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11.01.19 / Selteneres Tirilieren / Die Feldlerche hat’s schwer – Bestand des Vogels des Jahres nimmt ab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-19 vom 11. Januar 2019

Selteneres Tirilieren
Die Feldlerche hat’s schwer – Bestand des Vogels des Jahres nimmt ab
Silvia Friedrich

Geht man im Frühling in der Natur spazieren, hört man manchmal von hoch oben in der Luft einen wunderschönen Gesang. Es sind die Feldlerchenmännchen, die im Flug in einer Höhe von 50 bis 200 Metern scheinbar endlos tirilieren. Da der Bestand dieser Vögel leider ständig abnimmt, wurde er für 2019 schon zum zweiten Mal zum „Vogel des Jahres“ ausgerufen. Bereits 1998 erhielt die Feldlerche diesen Titel. 

Der Naturschutzbund (NABU) warnte damals davor, dass der Himmelsvogel in vielen Gebieten Deutschlands sogar aussterben wird. Da seitdem mehr als jede vierte Feldlerche aus dem Brutbestand in Deutschland verschwunden ist, weisen der NABU und sein Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern für dieses Jahr erneut auf die Bedrohungslage der Feldlerche hin.

Feldlerchen lieben weite, offen Landschaften mit spärlichem Pflanzenbewuchs. Sie bauen ihre Nester am Boden in einer Erdmulde und brüten mehrmals im Jahr. Die Felder bei uns werden aber intensiv bewirtschaftet. Auf riesigen Flächen wächst undurchdringbares Wintergetreide, Mais oder Raps. So fallen die zweiten und dritten Bruten der Vögel mangels Nistplätzen aus. Wenn die Lerchen deswegen auf die nicht bepflanzten Fahrspuren im Feld ausweichen, werden sie häufig Opfer von Nesträubern oder von Maschinen überrollt. Feldlerchen ernähren sich von Pflanzenteilen, aber auch von Würmern und Insekten. Hoher Pestizideinsatz sorgt dafür, dass Insekten und Würmer als Nahrung fehlen.

Die äußerlich eher unscheinbaren Vögel sind nur 16 bis 18 Zentimeter groß und haben ein bräunliches Gefieder. Daher sind sie auf den Feldern perfekt ge­tarnt. Ihr Schmuck ist eine kleine Federhaube auf dem Kopf, den die Männchen manchmal aufrichten. Diese singen meist während des Fluges. Im Durchschnitt dauert der Singflug zwei bis fünf Minuten, wenn der Vogel über seinem Revier kreist. Trillernd, zirpend und rollend tragen sie die Laute ununterbrochen vor. 

Am Boden singen nur die Weibchen, deren Lieder viel kürzer sind. Der Gesang beginnt im Januar/Februar und endet im Juli und dauert am Tag von der Morgendämmerung bis zum Abend. Doch in manchen Gegenden Deutschlands ist die Feldlerche schon ganz verschwunden. Mitteleuropäische Feldlerchen verlassen ihre Brutgebiete von September bis November und überwintern in Südfrankreich sowie Spanien. Je nach Witterung kehren sie ab Mitte Februar bis Mitte März nach Deutschland zurück.

Jährlich werden 58 Milliarden Euro Agrarsubventionen in den Ländern der Europäischen Union verteilt. Das sind, so der NABU, 114 Euro pro EU-Bürger. Nur ein Bruchteil davon fließe an Landwirte für Maßnahmen, die Vögel und Insekten retten. Durch intensive Landwirtschaft und verfehlte Agrarpolitik summt und flattert es in Wald und Feld immer weniger. Der NABU fordert, das Ruder herumzureißen, um das Artensterben durch mit Pestiziden behandelte, überdüngte Flächen ohne Hecken und Ackerrandstreifen zu verhindern. So ruft er im Internet dazu auf, dem jeweiligen EU-Abgeordneten zu schreiben, damit diese sich für eine Agrarreform einsetzen, die Mensch und Na­tur zugu­tekommt.