sind (…), ist ein Mensch an den Folgen des Tabakkonsums gestorben“, oder: „Wenn zwei Sekunden verstrichen sind (…), hat sich die Galaxis Andromeda unserer Milchstraße um 222 Kilometer genähert.“ Ein Zusammenstoß wird in rund vier Milliarden Jahren erwartet. Unsere Sonne hingegen könnte noch rund sieben Milliarden Jahre Energie abgeben. 

Natürlich wird auch „Big Data“ nicht außen vor gelassen. So findet man die „Notiz“, dass ab 2020 neue Superrechner zur Verfügung stehen werden, die eine Trillion Rechenoperationen pro Sekunde durchführen können. So wären diese neuen Systeme 1000-mal leistungsfähiger als heutige Systeme bei einem geringeren Energieverbrauch.

Ein schönes Konglomerat an Wissenshäppchen, das Lust auf mehr macht.

Mathieu Vidard: „Science to go. Merkwürdiges aus der Welt der Wissenschaft“, dtv, München 2018, gebunden, 319 Seiten, 17 Euro