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11.01.19 / Sparer in der Klemme / Zinserhöhung wird im Euro-Raum frühestens im Herbst erwartet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-19 vom 11. Januar 2019

Sparer in der Klemme
Zinserhöhung wird im Euro-Raum frühestens im Herbst erwartet

Die Europäische Zentralbank hat zum Jahresende ihre milliardenschweren Neukäufe von Anleihen beendet. Anleger können allerdings nicht so schnell damit rechnen, dass die Zinsen auf Sparbücher, Tagesgelder und andere Sparformen schon bald wieder steigen. EZB-Präsident Mario Draghi hat bereits angekündigt, dass die Leitzinsen über den Sommer 2019 hinaus noch nicht angehoben werden. Eine erste Zinserhöhung könnte im Euro-Raum damit frühestens im Herbst kommen. 

Einige Ökonomen gehen davon aus, dass die Zentralbank dann zunächst auch nur den Strafzins für Banken verringern wird. Gerade für die Sparer sind aber die Leitzinsen ganz entscheidend. Bereits seit dem März 2016 liegt der Leitzins der EZB bei null Prozent. Finanzinstitute müssen derzeit sogar 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parken.

Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) kommt zu dem Schluss, dass die Zinsen möglicherweise noch über Jahrzehnte auf niedrigem Niveau verharren werden. Die IW-Forscher sehen dabei den demografischen Wandel als eine wichtige Ursache. Mit dem Altern der Gesellschaft würden auch Konsum und Wirtschaftswachstum nachlassen, so die Annahme. Studienautor Markus Demary beschrieb gegenüber „Business Insider“ ein Szenario, bei dem es auf niedrigem Niveau bis zum Jahr 2025 eine Normalisierung der Zinsen gibt. Laut der IW-Studie könnte das Zinsniveau bis 2025 wieder auf 1,3 Prozent steigen, doch wird danach nur noch wenig Spielraum für weiter steigende Zinsen gesehen. Nach 2025 könnte der Realzins bis zum Jahr 2050 wieder auf Null Prozent sinken.

Für eine solche Entwicklung spricht nicht nur der Faktor der demografischen Entwicklung, den das IW-Institut anführt. Auch die Schulden von Staaten und vielen Unternehmen sind mittlerweile auf ein so hohes Niveau gestiegen, dass die Mini-Zinsen gar nicht mehr finanzierbar sind. Würde die EZB eine ernsthafte Zinswende einleiten, dann ris­kiert sie die Insolvenz von hochverschuldeten Staaten und Unternehmen. 

Dies gilt nicht nur für die Euro-Zone. In den USA sieht sich Zentralbankchef Jerome Powell starker Kritik von Präsident Donald Trump ausgesetzt. Dieser wirft der US-Notenbank Fed vor, mit ihren Zinserhöhungen der US-Wirtschaft zu schaden.

Für die Sparer, die auf Anlageformen wie Sparbücher und Tagesgelder setzten, hat die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken allerdings schon seit Langem gravierende Folgen für den Vermögensaufbau und die Alterssicherung. Da die Geldentwertung regelmäßig höher ist als die Sparzinsen, verlieren die Sparer real an Kaufkraft. Als Ausweg wird immer wieder empfohlen, auf andere Anlageformen zu setzten, etwa auf Immobilien oder die Aktienmärkte.

Der Volkswirt Daniel Stelter wies allerdings in einem Jahresrückblick 2018 in der „Wirtschaftswoche“ unlängst darauf hin, wie schwierig es derzeit ist, überhaupt noch Erträge zu erzielen: „2018 war es fast unmöglich eine Anlageform zu finden, die einen positiven Ertrag erbracht hat. Über 90 Prozent der möglichen Geldanlagen, die die Deutsche Bank in ihrer jährlichen Studie über den langfristigen Ertrag verschiedener Vermögensklassen analysiert, haben 2018 zu Verlusten geführt“, so Stelter.N.H.