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18.01.19 / Stiefmütterlich behandelt / Deutsche Familienunternehmen büßen an Wettbewerbsfähigkeit ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-19 vom 18. Januar 2019

Stiefmütterlich behandelt
Deutsche Familienunternehmen büßen an Wettbewerbsfähigkeit ein
Peter Entinger

Die Familienunternehmer gelten als Herzstück des deutschen Mittelstands. Doch die Stimmung ist im Keller. Sie sehen Deutschland nicht mehr als guten Standort. 

Dies geht aus dem „Länderindex Familienunternehmen“ hervor, den die Münchner Stiftung Familienunternehmen in der vergangenen Woche präsentierte und in deren Auftrag das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) 21 Industrienationen auf Standortfaktoren für Unternehmen untersucht hat. Darunter fallen Aspekte wie Steuern, Arbeitskosten und Regulierung, aber auch Rechtssicherheit und Korruption.

Im Ländervergleich liegt Deutschland auf Platz 16 von 21 betrachteten OECD-Staaten – und damit auf der schlechtesten Position in der Geschichte der Rangliste. Mit Portugal liegt erstmals ein früherer Euro-Krisenstaat auf einer besseren Position als Deutschland.

„Besonders deutlich wird der Rangverlust Deutschlands in der Steuerpolitik. Eine Reihe von Ländern hat gegenüber Deutschland aufgeholt, weil sie in den vergangenen Jahren die Unternehmenssteuern gesenkt haben. Auch die Erbschaftsteuerreform, die für Familienunternehmen besonders bedeutsam ist, führt zu erheblichen Erschwernissen“, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Die Arbeitskosten in Deutschland seien vergleichsweise hoch und die Staatsausgaben für Bildung zu niedrig. In der Kategorie Strompreise fiel Deutschland darüber hinaus auf den vorletzten Platz zurück.

„Deutschland hat im internationalen Vergleich insgesamt erheblich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, auch wenn das noch durch die gute Konjunkturlage verdeckt wird“, sagt Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, gegenüber dem „Handelsblatt“. 

Die Ergebnisse des Länder-index Familienunternehmen müssten ein Weckruf für die Bundesregierung sein, so Kirchdörfer. 

Die Politik müsse endlich die Standortbedingungen Deutschlands wieder in den Fokus rücken. Dringend überfällig seien beispielsweise eine Senkung der effektiven Steuerbelastung von Unternehmen um mindestens fünf Prozentpunkte und ein Ausbau der digitalen Infrastruktur auch in ländlichen Regionen: „Jetzt ist es an der Zeit zu handeln, sonst verliert Deutschland als Standort für Familienunternehmen weiter an Attraktivität“, heißt es weiter. 

Immerhin in einem Bereich ist Deutschland noch führend, nämlich bei den Finanzen. Die stabile Finanzlage des Staates werde von Familienunternehmen inzwischen „als großer Vorteil des deutschen Standorts empfunden“, heißt es in der Mitteilung.

Am besten schnitten die Schweiz, Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika ab. Weder der Brexit noch die Politik von US-Präsident Donald Trump haben sich demnach bislang auf die Standortbedingungen für Unternehmen in den angelsächsischen Ländern ausgewirkt, schreiben die Autoren. „Dieser Erfolg könnte allerdings in Zukunft durch den stark protektionistischen Kurs der US-Regierung gefährdet werden“, heißt es. Und die Folgen des Brexit seien noch nicht absehbar. 

Das Schlusslicht des Rankings bildet Italien. „Dass die aktuelle italienische Regierung den moderaten Reformkurs der Vorgänger jetzt beendet und die Staatsschulden weiter steigen könnten, ist hochgradig riskant für die Überlebensfähigkeit dieses Standorts innerhalb des Euro-Währungsgebiets“, urteilt Studienautor Fried­rich Heinemann.