Viele Menschen glauben an gute wie schlechte Vorzeichen – und offenbaren so einen Hang zum Aberglauben. Der ist Thema der Ausstellung „Tutenfru! Über Aberglaube und Tod“ im Kasseler Sepulkralmuseum, wo als Todesboten verrufene Tiere wie eine schwarze Katze und eine Ringeltaube das ausgestopfte Empfangskomitee bilden. Der Titel geht auf den Ruf der Ringeltaube zurück. Für Abergläubige klingt er wie „Tutenfru, Tutenfru!“ Das deuten sie zu „Totenfrau, Totenfrau!“ um – und verstehen es als Ankündigung des baldigen Ablebens eines nahestehenden Menschen.
„Aberglaube“ definieren die Ausstellungskuratoren als „Verhaltensweisen und Vorstellungen, die weder mit christlich-religiösen Auffassungen noch mit rationalen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang zu bringen sind“. Gleichwohl seien sie zuweilen hilfreich. So können die oftmals individuell ausgeprägten abergläubischen Verhaltensweisen in Ausnahmesituationen wie dem ersten Rendezvous oder der Bewältigung eines Unglücksfalls Halt geben.
Besondere Aufmerksamkeit widmet die Schau dem mit Sterben und Tod in Verbindung stehenden Aberglaube. Den Besucher erwarten gespenstische Inszenierungen. Im Halbdunkel erkennen wir eine schwarze Totenbahre, über der ein weißes Leichenhemd „schwebt“. Zeichentrickfilme klären über die mit Bahre und Hemd verbundenen abergläubischen Vorstellungen auf. Der Knochenmann verkündet: „Wer sich auf eine Totenbahre setzt, den hol ich mir!“
Im anderen Film beklagt sich ein Toter, dass ihm ein Grabräuber das Hemd geklaut hat. Dem Aberglauben gemäß wird ein Lebender stark und unsichtbar, wenn er ein benutztes Leichenhemd anlegt. Und was hat es mit dem Sarg auf sich, unter dem ein Tunnel hindurchführt? Die Erklärung liest sich auf dem Fußboden so: „Wenn man unter einem Sarg durchkriecht, erwirbt man die Fähigkeit der Todesvorsehung.“
Jenseits des Sarges entdeckt der Besucher „magische“ Objekte, die dem Schaden-, Schutz- und Heilzauber dienen sollen. Die beiden mumifizierten Katzen hatten Bauherren als lebendige Opfergaben eingemauert, um die Hausbewohner vor bösen Geistern zu schützen. Die Einnahme zu Pulver zerstoßener Hirnschale wiederum hilft angeblich gegen Fieber.
Ohnehin sind abergläubischen Vorstellungen zufolge menschliche Überreste die beste Medizin. Das verraten alte Apothekergefäße. Laut Aufschrift enthielten sie zum Beispiel Sargspäne oder gemahlene ägyptische Mumie. Menschenfett, Haare, Zähne und Fingernägel galten als besonders heilkräftig, wenn sie von Hingerichteten stammten.
Ein bemerkenswerter Raumtext beschließt die Schau. Er besagt, dass heutzutage in Deutschland etwa 20000 Menschen als selbsternannte Hexen, Hellseher und Astrologen ihr täglich Brot verdienen.
Bis 17. März in der Weinbergstraße 25–27 in Kassel, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr, Eintritt: 6 Euro, Infos im Internet: www.sepulkralmuseum.de