24.04.2024

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11.01.19 / MELDUNG / ZUR PERSON

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-19 vom 11. Januar 2019

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»Kein Bier für Politiker«

Berlin – Die Zeitschrift „Eigentümlich frei“ verspricht jedem Gastwirt oder Restaurantbesitzer, der einen Politiker der etablierten Parteien (CDU, CSU, SPD, Grüne oder FDP) einmal nicht bedient oder des Hauses verweist, eine Belohnung von 1000 Euro. Die Zeitschrift reagiert damit auf einen Vorfall im November, bei dem die AfD-Politikerin Katrin Ebner-Steiner wegen ihrer Partei-Aktivität aus einem Münchener Lokal geworfen wurde.  H.H.





»Hallstein-Fake« als Verhängnis

Anders als im Journalismus kommen Schriftsteller meist ungeschoren davon, wenn sie die Wahrheit verdrehen. Fiktion ist „Fake“, eine Erfindung, aber eben keine „Fake News“, die einem „Spiegel“-Reporter zum Verhängnis werden kann. Schon Shakes­peare verlegte Böhmen ans Meer, ohne dafür büßen zu müssen.

Weil er aber jüngere Zeitgeschichte in seinem Sinn umgebogen hat, steht jetzt der Wiener Schriftsteller Robert Menasse im Kreuzfeuer der Kritik. Um zu beweisen, dass „die Europäische Kommission die Antwort auf         Auschwitz“ sei, legte Menasse in seinem Roman „Die Hauptstadt“ – gemeint ist Brüssel – dem CDU-Politiker Walter Hallstein Sätze in den Mund, die dieser bei seiner Antrittsrede als erster Präsident der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1958 in Auschwitz gesagt haben soll.

Schon kurz nach dem Erscheinen des Romans im Jahr 2017 wies der Historiker Heinrich August Winkler nach, dass Zitate aus der Antrittsrede wie „Die Abschaffung der Nation ist die europäische Idee“ oder „Das Ziel des europäischen Eini­gungsprozesses ist die Überwindung der Nationalstaaten“ bei Hallstein nirgends zu finden sind. Jetzt wurde außerdem publik, dass es in den historischen Archiven von einer Rede Hallsteins in Auschwitz keine Spur gibt. 

Das Romanszenario, wonach Hallstein mitten im Kalten Krieg ausgerechnet auf dem Gebiet des War­schauer Paktes seine Antrittsrede als europäischer Kommissionschef gehalten haben soll, schien man lange Zeit für bare Münze gehalten zu haben. Dabei handelt es sich offenbar um reine Fiktion, um einen Gründungsmythos der EU auf Grundlage des Holocausts zu konstruieren.

Beim 64-jährigen Menasse, dem älteren Halbbruder der Autorin Eva Menasse, kamen bei dieser Geschichtsverfälschung  persönliche Motive mit ins Spiel: Er ist EU-Enthusiast, und er ist jüdischer Abstammung. Sein Vater Hans war in den 1950er Jahren Stürmer der österreichischen Fußballnationalmannschaft.

Nach einer Reihe von Roman- und Essay-Veröffentlichungen gilt Menasses „Die Hauptstadt“ als sein populärstes Werk, für das er 2017 auch mit dem Deutschen Buchpreis geehrt wurde. Am 18. Januar soll ihm in Mainz die Carl-Zuck­mayer-Medaille verliehen werden. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer meint nach einer Prüfung, dass er diese trotz des „Hallstein-Fakes“ verdient habe.H. Tews