29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
18.01.19 / Und dreckig ist es doch! / Geld stinkt nicht? Mag sein, aber unsere Banknoten sind dennoch ein Paradies für Keime

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-19 vom 18. Januar 2019

Und dreckig ist es doch!
Geld stinkt nicht? Mag sein, aber unsere Banknoten sind dennoch ein Paradies für Keime
Wolfgang Kaufmann

Pecunia non olet“ (Geld stinkt nicht), soll der römische Kaiser Vespasian seinem Sohn Titus entgegnet haben, als dieser die neue Latrinensteuer des Imperators kritisierte. Damit hatte der finanziell klamme Herrscher durchaus recht, andererseits können sich aber auf Münzen – und heute natürlich auch Papiergeld – Heerscharen von Keimen tummeln. 

So entdeckten Wissenschaftler des Uni-Klinikums Essen an Fünf-Euro-Scheinen Salmonellen, Fäkal-Bakterien sowie einen Erreger, der bei Kühen Euter-Entzündungen hervorruft. Und Mikrobiologen der Queen Mary University in London vermeldeten gar, dass auf sechs Prozent der britischen Banknoten mindestens genauso viele Darmbazillen vom Typ Escherichia coli siedeln wie an einer nicht sonderlich sauberen Toilettenbrille.

Noch dramatischer fielen die Befunde im Rahmen des Dirty Money Project von 2013 aus. Forscher der privaten New York University um Julia Maritz untersuchten damals 80 zufällig ausgewählte Ein-Dollar-Scheine aus einer Bank in Manhattan. Dabei identifizierten sie pro Banknote im Durchschnitt 3000 unterschiedliche Bakterientypen, darunter auch gefährliche Staphylokokken sowie antibiotikaresistente Keime und den Milzbrand-Erreger Bacillus anthracis, welcher als Biokampfstoff verwendet werden kann. 

Am häufigsten trat freilich eine Keim-Spezies auf, die Akne verursacht. Einige Mikroben können das Material der Geldscheine wohl sogar als Nährboden zum Zwecke der weiteren Vermehrung nutzen. Ansonsten fanden sich noch Pilze, Viren und allerlei ominöse DNA-Segmente – darunter von Pferden und einem Breitmaulnashorn.

Des Weiteren weisen viele Banknoten Spuren des Rauschgifts Kokain auf: anderthalb Jahre nach der Einführung des Euro-Bargeldes konnte die Droge bereits auf 90 Prozent aller deutschen Zehn-Euro-Scheine nachgewiesen werden. Ähnlich ist die Situation in den USA und Spanien, wobei die gemessene Konzentration dort noch deutlich höher liegt als hierzulande.

Ansonsten gibt es auch gravierende Unterschiede zwischen einzelnen Staaten, was die Kontamination mit Bakterien betrifft. Wie der Mikrobiologe Frank Vriesekoop von der australischen University of Ballarat bei seiner Untersuchung von 1280 Geldscheinen der verschiedensten Länder der Welt herausfand, sind die aus China, Burkina Faso und Nigeria am meisten keimbelastet, wohingegen die Banknoten Australiens und Irlands die geringste Erreger-Dichte aufweisen. Letzteres resultiert natürlich aus den besseren hygienischen Bedingungen.

Um zu möglichst sauberem Geld zu kommen, existieren unterschiedliche Möglichkeiten. Viele Staaten tauschen ihre Zahlungsmittel relativ oft um: Ein-Dollar-Scheine in den USA zirkulieren meist keine zwei Jahre. Außerdem setzen die Regierungen von Ländern wie Australien, Neuseeland, Mexiko und Kanada zunehmend auf Banknoten aus flexibler Polymer-Folie, an der sich die Erreger schlecht halten können. 

Und in Japan werden die Yen-Scheine in den Geldautomaten vor der Ausgabe jedes Mal auf  200 Grad erhitzt, um sie zu desinfizieren. Münzen wiederum enthalten oft die Metalle Silber oder Kupfer, deren Ionen Bakterien abtöten. 

Nichtsdestotrotz könnte man versucht sein, Bargeld aus hygienischen Gründen zu meiden. Das ist aber mit Sicherheit auch keine Lösung, denn bei der Kartenzahlung kommt es ebenfalls zur Übertragung von Krankheitserregern. So sind die Tastenfelder für die Eingabe der PIN meist in ähnlicher oder gar noch schlimmerer Weise verkeimt als unser Geld. Am Ende hilft also nur Vorsicht beim Bezahlen und prophylaktisches Händewaschen danach.