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11.01.19 / Liebesschwüre im Kunstpalast / Was Frauen eifersüchtig macht – Düsseldorfer Sportwagen-Ausstellung »PS: Ich liebe dich« lässt Männerherzen höher schlagen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-19 vom 11. Januar 2019

Liebesschwüre im Kunstpalast
Was Frauen eifersüchtig macht – Düsseldorfer Sportwagen-Ausstellung »PS: Ich liebe dich« lässt Männerherzen höher schlagen
Siegfried Schmidtke

Im Düsseldorfer „Kunstpalast“ sind zurzeit 29 Autos untergebracht. Aber nicht solche wie beim Automobilhändler, sondern legendäre Sportwagen der 1950er bis 1970er Jahre.

Was haben eigentlich Autos in einem Kunstmuseum zu suchen? Warum sind ausgerechnet im Düsseldorfer Kunstpalast schnöde Blechkisten zu sehen? Dort, wo sonst Picasso, van Gogh, Beuys oder Richter – aktuell auch Ophey – ausgestellt sind?

Für diesen „Tabubruch“ spielen mehrere Gründe eine Rolle. Zum einen hat sich der Kunsttempel am Rhein stillschweigend umbenannt. Aus „Museum Kunstpalast“ wurde schlicht „Kunstpalast“, der Begriff „Museum“ also über Bord geworfen. Zum anderen „herrscht“ in dem Palast seit knapp einem Jahr der neue Direktor Felix Krämer, der sich mit neuen Ideen profilieren will und dem Haus beziehungsweise der Kunst neue Besucherkreise erschließen möchte.

Hinzu kommt, dass der Kunstpalast – nicht nur wegen seiner Glassammlung – auch immer schon ein Haus der angewandten Kunst war. Angewandte Kunst: Das sind „schöne“, künstlerisch gestaltete Gebrauchsgegenstände wie etwa die von Andy Warhol gestalteten Schallplatten-Hüllen und CD-Cover. Die sind zurzeit im Kölner Museum für Angewandte Kunst zu sehen.

Warum also nicht auch Autos ins Museum holen? Zumal es sich um fahrbare Untersätze mit edel geschneiderten Design-Karossen handelt. Palast-Chef Krämer: „Das Auto ist das wichtigste Design-Objekt des 20. Jahrhunderts. Kein anderes Objekt wurde so durchgestaltet und hat die Wahrnehmung von Zeit und Raum so geprägt!“

Wie wahr. Jedenfalls was die Wahrnehmung von Männern bezüglich Autos betrifft. Da wuss­ten besonders italienische Autoschmieden wie Alfa Romeo, Ferrari, Lancia, Maserati und Lamborghini – um nur die bekanntesten zu nennen –, was Männer lieben und sich wünschen. Nämlich schön verpackte Pferdestärken (PS), Geschwindigkeit und Exklusivität. Autos mit schön geschwungenen Front- und Heck­partien, aber auch keilartig ge­schnittene Karossen, die Stärke, Männlichkeit, ja, auch Aggressivität ausstrahlen sollen.

Es waren natürlich Männer, welche die Wünsche und Vorlieben ihrer Ge­schlechtsgenossen real werden ließen. Italienische Designer wie Giovanni Michelotti, Franco Scaglione und immer wieder Battista „Pi­nin“ (der Kleine/ Jüngere) Farina zauberten die Objekte der Begierde aufs Papier, bevor sie von Autobauern – die meisten der gezeigten Fahrzeuge noch in Handarbeit – in geringer Stückzahl zusam­mengeschraubt wurden. 

Das Kuratoren-Duo Barbara Til und Dieter Castenow konnte Sammler – etliche übrigens aus dem Düsseldorfer Umland – und Hersteller, die eigene Fahrzeuge in ihren musealen Sammlungen hüten, für die exklusive Auto-Schau gewinnen. Der Versicherungswert der ausgestellten Boliden dürfte mit Sicherheit im zweistelligen Millionenbereich liegen. Die Höhe der Versicherungsprämie bleibt Betriebsgeheimnis. Kunstpalast-Direktor Krämer re­lativierte jedoch ins Blaue schießende Mutmaßungen mit der Bemerkung, dass die Versicherungsprämie nicht höher sei als die bei anderen Kunstausstellungen des Hauses.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Nicht jeder Besucher kann sich für die elegant geschwungenen, (noch) nicht protzig wirkenden Karossen der 1950er und frühen 1960er-Jahre begeistern. Leider fehlt ein Karmann-Ghia Typ 14, das Ideal eines Sportwagens aus dieser Zeit. Der Karmann-Ghia sieht zwar aus wie ein Sportwagen, war aber mit anfänglich 30 PS und 120 km/h Spitzengeschwindigkeit weit entfernt von sportlichen Rekorden.

Im Kunstpalast kommt so mancher Sportwagen mit wenig „Pferdestärken“ aus. PS-„Tiefstapler“ ist hier, man höre und staune, ein Porsche; nämlich der Porsche 356, Baujahr 1952 mit 44-PS-(Käfer-)Motor und 140 km/h Spitzengeschwindigkeit. Nicht viel stärkere Motoren beschleunigen  den schön-schlichten Alfa Romeo Giulietta Spider von 1956, der mit 55 PS immerhin 160 km/h schafft und den traumhaft geschnittenen Cisitalia 202 SC Berlinetta, Baujahr 1948, der 70 PS für die gleiche Geschwindigkeit braucht.

Als „PS-Hammer“ dagegen ist der Lamborghini Countach 5000 QV zu sehen, der mit 455 PS die Spitzengeschwindigkeit von 295 km/h erreicht. Fragt sich bloß, auf welcher Straße dieses keilförmige Ungeheuer dieses Tempo erreichen kann. Auch der Zweitstärkte, ein Brite namens AC Shelby Cobra 289, Baujahr 1964, mit Roadster-Karosse und Lenkrad rechts, kann seine 400 PS und 260 km/h Spitzengeschwindigkeit nur auf der Rennbahn ausfahren.

Auch wer kein PS-Liebhaber ist, wird den Besuch der Ausstellung nicht bereuen. Denn einige der hier gezeigten Autos sind in äußerst geringer Stückzahl oder auch nur als Prototyp gebaut worden, was ein Wiedersehen an einem anderen Ort eher unwahrscheinlich macht. 

So gibt es vom BMW Turbo aus dem Jahr 1972 gerade mal zwei Stück. In diesem Gefährt steckt ein Vierzylinder-Motor, der durch 280 PS eine Spitze von 250 km/h schafft. Auch der keilförmige Mercedes-Benz C111 Typ II, Baujahr 1970, ist mit einer Auflage von sechs Stück ein seltenes Exemplar. Zusätzliche Besonderheit: Ihn treibt ein rotierender Wankel-Motor an, der 350 PS erzeugt und 290 km/h schafft. Auch eine Rarität: Der britische Aston Martin DB 4 GT Zagato mit italienischem De­sign wurde nur 19 Mal produziert. Sein Steck­brief: Baujahr 1962, 314 PS und 246 km/h Spitze.

Eine Rarität ist der französische Facel Vega II aus dem Jahr 1962. Mit 390 PS und 5,9 Liter Hub­raum war dieser luxuriöse Gran Turismo im Auto-Quartett früherer Tage immer der Matador, der damit die anderen Karten-Fahrzeuge in die Knie zwang. Nur bei der Geschwindigkeit (schlappe 225 km/h) konnte er geschlagen werden. So vom ebenfalls ausgestellten britischen Jaguar E-Type Coupé, Baujahr 1961. Der schafft mit „nur“ 265 PS immerhin 240 km/h und schlägt damit den Franzosen.

P.S.: Die Auto-Ausstellung heißt „PS: Ich liebe Dich“ und spielt – ohne das Postskriptum-Kürzel mit Punkten – auf den bekannten Cecelia-Ahern-Roman und den Film „P.S. Ich liebe Dich“ an. Zu sehen noch bis 10. Februar, geöffnet täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr. Eintritt: 14 Euro. Internet: www.kunstpalast.de